Kapitel 24 - F I N N

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Ich weiß nicht was in mich gefahren ist, oder woher ich den Mut genommen habe. Damit wollte ich definitiv noch warten, doch in diesem Moment fühlte es sich einfach richtig an. Ich musste es tun, denn ich konnte diesen Moment nicht verstreichen lassen. Und jetzt sitze ich hier und küsse sie.

Keine Ahnung wer von uns beiden darüber schockierter ist.

Sanft löse ich mich von ihr und studiere ihre Mimik. Währenddessen saß sie stocksteif da und ließ es einfach nur geschehen. Ich habe nicht den blassesten Schimmer was sie denkt. Ich sehe nur ihre großen Pupillen in noch größeren Augen, die mich fragend ansehen.

Ich höre mein Herz in meinen Ohren pochen aus Angst, das sie gleich aufsteht und hinaus rennt, wieder davon läuft. Ich weiß nicht, ob ich das in dieser Situation ertragen könnte.

Meine Hand liegt noch immer an ihrer Wange und ich bin nicht bereit die Nähe schon aufzulösen. Ich halte an meiner Vorstellung des Moments fest.

„Das war dein Wunsch?“ Sie verschluckt die Worte fast und ihre Stimme ist viel höher als sonst.

Ich nicke als Antwort. „Seit ich dich näher kenne werde ich von dir angezogen. Ich bin dir jedes Mal nachgelaufen, wenn du weggelaufen bist, weil ich gefühlt habe, dass du es wert bist. Und, wenn du mich lässt werde ich dir weiter hinterherlaufen.“

Allie lacht auf und beißt sich auf ihre Unterlippe. Zu viele Gefühle spiegeln sich in ihren Augen, als das ich sie lesen könnte.

„War es zu viel? Ergreifst du die Flucht? Noch kannst du es. Ich könnte es verstehen.“ Auch, wenn ich das nicht hoffe.

„Wovor sollte ich die Flucht ergreifen?“

Ich glaube, sie weiß worauf ich hinaus will. „Wir sind die letzten Tage – nein Wochen – umeinander herum getänzelt. Mehr als einmal war da keine Grenze mehr zwischen Freundschaft und mehr. Und ich will dieses mehr. Es ist schön dein Freund zu sein, ehrlich. Ich bin es gern. Aber du solltest wissen, dass ich mehr will als das. Mehr als Freundschaft.“

Ihre Hand wandert zu meiner, die immer noch auf ihrer Wange ruht, und hält sie fest. Ihr Mund steht leicht offen. Ihre Augen sind offen. Sie lässt mich sehen was sie denkt.

Da ist Angst in ihrem Blick, aber auch Hoffnung und etwas ... warmes.

„Ich will dich nicht überrumpeln. Wir gehen es langsam an. Wir zwei“, ich deute zwischen uns hin und her, „bleiben, wie wir sind. Unsere Beziehung bleibt so, nur könnte ich dich küssen, dich umarmren ohne die Grenzen einer Freundschaft. Ich bin weiterhin dein Freund, aber ich werde dich ab jetzt zu Dates ausführen, wenn du es erlaubst.“

„Waren wir nicht schon auf Dates? Die Abende während wir – ich – das Bild malte und die Kunstausstellung fühlten sich danach an.“

Hoffnung steigt in mir hoch. Ein warmes, blubberndes Gefühl kriecht von meinem Bauch bis zur Brust.

„Was heißt das Allie?“

„Das heißt, dass...“, sie bricht ab und ich würde sie am liebsten schütteln. Was will sie sagen? Warum lässt sie mich so zappeln?

Sie sieht zur Seite und atmet tief durch. Dann blickt sie mir unverwandt in die Augen und ahmt meine Geste nach. Nervös streicht sie sich wie immer ihr Haar zurück, nur damit es zwei Sekunden später wieder in ihre Augen fällt.

Lächelnd schiebe ich die Haarsträhne hinter ihr Ohr. Als ich zurück in ihre Augen sehe, liegt in ihnen eine Intensität, die mich schier überrumpelt.

„Ich habe auch gemerkt, wie anders die letzten Wochen waren und das sich unser ... Verhältnis, oder wie man das auch immer nennen will, verändert hat. Und ich wollte es. Ich habe jede Sekunde davon genossen. Die Zeit mit dir ist viel schöner, viel intensiver und fröhlicher als der Rest. Ich ... ich habe das Gefühl bei dir ich sein zu können. So wie ich war. Ohne Sorgen, ohne mir Gedanken um Morgen machen zu müssen, weil ich weiß, dass du da wärst um mich aufzufangen, weil du mir immer hinterher laufen wirst und für mich da ist. Und ich weiß nicht, ob dir klar ist, dass ich für dich das Gleiche tun will, nur bin ich darin nicht so gut.“

Ich unterbreche sie sanft. „Du hast Unrecht. Du bist darin fantastisch, so viel besser als andere, denn du versuchst für alle da zu sein. Für deine Mum, deinen Dad, Ella und mich. Mach dir keine Gedanken, ich weiß, dass du da bist. Du erhellst meine schlechten Tage genauso. Ich weiß, dass ich immer zu dir kommen kann, wenn ich jemanden brauche und in der Vergangenheit habe ich das getan. Nicht mehr Jack war meine erste Ansprechperson, sondern du.“

„Ich habe nur Zweifel, dass das irgendwas zwischen uns ändert. Eigentlich weiß ich ja, dass wir wir bleiben nur noch besser, aber...“

„Das wird meine Aufgabe sein – dir zu zeigen, dass wir weiterhin genauso viel lachen und scherzen. Das sich nichts verändert, außer das wir offen sehen können, wohin das mit uns führt.“

„Und wenn ich mehr will als das? Wenn ich mir schon sicher bin, wohin das mit uns führt ... wenn du es auch willst?“

„Wohin?“, krächze ich. Ihre Offenbarung haut mich völlig um. Das ist mehr als ich erhofft habe, mehr als ich mir von jeder Sternschnuppe der Welt gewünscht hätte.

„Ich will alles. Du bist so ein toller, humorvoller, lieber und witziger Kerl.“

„Das war doppelt gemoppelt.“

Lachend zwickt sie mich in die Seite. „Na gut. Du bist aufmerksam, verständnisvoll und warmherzig. Ich fühle mich bei dir sicher. Nichts steht zwischen uns, wenn wir zusammen lachen und ich will das das so bleibt.“

„Ich auch.“

„Ok“

„Ok“

Wir strahlen uns an. Das warme, sprudelnde Gefühl ist mittlerweile überall und mein Kopf ist klar wie nie.

„Also meine offizielle feste Freundin in spe, darf ich dich wieder küssen? Und von jetzt an immer, wenn ich will?“

Sie schüttelt grinsend den Kopf und kommt näher. „Diesmal bin ich dran.“

Sie beugt sich zu mir vor und küsst mich. Erst sanft und dann drängender. Ich erwidere den Kuss sofort und lege meine Hände um sie, ziehe Allie an mich und halte sie fest. Und wenn es nach mir geht, lasse ich sie auch nie wieder los.

Ich löse mich von ihr und schaue ihr in die Augen, streiche eine weitere Haarsträhne nach hinten.

„Du bist eine liebenswürdige, lustige Person, die meine Witze und Scherze unterstützt. Du bist da und gibst ohne zu nehmen. Du bist einfühlsam und hilfsbereit. Und verdammt cool.“

Lachend beugt sie sich über mich. „Ich muss dir etwas gestehen, Finn Renger.“

„Immer doch.“

„Ich mag deinen Nachnamen nicht.“

Ich lasse mich auf die Couch zurück fallen und ziehe sie mit mir. „Das könnte allerdings ein Problem werden.“

Grinsend stützt sie sich auf meiner Brust ab. „Hmh... Da gibt es noch etwas, dass du wissen solltest.“

„Warte kurz!“ Ich strecke mich und stehle mir einen weiteren Kuss. Ganz einfach, weil ich es jetzt kann. 
„Ok. Jetzt kannst du weiter reden.“

Lachend haucht sie einen Kuss an meinen stoppeligen Kiefer. „Ich bin dabei mich in dich zu verlieben, Finn Renger.“

Quarterbackgirl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt