Kapitel 2 - Der Besitzer

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Songs: 

Visitors - Idrissi

Mystisk - brenn., Kaja Gunnufsen

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Irgendetwas stimmte mit diesem Tattoostudio nicht.

Warum tauchte die Polizei bei mir auf und suchte den Sohn von der reichsten Frau Kopenhagens?

Wie kamen Sie darauf, ihn auf meiner Eröffnungsparty finden zu können?

Warum waren die Polizisten sofort wieder gegangen, als Aslaug mit ihnen geredet hatte?

Warum war das Studio seit drei Tagen geschlossen?

Und warum lungerten dennoch Kunden vor der Eingangstür herum?

Der Anblick dieser wartenden Menschen warf ein ganz merkwürdiges Bild auf mein Geschäft. Denn sie sahen ganz anders als meine alltäglichen Kunden aus. Sie waren eher ungepflegt, stark tätowiert, tranken auf der Straße Dosenbier und rochen unangenehm, wenn man an ihnen vorbei ging. Es schien ihnen nicht sonderlich gut zu gehen und sie taten mir leid, wie sie da in der morgendliche Kälte auf den Besitzer des Studios zu warten schienen. Doch er kam einfach nicht. Seit drei Tagen hatte ich im Nebengebäude kein Licht gesehen oder auch nur einen Ton gehört.

Es war alles äußerst merkwürdig.

Wer war dieser Mann wirklich und warum suchte die Polizei nach ihm? Was hatte er verbrochen? Wo war er?

Und wieso beschäftigte mich das alles so sehr?

Gedankenverloren tauschte ich die vertrockneten Wildblumen im Schaufenster mit neuen gut duftenden Rosen aus und beobachtete dabei zwei der Tattoostudio Belagerer, die sich gerade lauthals zu streiten begannen und sich mit ihren noch vollen Dosen bewarfen und dabei den Inhalt auf der Straße verteilten.

„Furchtbar oder?"

Ich sah im Augenwinkel, wie Lara neben mir am Fenster stand und heraus blickte. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie zu mir gekommen war.

„Ich frage mich, was sie da suchen, wenn das Studio doch offensichtlich geschlossen hat."

„Oh, es hat nicht geschlossen", erwiderte sie.

„Was?", ich sah sie verdutzt an. „Aber im Studio ist es seit Tagen dunkel und man sieht niemanden hinein gehen."

„Das stimmt, aber es hat auf jeden Fall offen. Zumindest habe ich heute Morgen, als ich hier angefangen habe, einen Lieferwagen hier vorne stehen sehen, der Ware geliefert hatte."

„Und wer hat die Ware entgegen genommen?"

„Der Besitzer, schätze ich. Mir ist aber aufgefallen, dass er sich ständig ziemlich nervös umgeblickt hatte, so als ob er jeden Moment mit der Polizei rechnen würde oder so."

„Hm", machte ich nur und sah zurück zu den wartenden Menschen vor dem Studio. „Und was ist mit denen?"

„Da, siehst du?", Lara zeigte auf die Tür, die sich nun das erste Mal, seit ich hier stand öffnete und einen der betrunkenen Menschen herein ließ.

„Merkwürdig."

„Du sagst es", erwiderte sie.

„Ich werde da jetzt rüber gehen", ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, da setzte ich mich bereits in Bewegung.

Vikings of Copenhagen | Teil I | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt