Kapitel 39 - F I N N

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Es fühlt sich irgendwie noch ein wenig unwirklich an, jeden Tag Allie neben mir auf der Couch liegen zu sehen und mit ihr die Footballspiele, oder einen Film anzusehen. Ich genieße es, muss aber immer wieder zu ihr sehen, um mich zu vergewissern, dass das hier auch wirklich passiert.

„Bekommst du überhaupt etwas vom Film mit?“

„Hmm?“

Lachend dreht sie sich zu mir und sieht mich mit schief gelegtem Kopf an. „Bin ich so viel spannender als der Film?“

Ups! Sie hat es offenbar gemerkt. Aber was solls. Dass ich den Blick nicht von ihr nehmen kann, darf sie ruhig wissen. Ich nicke und ziehe sie an mich. „Definitiv!“

Sie nimmt die Einladung und setzt sich kichernd auf meinen Schoß. Erst lächelt sie noch, aber dann wird sie ernster. „Wenn du sowieso nicht zusiehst, kann ich dich ja noch etwas fragen, dass mich beschäftigt. Warum hast du mir nicht gesagt, dass heute dein Geburtstag ist?“

In ihrem Blick lese ich Enttäuschung und Traurigkeit.

„Ähm...“ Ich sehe sie vor den Kopf gestoßen an und halte sie fest, als sie von mir weg will. Ich weiß nicht was ich sagen soll, aber sie will eine Erklärung. Seufzend schließe ich die Augen und schüttle den Kopf. Versuche das Gefühl zu beschreiben, dass ich mit diesem Tag verbinde. „Geburtstage waren für mich nie etwas Besonderes. Ich war als Kind auf dem Internat. Dort wurde an diesem Tag nicht groß gefeiert. Es ist ein Tag wie jeder andere auch. Ich gehe zum Training, arbeite und mache alles wie sonst. In den letzten Jahren habe ich nur wegen den anderen gefeiert. Weil man das eben so macht.“

„Das ist traurig, Finn. Hattest du denn nie einen schönen Geburtstag? Komm schon! Sogar ich hatte immer einen schönen Tag.“

„Klar waren die meisten Feiern ganz nett, aber ich fand es einfach nur anstrengend den Gastgeber zu spielen und alles organisieren zu müssen.“

Sie schüttelt den Kopf und jetzt liegt eher Mitgefühl in ihren Augen.

„Es tut mir leid, Allie. Ich weiß normale Menschen hätten das erzählt, aber es hatte für mich keine Bedeutung und deswegen kam mir es auch gar nicht in den Sinn es dir gegenüber zu erwähnen. Ein ruhiger Abend wie immer klang so viel schöner.“

Sie beugt sich vor, um mich auf die Stirn zu küssen und legt ihre Arme sanft um meinen Hals. Hinter ihrer Stirn rattert es und dann nickt sie zufrieden. „In Ordnung. Mit dieser Ausrede kommst du gerade noch so davon. Ausnahmsweise!“

Meine Schultern sacken wieder beruhigt herunter, aber ich will trotzdem sicher gehen, dass sie mich versteht. Ich wollte sie damit definitiv nicht verletzen. „Es tut mir wirklich leid. Ich...“

Sie unterbricht mich mit einem weiteren sanften Kuss und kommt noch ein wenig näher. Als sie sich langsam wieder von mir löst, lächelt sie und ich weiß, dass sie es mir nicht übel nimmt.

„Das nächste Mal solltest du mir wirklich davon erzählen.“

„Versprochen!“

„Ich habe mir jetzt totalen Stress mit deinem Geschenk gemacht, aber es ist noch nicht ganz fertig.“

Überrascht sehe ich zu ihr auf. „Ein Geschenk?“

„Natürlich“, lacht sie, aber dann werden ihre Augen groß. „Sag jetzt nicht, dass du noch nie ein Geschenk zum Geburtstag bekommen hast. Dann würde ich verstehen, warum du den Tag nicht magst.“

„Ich bin doch nicht Harry Potter. Meine Familie hat mir natürlich Geschenke gekauft, aber die Sachen, über die ich mich wirklich gefreut hätte, wäre mehr Zeit mit ihnen gewesen. Ausflüge, Familienzeit, ganz normale Sachen eben, aber bei uns gab es immer nur den Football und meine Karriere.“

„Das tut mir leid, Finn. Aber ich mache es mir ab jetzt zur Aufgabe, dass Geburtstage etwas Schönes für dich werden. Niemand kann seinen Ehrentag nicht mögen. Ab jetzt werden sie wundervoll.“

„Ein Abend mit dir auf der Couch ist wundervoll.“

„Tja, das hättest du mir früher sagen sollen. Da ich ja nicht wusste, dass du keine Feier willst...“

Allie wird von der Klingel unterbrochen. Sie lacht bei meinem erschrockenen und leidenden Gesichtsausdruck auf.

„Keine Sorge. Es sind nur Jack und Ella.“ Sie zwinkert mir zu und steht auf. Barfuß läuft sie zur Tür und öffnet diese.

Ich entspanne mich wieder ein wenig. Wenn es nur Jack und Ella sind, geht es ja noch. Ich hoffe nur, dass sie nicht noch mehr Leute eingeladen haben. Ich habe mich wirklich auf einen normalen Abend mit Allie gefreut.

Langsam stehe ich auf und gehe zu ihr an die Tür. Ella grüßt uns schon aus dem Fahrstuhl heraus und fällt mir lächelnd um den Hals.

„Alles Gute zum Geburtstag, Finn“, ruft sie fröhlich und drückt mich noch ein wenig fester. Dann wendet sie sich an Allie und mir bleibt es erspart irgendwas sagen zu müssen.

Jack sieht mich entschuldigend an, auch wenn das durch sein breites grinsen stark abgemildert wird. Es tut ihm kein bisschen leid.

Ella wechselt ungeduldig von einem aufs andere Bein und sieht uns auffordernd an. Allie nimmt ihr lachend die Tüte aus der Hand und Ella folgt ihr in die Küche. Allie holt Teller aus dem Schrank und stellt sie auf die Theke.

Jack folgt ihnen langsam und ich schließe die Haustür wieder.

„Du magst deinen Geburtstag nicht?“, ruft Ella fassungslos aus der Küche und kommt um die Ecke, damit sie mich ansehen kann. Ihre Stirn ist gerunzelt und sie sieht mich an als wäre ich ein Alien.

„Wie kann man seinen Ehrentag nicht lieben?“ Allie kommt mit Kuchen aus der Küche und reicht Ella gleich einen. Die deutet auf ihr Stück und sagt wieder zu mir: „Das ist Grund eins, warum man seinen Geburtstag feiern sollte.“

Jack küsst ihr nachsichtig lächelnd die Stirn. „Wir sind Sportler, Schatz. Kuchen wird nicht gerade oft auf unseren Speiseplan geschrieben.“

„Umso schöner ist es doch, wenn man für einen Tag eine Ausrede hat, es doch zu tun.“ Kopfschüttelnd setzt sie sich neben Allie aufs Sofa.

Meine Freundin reicht uns allen ein Stück Torte und lehnt sich dann wieder an mich. Ich schlinge die Arme um sie und lege mein Kinn auf ihren Kopf ab. Ella schaltet den Fernseher aus und kuschelt sich an Jack.

„Ihr habt hier wirklich eine tolle Aussicht“, murmelt Ella und fängt an zu essen.

Allie schaltet das Licht aus und die Lichter der Stadt kommen erst richtig zur Geltung. Das Flackern der Ampeln und der Laternen strahlen entlang der dicht befahrenen Straßen Richtung Stadion am hellsten. Nachts sieht alles ganz anders aus. Die Straßen sehen beinahe unbekannt aus.

Allie lacht auf und beugt sich zu mir. „Da war eine Sternschnuppe.“

Grinsend sehen wir uns an und ich beuge mich vor, um sie zu küssen.


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