Kapitel 14 - Die Wache

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Songs: 

Alt der glimter - Fugleflugten

SOS - Scarlet Pleasure

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Ich stand seit einer geschlagenen Stunde am Fenster meines Zimmers und sah ungeduldig auf die Straße. Ich wartete darauf, dass irgendetwas geschah, dass irgendjemand kam und mich beschützte.

Hvitserk hatte sich immer noch nicht bei mir gemeldet und langsam gab ich die Hoffnung auf, dass das überhaupt noch geschehen würde.

Es war bereits mittags, als ein schwarzer SUV um die Ecke bog und Björn endlich aus dem Auto stieg. Doch er war nicht alleine. Er öffnete die Beifahrertür und half Ivar in seinen Rollstuhl. Ich zog meine Stirn in Falten. Was sollte Ivar hier? Er war wohl kaum imstande, mich zu beschützen.

Ich verließ mein Zimmer augenblicklich und ging die Treppen zur Haustür runter. Meine Mutter würde sicher gleich nach Hause kommen, um zu Mittag zu essen. Wir mussten vorher definitiv verschwunden sein. Also schlüpfte ich schnell in ein paar Schuhe und öffnete dann die Tür. Mit verschränkten Armen ging ich durch unseren Vorgarten auf das Auto am Straßenrand zu und sah mich kurz um, doch Mutter konnte ich noch nirgends sehen.

Als Björn mich sah, ließ er Ivars Rollstuhl sofort los und kam schnellen Schrittes auf mich zu.

„Sofie", er beäugte mich besorgt und scannte meinen ganzen Körper ab. Er wollte eine Hand an meine verwundete Wange legen, doch ich wich zurück. Ich wollte nicht berührt werden.

„Es geht schon", ich sah ihn nicht direkt an, sondern versuchte stattdessen meine Füße zu betrachten.

„Das sieht aber ganz anders aus", kam es von Ivar, der zu seinem Halbbruder aufgeschlossen hatte und mich nun ebenfalls besorgt ansah.

„Das wird Hvitserk ganz und gar nicht gefallen", Björn knirschte mit den Zähnen.

Ich drehte meinen Kopf wieder zum Haus um.

„Nicht hier. Lasst uns ein Stück gehen."

Björn nickte knapp und schob Ivars Rollstuhl auf den Gehweg. Gemeinsam gingen wir wortlos die Straße entlang. Ich spürte ihre Blicke auf mir, doch ich versuchte sie zu ignorieren. Als wir in eine Seitenstraße Richtung Meer eingebogen waren, entspannten sich meine Schultern etwas, doch ich sprach erst, als wir am Strand angekommen waren. Björn parkte Ivar auf einem gepflasterten Stück, ich ließ mich auf einer Bank nieder und Björn lehnte an einer Laterne.

„Was machst du hier?", fragte ich mit zusammen gezogener Stirn und sah von meinen Füßen das erste Mal so richtig auf. Ivar bedachte mich mit einem mitleidigen Blick.

„Ich wollte sehen wie es dir geht. Sigurd und Ubbe wollten auch erst mitkommen, aber sie hatten noch Arbeit zu erledigen."

„Wie geht es dir, Sofie?", es war Björn, der fragte und einen Stein vor seinen Füßen wegkickte.

„Ging schon mal besser", meinte ich mit einem schwachen Lächeln. „habt ihr was von Hvitserk gehört?"

„Es geht ihm gut. Er dürfte nicht mehr lange weg sein."

Ich nickte bei Björns Antwort. Dann fuhr er fort.

„Hör zu, wir lassen nicht zu, dass diese Bastarde dich nochmal anfassen. Wenn Hvitserk davon erfährt, wird er sie umbringen wollen."

Vikings of Copenhagen | Teil I | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt