Kapitel 40 - F I N N

10.5K 473 20
                                    


Lachend schließe ich die Tür hinter Jack und drehe mich seufzend um.

„Und? Das war doch jetzt gut, oder?“

Ich drehe mich zu Allie, die versucht ihr stolzes Grinsen zu verstecken. Schnell strecke ich meinen Arm aus und ziehe sie zu mir, damit ich ihr Lächeln weiterhin sehen kann.

„Die Überraschung ist dir gelungen.“

Ihre Augen leuchten auf und ihr Grinsen wird noch breiter. „Das freut mich.“

„Und mich freuen meine Geschenke, die ich gleich auspacken darf.“ Ich wackle mit den Augenbrauen und sie schlägt mich spielerisch in die Seite.

Lachend lasse ich sie los und gehe hinüber zum Couchtisch. Ella hat einen blauen Umschlag liegen lassen und meinte, dass wir ihn erst später öffnen sollen. Umso gespannter bin ich jetzt.

Allie räumt das Geschirr ab, während ich den Brief aufreiße und die Karte heraus ziehe.

Damit deine Freundin bei deinen Tanzkünsten das nächste Mal nicht wieder auf dem Boden landet.

Ella und Jack

P.S. Alles Gute zum Geburtstag

Ich ziehe die zweite Karte heraus und muss lachen. „Allie? Ich glaube, das Geschenk ist eher für dich“, rufe ich Richtung Küche.

Sie kommt stirnrunzelnd zu mir und duckt sich unter meinem Arm hindurch, damit sie die Karte in meiner Hand lesen kann. Auch sie lacht auf.

„Nein. Da steht eindeutig, dass du den Kurs nötig hast und nicht ich.“

„Hallo?“, rufe ich empört auf und drehe mich zu ihr. Sie legt mir ihre Arme um den Bauch. Ich lasse die Karten fallen, um auch sie umarmen zu können.

„Gefällt es dir nicht?“

„Ich würde gern einen belegen, aber erst in der Off-Saison, damit wir auch wirklich Zeit haben.“

„Ok.“ Sie wiegt den Kopf hin und her und wägt ab, ob sie mir etwas erzählen soll, oder nicht. Ich sehe es in ihren Augen.

„Was?“

„Bereit noch ein Geschenk zu sehen?“

Verwirrt runzle ich die Stirn. „Was für eins? Hat jemand ein Päckchen geschickt.“

Sie schüttelt den Kopf und beißt sich auf die Unterlippe. „Meins.“

„Aber ich dachte, du hättest keins.“

„Ich bin noch nicht ganz fertig, aber ich will es dir gerade doch schon zeigen.“ Sie wippt auf ihren Zehenspitzen auf und ab und sieht mich aufmerksam an.

Ein breites Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus und ich nicke. „Sehr gern!“

Begeistert greift sie nach meiner Hand und zieht mich in Richtung ihres Malzimmers. Ich glaube, ich weiß in welche Richtung das geht.

Sie zögert vor der Tür und dreht sich zu mir um. „Kannst du die Augen zu machen?“

„Warum denn? Ich sehe es doch sowieso gleich.“

„Ich will aber dein Gesicht sehen, wenn du es das erste Mal siehst. Wenn es dir nicht gefällt, kann ich mir was anderes überlegen. Aber da du nie zugeben würdest, dass du mein Geschenk nicht magst, musst du die Augen schließen.“

Kopfschüttelnd mache ich was sie sagt. „Dein Geschenk kann nicht schlecht sein. Du kennst mich. Wirklich mich. Genauso wie Ella und Jack mehr wissen als sonst jemand. Es wäre eine Kunst mir etwas nicht tolles zu schenken“, sage ich, um sie ein wenig zu beruhigen. Sie sieht viel zu aufgeregt aus.

„Augen zu!“, ruft sie und kichert.

Ich höre die Tür aufgehen und dann Geraschel. Ich komme mir ein wenig dämlich vor, aber ich schummle nicht wieder – ihretwegen.

„Ok. Jetzt darfst du die Augen aufmachen.“

Ich blinzle ein wenig und mein Blick fällt erst auf sie, die neben einer Leinwand steht.

„Ich weiß, es ist nicht gerade originell, aber du hast einmal erwähnt, dass du auch ein Bild aufhängen willst. Also kommt es mir nicht ganz so schlecht vor.“

Ich folge ihrer Hand und mein Blick bleibt auf der Leinwand hängen. Zur Hälfte ist schon Farbe drauf, aber auf der anderen Seite sind nur grobe Bleistiftskizzen zu sehen. Trotzdem erkenne ich was es werden soll.

Ganz automatisch gehe ich ein paar Schritte nach vorn und sehe es mit großen Augen an. Dann sehe ich Allie an, die erleichtert lächelnd neben mir steht und mich beobachtet, und dann wieder zu ihrem Werk.

„Das ist... Woher wusstest du das?“, flüstere ich.

„Jack hat mir einen Tipp gegeben. Er hat erzählt, dass dieses Foto bei einem Brand verloren gegangen ist. Und dann habe ich mir die verschiedenen Personen aus älteren Fotos zusammen gebastelt. Natürlich musste mir Jack helfen, damit ich wusste, wo wer wie stand, aber er meinte, ich hätte es ganz gut getroffen.“

Ich kann nur nicken und betrachte das Bild weiter. Ich hing daran und war traurig, dass niemand von meiner Familie daran gedacht hat, es für mich zu retten.

„Gefällt es dir?“

Ich kann wieder nur nicken und ziehe sie an mich, drücke sie fest. „Danke.“

„Gern.“

Eine Weile schweigen wir.

„Ich denke, ich hänge es in den Flur.“

„Erst wenn es fertig ist! Es soll perfekt werden.“

„Danke“, flüstere ich nochmal.

Sie drückt mich fest und lehnt ihren Kopf an meine Schulter. „Verrätst du mir, was du mit diesem Moment verbindest?“

„Es ist nach meinem ersten Spiel in der NfL entstanden. Mum und Dad waren im Stadion und haben von den Rängen hinunter ein Bild von ihnen gemacht und Jack und mich auch noch mit eingefangen. Das Spiel ging gerade zu Ende und wir haben uns abgeklatscht. Dieser Moment war fantastisch. Ich... Da wurde mir das erste Mal richtig bewusst, dass ich meinen Traum nun wirklich lebe, weißt du? Das es real ist. Ich werde mein ganzes Leben lang Football spielen dürfen. Nicht jeder hat die Möglichkeit solch ein Leben zu führen, aber mir ist es vergönnt.“

„Du hast hart dafür gearbeitet. Finn, du hast dir dieses Leben verdient.“

„Ja“, flüstere ich. „Das war der Anfang. Der Anfang von allem. Und es ist noch schöner, weil ich in diesem Moment gar nicht wusste, dass ich fotografiert wurde. Der Moment war echt. Es ist wunderschön, dass ich ihn jetzt endlich wieder habe.“

Allie streckt sich lächelnd zu mir hoch und küsst mich sanft. Ihre Hände wandern in meinen Nacken und streifen durch meine Haare. Ich ziehe sie näher zu mir, will den Kuss gerade intensivieren, als wir durch ihr Handy unterbrochen werden.

Stöhnend löst sie sich von mir und kneift die Augen zusammen. „Das ist doch wirklich ein Fluch! Bin gleich wieder da“, murmelt sie und löst sich sanft von mir.

Ich bleibe noch kurz und werfe noch einen kurzen Blick auf die Leinwand. Selbst wenn ihr die Farbe auf das Bild fallen würde, es wäre immer noch perfekt. Sie hat mir diesen Moment zurück gegeben, mich an ihn erinnert. Das ist mehr wert als jedes andere Geschenk, dass ich noch bekommen habe.

Lächelnd gehe ich zurück ins Wohnzimmer und gehe auf sie zu.

Sie hat mir den Rücken zugedreht, aber ich höre ihr Schluchzen. Besorgt und verwirrt gehe ich auf sie zu und drehe sie sanft zu mir. Tränen stehen in ihren Augen und sie bejaht bevor sie auflegt. Ich ziehe sie in meine Arme und halte sie fest.

Sie vergräbt ihr Gesicht an meiner Halsbeuge. Zitternd hält sie sich an mir fest und schluchzt nochmal auf. Dann sieht zu mir hoch und atmet hastig ein. „Das war das Krankenhaus.“

Quarterbackgirl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt