Kapitel 10 - Das Charity-Event

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Songs: 

Rica - Gilli, KESI, Sivas

Vai Amor - Gilli

London Town - Branco, Gilli

Hvornår - Barselona, Thøger Dixgaard

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Was zog man zu so einem Charity Event an, bei dem die Presse anwesend war, man gleichzeitig die Eltern seines Freundes offiziell kennenlernte und das erste Mal den Fuß in die Mafia setzte? Ich hatte keine Ahnung und mich deswegen für das schönste Kleid entschieden, welches ich besaß. Ich hatte es das letzte Mal bei der Hochzeit meiner Cousine vor zwei Jahren an und schon da hatte ich mich komisch darin gefühlt, so als wäre ich nicht mehr ich selbst.

Als ich mich so in meinem großen Spiegel im Badezimmer betrachtete, fühlte ich mich irgendwie overdressed und verkleidet. Das Kleid war schön, keine Frage, aber ich war auch froh, wenn ich es wieder ausziehen konnte.

Es war dunkelrot und ging mir bis kurz über die Knie. Es hatte einen viel zu weiten Ausschnitt für meinen Geschmack und lag etwas zu eng an, was mich schwer atmen ließ. Es schwang um meinen Po und meine Oberschenkel und ich war mir sicher, dass mir später am Abend gewaltig kalt werden würde, denn es zeigte viel zu viel Haut. Dazu trug ich äußerst hohe schwarze High Heels, meine einzig hohen Schuhe, und hatte meine Haare etwas gewellt, sodass sie mir luftig über die Schulter fielen und mich jetzt schon nervten. Mein Gesicht hatte ich stärker als sonst geschminkt und ich hatte sogar eine Kette und Ohrringe angelegt. Allem in allem konnte man sagen, dass das nicht ich war. Ich hätte nämlich normalerweise über das Kleid noch eine Jeansjacke geworfen und diese hohen Schuhe gegen Chucks ausgetauscht, aber das wäre wohl dem Event nicht angemessen gewesen.

Ich seufzte und sah auf die Uhrzeit auf meinem Handy. 14:30 Uhr. Hvitserk würde mich jeden Moment abholen kommen.

Zu seiner Freude war sein Auto mittlerweile aus der Werkstatt raus und wir mussten nicht in meinem Wagen vor seiner Familienvilla vorfahren. Was wäre es für eine Schande für ihn gewesen, wenn er aus einem alten Mini gestiegen wäre.

Ich beschloss, dass ich mich genug angesehen hatte und ging zu meiner Couch, wo meine kleine Umhängetasche schon gepackt parat lag. Als ich auch mein Handy einpacken wollte, blinkte das kleine rote LED Licht auf und signalisierte mir, dass ich eine Nachricht bekommen hatte.

„Stehe vor der Tür. Kommst du runter?", es war Hvitserk, der offensichtlich zu faul war, zu klingeln, also setzte ich mich in Bewegung und schritt ganz langsam, damit ich nicht gleich umknickte, die Wendeltreppe hinunter und stolzierte zur Eingangstür. Ich versuchte wirklich mein Gleichgewicht auf den Dingern zu halten und dabei halbwegs professionell rüberzukommen, aber es musste vermutlich einfach nur bescheuert ausgesehen haben. Zu meiner Überraschung war er aber doch nicht zu faul gewesen auszusteigen und stand vor meiner Tür. Und sah natürlich unverschämt gut aus. Wie machte er das nur? Sicher hatte er für seine Aufmachung nur halb so lang wie ich gebraucht.

Hvitserk trug eine hell-beige Leinenhose, dazu ein weißes Hemd, was am Kragen weit aufgeknöpft war. Die Hosenbeine um seine Knöchel waren hochgekrempelt und seine Füße steckten in sauberen weißen Sneakers. Er besaß also doch mehr als nur schwarze Muskelshirts und Adidas Jogginghosen. Seine Haare waren sauber gekämmt und zu seinem üblichen Man Bun nach hinten zusammen gebunden. Als ich bei seinem Gesicht angekommen war, sah ich, wie er mich mit geweiteten Augen betrachtete. Ich öffnete die Tür und schloss hinter mir zu, dann drehte ich mich zu ihm um und seufzte einmal.

Vikings of Copenhagen | Teil I | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt