Kapitel 29 - Die Straße

280 15 2
                                    

***

Songs:

Crazy - TRFN, Siadou

King – Pablo Bravas, Nina Chuba

Animal I have become – Three Days Grace

***


Kaum betrat ich die kühle Nachtluft ging es mir direkt etwas besser. Der Nebelschleier des Joints ließ langsam nach und ich spürte meine Beine bereits vom Tanzen. Doch ich war immer noch ziemlich betrunken und würde morgen wahrscheinlich den schlimmsten Kater meines Lebens haben.

„Oh Gott", murmelte ich an mich selber und musste lachen. Ich sah mich auf der Terrasse um, weil ich am liebsten einen Platz nur für mich haben würde. Doch alles schien bereits belegt zu sein. Die Beerpong Jungs waren zu einem Armdrückwettbewerb übergegangen und wurden kräftig von halbnackten Mädchen angefeuert. Ich hatte beim besten Willen keine Ahnung, woher die Lothbrok Brüder all diese Leute kannten. Die Mehrheit von ihnen war mir gänzlich unbekannt. So zum Beispiel auch ein Mädchen, das in der Ecke saß und sich gerade eine Pille einwarf oder der Typ neben ihr, der ihr definitiv an die Wäsche wollte. Oder aber die Gruppe vorne am Geländer, die sich gerade gegenseitig damit herausforderten, in den Garten zu gehen und nackt eine Runde zu drehen.

Nur etwas weiter hinten am Geländer erkannte ich einen mir bekannten Blondschopf und steuerte ihn grinsend an.

„Na Björn, hast du schon genug?"

Er drehte sich zu mir um und sah mich mit benebeltem Blick an.

„Scheiße, deine Nase", ich lachte ihn aus, denn sowohl an seiner Nasenspitze als auch in seinem Bart waren ein paar Koksreste hängen geblieben.

„Shit, hab ich da noch was?", schnell wischte er sich über das Gesicht und grinste entschuldigend.

Ich lehnte mich neben ihn ans Geländer und sah in die Ferne.

„Willst du auch was?"

„Oh nein danke, mir hat der Joint schon gereicht", ich lehnte ab.

„Das glaube ich dir, so wie du getanzt hast", feixte er.

„Du hast auch getanzt."

„Bis dein Freund kam."

„Ja", sagte ich nur.

„Wie geht's dir denn Sofie? In den letzten Tagen hab ich dich ständig mit meinen Problemen zugelabert und mich dabei nicht mal erkundet, was mit dir ist."

„Mir geht's gut. So gut wie jetzt, ging es mir noch nie", ich grinste ihn an.

„Ja, aber mal abgesehen vom Alkohol und dem Joint."

„Mir geht's gut Björn. Alles bestens", warum ließ er es nicht einfach gut sein?

„Du hast Will Peders erschossen."

Das kam unerwartet.

Bei seinen Worten musste ich schlucken und kurz innehalten. Ich sah von ihm weg auf meine Finger. Und zurück waren all die Gedanken daran, wie ich den Abzug runter gedrückt und dem Mann beim sterben zugesehen hatte. Lange hatte ich dieses Gefühl verdrängt, beziehungsweise einfach damit abgetan, dass Will Peders ein scheußlicher Kerl war, der mich bedroht und verletzt hatte, dass er es verdient hatte zu sterben. Aber ich hatte dennoch einen Menschen getötet. Und sowas ging offensichtlich nicht spurlos an einem vorbei.

Vikings of Copenhagen | Teil I | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt