Quarterbackgirl

Kapitel 31 - F I N N

Das Timing ist echt scheiße. Auswärtsspiele kommen immer zum falschen Zeitpunkt.

Heute Morgen musste ich früher aufstehen. Ich bin bei Allie eingeschlafen und wollte sie nicht wecken. Ich habe ihr gleich geschrieben, weil mir ein Zettel zu schreiben doof vorkam. Den muss sie auch erstmal finden. Per SMS ist es sicherer, dass sie die Nachricht auch schnell bekommt.

Ich sitze im Bus und sollte mich eigentlich auf das kommende Spiel konzentrieren. In 10 Minuten sind wir da und dann muss ich raus aufs Feld. Trotzdem schwirrt mir nur gestern Abend durch den Kopf. Es gibt noch so viel unausgesprochenes zwischen uns.

Mein Handy piept und reißt mich aus meinen Gedanken.

Allie: Wann kommst du heute nach Hause?

„Was ist denn los, Mann?" Jack tritt hinter mich und klopft mir auf die Schulter.
Ich hebe meinen hängenden Kopf wieder und sehe zu ihm hoch. Er sieht mich besorgt an.
„Allie und ich hatte... na ja wir haben uns nicht gestritten, aber es ist ... kompliziert", murmle ich leise.
„Das tut mir leid."
Ich nicke nur. Jack setzt sich neben mich auf die Bank und streckt die Beine aus - soweit das eben in einem engen Bus geht. „Meinst du, du kannst dich heute konzentrieren?"
„Natürlich! Das ist Football. Für den muss ich nicht viel nachdenken, das kommt instinktiv."
„Du siehst aber gerade alles andere als vorbereitet aus."
„Komm schon, Jacky, lass das. Quatsch jemand anderen voll."
Jack schüttelt nur den Kopf und schnappt sich dann mein Handy. Ich protestiere, aber er winkt meinen Protest ab. „Sie hat dir geschrieben."
„Gratuliere, Sherlook."
„Darauf musst du etwas Vorsichtiges antworten. Glaub mir! Weiß nicht ist die aller, aller, aller schlechteste Antwort darauf. Damit lässt du den Frauen viel zu viel Spielraum, um zu spekulieren. Und du willst nicht das sie anfängt zu spekulieren. Vor allem nicht, wenn du erst spät nachts nach Hause kommst."
„Na super. Und was schreibe ich ihr jetzt? Ich hab doch keine Ahnung wie lang Rey mit seiner Rede wieder braucht."
„Dann schreib ihr genau das."
„Was? Das ich nach Hause komme, sobald Rey fertig gelabert hat?"
„Genau!"
Ich schnaube, aber gebe mich geschlagen. Jacky hat vielleicht recht und deutlich mehr Erfahrung. Wird schon schief gehen.

Finn: Sobald Rey mit seiner Predigt nach dem Spiel fertig ist, komm ich nach Hause. Kann später werden.

„Stopp! Nicht abschicken!", schreit Jack.
„Was? Ich hab doch genau das geschrieben."
„Mann, kann später werden? Nicht gut! Zu viel Spekulation. Du musst das diplomatisch schreiben. Gib mal her."

Als er fertig ist mit tippen, gibt er es mir wieder zurück und ich lese.

Finn: Sobald Rey mit seiner Predigt fertig ist, komm ich nach Hause. Normalerweise dauert das so ein bis zwei Stunden. Je nach dem wie gut er gelaunt ist.

Ich schicke die Nachricht ab und lasse mein Kopf nach hinten fallen. Keine zehn Sekunden später klingelt mein Handy. Sofort schalte ich es an und werde verrückt, als ich sehe das Allie mir schon zurück geschrieben hat.

Allie: Ok. Viel Glück beim Spiel.
Allie: Soll ich wach bleiben?

„Und was hat sie geschrieben?"
Ich gebe Jack mein Handy. Immerhin hat er ja schon alles gelesen.
„Das ist gut", murmelt er.
„Super und was antworte ich jetzt darauf?", frage ich spitz. Wie ich Textnachrichten hasse. Ich muss so schon immer genau aufpassen was ich bei Allie sage und ohne ihre Reaktion zu sehen, ist das wie ein Minenfeld bei dem ich noch nicht mal weiß, ob eine hochgegangen ist.

„Keine Ahnung, Mann. Das was du willst."
„Taylor!" Rey ruft nach ihm und er steht auf.
„Verkack es nicht."
Ich lache freudlos auf. „Du bist immer so motivierend Jacky."

Seufzend starre ich auf mein Handy und denke nach. Es wird bestimmt mehr als spät, aber laut Jacky darf ich das so auf keinen Fall schreiben.

Finn: Ich würde mich darüber freuen, aber du musst nicht. Rey ist unberechenbar mit der Länge seiner Rede.

Allie: Ich bleibe trotzdem wach.

Das dumpfe Gefühl, dass ich seitdem hatte, löst sich ein wenig und ich kann wieder freier atmen. Das ist gut. Sehr gut. Es hört sich an, als würde sie endlich reden wollen. Das ist höchste Zeit. Und diesmal muss ich ihr wirklich meine Lösungsvorschläge unterbreiten und nicht locker lassen. Sie braucht die Hilfe, mehr als ich gedacht hätte.

Allie: Ella sagt, ich darf dich nicht weiter ablenken. Konzentriere dich aufs Spiel. Bereite dich vor und vergiss unsere Diskussion. War nicht so wichtig. Wir können das nachher klären.

Finn: In Ordnung. Und mach dir kein Kopf. Ich hol für dich den Sieg heim.

Allie: Konzentriere dich und hör auf mir zu schreiben!

Finn: Eins muss ich noch wissen: Wirst du mit mir reden? Richtig und ausführlich?

Allie: Ich werde mein Bestes geben. Es tut mir leid. Aber den Rest klären wir, wenn du wieder zu Hause bist! Jetzt hör Musik, oder was immer ihr so macht vor Spielen!

Finn: Wird gemacht.

Ich stecke mir tatsächlich die Kopfhörer in die Ohren und lasse meine Playlist ablaufen, tauche ein in meine gewöhnlichen Rituale und bereite mich auf das Spiel vor.