Kapitel 5 - Der Anruf

568 23 0
                                    

***

Song: Fireside - Arctic Monkeys

***


Hvitserk hatte während seines Besuches bei mir einen Anruf bekommen und ging nun schon seit ein paar Minuten nervös in meiner Galerie auf und ab. Sein Kaffee war bereits kalt und vergessen. Ich lehnte immer noch an der Theke und beobachtete ihn.

„Ja, aber Ubbe, mein Wagen ist grad in der Werkstatt. Wie soll ich schnell zu dir kommen, wenn ich kein Auto habe?", er blieb danach still und fasste sich nachdenklich an den Kopf.

Ubbe, den Namen hatte er vorhin das erste Mal erwähnt. Das war sein älterer Bruder und der schien zu wollen, das Hvitserk schnell zu ihm kam.

„Ok, ok, ich überleg mir was. Ja, bis gleich."

Hvitserk legte auf und kam etwas frustriert zurück an den Tresen. Ich hörte ihn leise vor sich hin fluchen.

„Ich muss jetzt gehen Sofie, danke für den Kaffee."

„Was ist denn los?"

„Mein Bruder braucht meine Hilfe bei irgendwas und ich muss mir jetzt erstmal überlegen wie ich an ein Auto komme", er dachte kurz für sich nach, „Axel hat keins hier, ich könnte Leo anrufen oder Seb, aber der ist nicht in der Stadt. Scheiße".

„Ich hab ein Auto", hörte ich mich sagen und bereute die Worte sofort.

Hvitserk hielt inne und sah mich verwundert an.

„Naja, es scheint wichtig zu sein. Wenn du eins brauchst, dann kann ich fahren."

„Wirklich?"

„Ja", erwiderte ich.

„Du musst das nicht tun Sofie", fing er an, doch ich bedeutete ihm einfach still zu sein und ging um den Tresen herum.

„Gib mir 10 Minuten, dann können wir los", damit verschwand ich, ohne ihn ein weiteres Mal anzusehen, nach oben und steuerte direkt meinen Kleiderschrank an.

Ich hatte keine Ahnung, warum ich das angeboten hatte. Warum ich überhaupt mit diesem Kriminellen sprach. Und wieso ich seinem Bruder zur Hilfe eilen wollte. Ich wusste es nicht. Es ergab keinen Sinn und doch wurde ich bei den Gedanken daran immer aufgeregter und mein Herz begann laut zu pochen.

Ich schlüpfte schnell in eine Jeans, warf eine Lederjacke über und sprang in die erstbesten Schuhe hinein. Ich schnappte mir meine Tasche mit meinem Handy und meinen Papieren drin und war schneller als die vorhergesagten 10 Minuten wieder unten.

Er staunte nicht schlecht, als ich ihn durch die Galerie zu meinem Innenhof führte. Dort gab es nämlich weder Junkies noch Partys. Hier war alles sauber und für Cafébesucher reserviert. Ich ging geradewegs auf meine Garage zu, öffnete sie und sah stolz auf meinen kleinen Flitzer herunter. Er war zwar klein und eng, aber fuhr trotzdem schnell und war einfach zu bedienen. Es war ein roter alter Mini und ich hatte mir nie ein anderes Auto gewünscht, denn er passte einfach perfekt zu mir.

Bei dem Anblick spürte ich, wie Hvitserk grinsen musste. Ich bedachte ihn mit zusammengekniffenen Augen.

„Was?"

„Nichts", erwiderte er belustigt.

„Besser ist das."

„Er ist nur klein."

„Und?"

„Alt."

„Willst du lieber zu Fuß gehen?"

Vikings of Copenhagen | Teil I | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt