Kapitel 1 - F I N N

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Auf einer Skala von eins bis zehn wie traurig ist es, wenn ein Mann mit 25 Jahren nichts mit sich anzufangen weiß, nur weil sein bester Freund mit seiner neuen Freundin Ella im Urlaub ist. Genau! Es ist erbärmlich, aber leider wahr. Das letzte Jahr hing ich in meiner freien Zeit immer bei Jack oder den Anderen aus dem Team ab. Ich hasse es in meine leere, stille Wohnung zu kommen. Was soll ich auch da? Ich hab nichts zu tun. Joggen war ich schon. Zweimal. Wenn ich noch öfters gehe, bekomme ich Ärger von den Coaches. Sie predigen an mir hinauf wie wichtig Ruhephasen sind und nochmal kann ich sie nicht verärgern. Das würde Konsequenzen bedeuten, auf die ich nicht eingehen werde. Ich spiele nämlich gerne. Ich liebe es.

Seufzend gehe ich in die offene Küche und hole mir einen Smoothie aus dem Kühlschrank. Ich stütze meine Arme auf den Tresen und lasse den Kopf hängen. „Oh Mann." Wenn das so weiter geht, rufe ich am Ende noch Mum an. Na ja immerhin wäre ich dann drei Stunden beschäftigt. Für ihre Geschichten könnte ich schon Interesse aufbringen, oder zumindest so tun.

Halt! Ich denke nicht wirklich darüber nach. Nein so tief bin ich noch nicht gefallen. Es wird ja wohl noch irgendjemand anderen geben, der mit mir abhängen will außer meiner Mum.

Ich schnappe mir mein Handy und scrolle durch meine Kontakte. Das Problem ist nur, dass die meisten meiner Kollegen bei ihren Familien sind. Heute ist irgendein Feiertag. Da meine sieben Stunden Luftlinie entfernt lebt, bin ich nicht dort. Wir legen meistens alle Feiertage hinter einander in meinen Urlaub. Vielleicht hätte ich doch fliegen sollen.

Gerade will ich das Handy weglegen, als es klingelt. Ich runzle die Stirn. Unbekannte Nummer. Das ist verdächtig. Ich bin der Quarterback der Tigers. Ich gebe absolut niemandem meine private Nummer außer meinen Freunden. Aus gutem Grund! Trotzdem nehme ich ab, denn mal ehrlich, was Besseres zu tun habe ich sowieso nicht.

„Hallo?", frage ich vorsichtig.

„Finn?"

Sofort richte ich mich auf. Ich kenne diese Stimme. Es ist Allie, Ellas Freundin. Wir sind uns schon ein paar Mal begegnet, aber sie hat mich nie an sich ran gelassen. Egal welche Methoden oder Tricks ich anwenden wollte, immer wich sie aus. Ich dachte, sie hätte kein Interesse.

Ich räuspere mich. „Ja?"

„Kannst du mich abholen kommen? Ich hatte... hatte einen ... ähm Autounfall."

Wie bitte was?

„Finn? Es tut mir leid, aber ich habe niemand anderen der kommen könnte und...", ihre Stimme ist unruhig und brüchig. Sie klingt nicht gut.

„Ich bin sofort da. Schreib mir wo du bist. Hast du den Notruf schon gerufen?" Schon während ich das frage bin ich aus der Tür hinaus und im Fahrstuhl auf dem Weg in die Tiefgarage.

Allie gibt nur ein Murmeln von sich. Sie atmet viel zu schnell.

„Allie? Bleib ruhig, ok? Alles wird gut. Ich bin gleich da."

„Ok", sagt sie schwach.

„Setz dich irgendwo hin und atme ruhig."

„Ich kann nicht." Leise Panik schleicht sich in ihre Stimme.

„Was kannst du nicht?"

Im Hintergrund höre ich Sirenen. „Ich leg jetzt auf. Danke Finn."

„Nein! Warte! Halt! Nicht auflegen..." Aber ich höre die Leitung schon tuten.

Ich starre an die graue Decke des Fahrstuhls und wippe mit einem Bein. Kann dieser scheiß Fahrstuhl nicht schneller machen? Ich tippe nochmal auf diesen Knopf. Das kann doch nicht wahr sein!

Quarterbackgirl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt