Kapitel 17 - Der Freund

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Song: I bet you look good on the dancefloor - Arctic Monkeys

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„Also dieses Bild spricht auf so vielen Wegen mit mir."

Ich nickte meiner neuen Kundin zu und musste mir das Gähnen verkneifen, weil sie mich nun schon seit einer halben Stunde über eins meiner Bilder zu textete, aber keinen Anschein erweckte, es am Ende auch wirklich kaufen zu wollen.

Es war der Tag nachdem ich wieder in Vesterbro war und ich wollte eigentlich am liebsten zurück in Hvitserks Dusche und auf diese kuschelige Matratze, aber stattdessen musste ich mich mit dieser anstrengenden Frau rumschlagen.

Hvitserk war früh ins Studio runter, weil er eine Ladung annehmen musste und ich hatte mich schließlich aufgerafft, um rüber zu mir zu gehen und die Galerie aufzuschließen.

Lara hatte sich wie immer Sorgen gemacht, aber nicht weiter nachgefragt, als ich ihr signalisiert hatte, dass ich nicht drüber reden wollte. Mikkel war da anders. Den ganzen Vormittag schon bedachte er mich mit diesem Blick und ließ mich kaum aus den Augen. Ich hatte keine Ahnung, was er damit bezwecken wollte, aber sagte dazu erstmal nichts.

Ich trug heute eine langärmlige Bluse, damit man meine blauen Flecken nicht sehen konnte und hatte mir auf die Narbe im Gesicht besonders viel Abdeckcreme getan. Somit sah ich heute viel zu stark geschminkt aus. Aber wenigstens konnte man so meine Blessuren von der letzten Woche nicht gleich auf den ersten Blick ausmachen.

„Ich finde es faszinierend! Was haben Sie sich dabei gedacht, hier noch dieses rote Element einzubringen? Verzeihen Sie mir, es kommt nicht alle Tage vor, dass ich ein Stück von dieser Qualität noch an Ort und Stelle mit dem Künstler höchst persönlich diskutieren kann."

Die rothaarige Frau in ihrem roten Kostüm lächelte mich gespannt an. Ich hoffte inständig, dass dieses Gespräch meine Zeit wert war und sie das Ding dann auch kaufen würde.

„Danke", ich versuchte zu lächeln, „ich schätze, ich wollte dem Ganzen noch eine weitere Dimension verpassen. Es ist der Hingucker des Bildes."

„In der Tat! Eine Art roter Faden, der sich durch das Gemälde zieht."

„Sie haben es erkannt!", sagte ich und musste mir das Augenrollen verdrücken. Sie nervte mich. Kauf doch endlich das Bild und dann ist gut, dachte ich.

„Wunderbar. Wirklich wunderbar", ihr Blick schweifte zu dem Bild, welches neben dem heiß diskutiertem Stück hing und sie stellte sich nun davor.

„Und dieses? Was möchten Sie damit aussagen? Es ist doch ziemlich rau, meiner Ansicht nach."

Ich seufzte, so dass sie es nicht hören konnte und trat neben sie.

„Es ist quasi das Gegenstück zu dem anderen."

„Ja, das habe ich auch eben gedacht! Ich dachte mir, Bessie, das ist das Gegenstück zu dem roten Faden. Und was passt da besser als völlige Verwirrung."

Bessie. Na der Name passte ja mal, dachte ich.

„Einfach beeindruckend."

„Ich finde, beide nebeneinander geben ein rundes Bild zusammen ab."

„Da haben Sie Recht! Wie viel nehmen Sie für beide zusammen?"

Endlich! Wir würden wohl langsam zu einem Abschluss kommen.

Vikings of Copenhagen | Teil I | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt