Ich hätte erwartet, dass mir sobald ich im Auto saß, ziemlich übel werden würde, doch überraschenderweise war dem nicht so, was mir Hoffnung für den Rest des Tages gab, da es nun hoffentlich nur besser werden konnte. Mal wieder hatte mir Noah nicht gesagt, wo es hinginge und wiedermal fuhren wir ziemlich weit aus der Stadt raus. Ich wusste nicht woher er all diese Orte kannte, zu denen er mich immer brachte, aber nachfragen wollte ich auch nicht, damit ich nicht wieder seine Erinnerungen aufwühlte. Es vergingen noch ein paar weitere Minuten, bis wir endlich ankamen, mitten im australischen Urwald. Hätte er mir das gesagt, hätte ich zumindest noch ein Insektenschutzspray oder sowas einpacken können, denn ich wollte heute nicht wegen einem der gefährlichsten Tiere der Welt draufgehen. Aber nun ja, wenn das passieren sollte, könnte Noah das schließlich meiner Mutter erklären.
"Wir müssen noch ein bisschen hier entlang gehen, aber dann sind wir gleich da." meinte Noah und nahm meine Hand, um mich hinter ihm herzuziehen. Ich seufzte, "Du fährst mit mir so einen weiten Weg und sagst dann, wir müssen noch laufen. Hättest du dir nichts besseres einfallen lassen können?"
Noah lachte, "Tun dem Prinzesschen die Füße weh? Hättest gestern wohl weniger trinken sollen." Ich verdrehte nur die Augen, "Klar, das hängt bestimmt miteinander zusammen."
Noah zog mich bestimmt einen Kilometer den Berg hoch, was für ihn zwar nicht so besonders anstrengend war, für meinen unsportlichen Arsch aber schon und als wir endlich ankamen, musste ich erst mal tief Luftholen, "Ich hoffe für dich, dass sich das nun gelohnt hat."
"Wenn du mal nach vorne, statt auf den Boden schauen würdest, könntest du es selbst beurteilen." meinte Noah knapp und ich konnte mir vorstellen, dass er von meinem Genörgel etwas genervt war, weshalb mich meinen Blick nach oben richtete und das was sich vor mir befand versprach mir erst einmal die Sprache. Noah hatte mich doch tatsächlich zu einer dieser riesigen Seilbahnen gebracht, welche sich über mehrere hundert Meter entlangziehen, diese hier über den Dschungel und ich schluckte, "Heilige Scheiße Noah, wie kommst du immer auf solche Ideen?"
"Wieso? Hast du Höhenangst?" fragte er neckend und ich zuckte mit den Schultern, "Bisher nicht, aber wer weiß, vielleicht wusste ich es ja einfach nur nicht."
"Du packst das schon, im Notfall schubse ich dich einfach." er legte seinen Arm um meine Schulter und schob mich zu der Seilbahn, wo bereits mehrere Mitarbeiter auf uns warteten. Ohne das ich es verhindern konnte machte sich Aufregung in mir breit und innerhalb weniger Minuten waren Noah und ich schon in diesem Gurt befestigt und bereit loszufahren.
"Und, wer will zuerst?" fragte einer der Mitarbeiter und ich schluckte, "Noah."
Er zog eine Augenbraue hoch und grinste, "Kommst du denn überhaupt hinterher?"
"Wirst du dann sehen." antwortete ich mit einem Grinsen und Noah befestigte seine Spulrolle am Drahtseil und bekam das 'Okay' vom Mitarbeiter. Er grinste, "Wir sehen uns auf der anderen Seite."
Und mit einem Sprung war er weg und ich sah wie sein Körper langsam kleiner wurde, bis ich ihn irgendwann gar nicht mehr wahrnahm, da er zwischen Blättern der Bäume verschwand, doch seine Rufe waren immer noch zuhören. Er jubelte und ich konnte mir nur vorstellen, welche Glücksgefühle gerade durch seine Adern strömten, auch wenn ich gerade noch kurz davor war mir in die Hose zu machen. Ich hoffte nur, dass das anders sein würde, wenn ich einmal die Seilbahn entlangrutschte.
"Bist du bereit?" fragte der Mitarbeiter und nahm mir die Spulrolle ab, um sie am Drahtseil zu befestigen. Ich schluckte, "Ichschätze schon. Hoffe ich."
Er lachte, "Na dann."
Ich riss all meinen Mut zusammen, da ich Noah schließlich nicht auf der anderen Seite warten lassen wollte und sprang in den Abgrund, fiel bis das Seil mich fing und rutschte zu Noah. Mit einem mal war alles vergangen, meine Angst und Sorgen und lediglich Adrenalin floss durch meine Adern. Ich hatte einen weiten Blick über ein Meer aus Baumkronen, ich hörte Vögel zwitschern und Affen kreischen und ich wollte einfach nur das dieses Gefühl nie wieder aufhörte. Ich fühlte mich, als könnte mich nichts aufhalten und als wäre ich zu allem in der Lage, wirklich zu allem. Da Idylle war wunderschön, der Ausblick war unglaublich und ich hätte niemals gedacht, dass ich so etwas in meinem Leben einmal erleben würde. Ich breitete die Arme aus und schrie mir die Seele aus dem Leib, vor Freude natürlich und sah, wie ich Noah immer näher kam, welcher mich mit einem Lächeln erwartete. Der perfekte Noah, der doch so viele Macken hatte, die ihn nur noch perfekter machten. Noch nie hatte mich jemand so umgehauen und ich konnte mich so glücklich schätzen ihn zu haben. Nur durch ihn hatte ich geschafft mich zu öffnen, mich nicht mehr hinter mir selbst und auch Mary verstecken und ich konnte endlich einsehen, dass ich niemand anderen brauchte um Freunde zu finden und beliebt zu sein. Dass ich niemanden brauchte, um mich gut zu fühlen.
Mit voller Wucht rutschte ich lachend in Noahs Arme und legte meinen Kopf in meinen Nacken. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so glücklich gefühlt, wie ich es gerade tat, einfach unbeschwert und ehrlich. Ich legte meine Hand an Noahs Wange, schaute ihm tief in die Augen und tat, was ich schon so lange hätte tun sollen. Ich küsste ihn.
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Celia
Teen FictionCelia's Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie mit ihren vermeintlichen Freunden eine Wette abschließt: Der Badboy muss sich in sie verlieben. Ein arroganter Mistkerl, der kein Auge für Weiber mit einer Körbchen-Größe unter Doppel-D hat und sich...