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Bei Isla angekommen setzten wir uns in ihr Zimmer. Es war ziemlich geräumig, nicht ganz so groß, wie das von Lou und es war sehr gemütlich gefüllt. Es wirkte nicht zu leer. Das Haus befand sich in einem schönen Wohnort etwas weiter außerhalb von der Innenstadt und perfekt für eine kleine Familie. Ich konnte mir vorstellen, dass dieses Haus auch meinen Eltern gut gefallen würde, jeder hätte sein eigenes Zimmer und es gäbe mehr als nur ein Badezimmer, jedoch wusste ich, dass wir es uns nicht leisten könnten, außer mein Dad hatte insgeheim ein Konto mit mehreren hunderttausenden Dollar, von dem er uns nichts erzählt hatte. Und außerdem war ich sowieso bald mit der Schule fertig, weshalb ich sehr wahrscheinlich ausziehen würde und die Jungs jeweils ihr eigenes Zimmer hätten. Und da wir einen Garten hatten und unser Haus sich in keiner schlechten Lage befand, war es unnötig darüber nachzudenken und ich sollte mich auf das wesentliche konzentrieren, "Und Isla, hast du schon fortschritte gemacht mit Lou?"

Lou war noch nicht da, weshalb ich die Zeit nutzen musste. Isla guckte mich schräg an, "Wir schreiben halt. Mehr aber noch nicht." Ich lächelte zufrieden, "Das ist doch immerhin etwas, ich meine besser als nichts. Du könntest sie ja fragen, ob sie dir bei einem Handstand oder so helfen kann."

Ich kannte mich im Turnsport nicht besonders aus, weshalb ich einen missbilligenden Blick von Isla erntete, "Ob du es glaubst oder nicht, aber als Turnerin kann ich tatsächlich einen Handstand. Aber die Idee an sich ist nicht schlecht, was machst du denn dann?" Das war ein guter Punkt, denn ich konnte weder turnen, noch war ich in irgendeiner anderen Weise gelenkig. Ich würde vielleicht gerade mal einen Radschlag hinbekommen bei dem ich meine Beine nicht gestreckt hätte. Ich wusste das Isla's Aussage nicht so böse gemeint war, wie sie vielleicht rüberkam, weshalb ich nur lachte, "Ich gucke euch zu... oder rede mit Joshua."

Letzteres erschien mir als deutlich sinnvoller, denn ich wusste nicht wie schnell etwas bei Lou und Isla entstehen könnte, weshalb ich den beiden nicht im Wege stehen wollte. Außerdem hatte ich Joshua seitdem er zusammengeschlagen wurde nicht gesehen, ich hatte keine Ahnung wie schlimm Noah ihn zugerichtet hatte. Ich fühlte mich immer noch schuldig, aber ich wusste niemand war mir böse und erst recht nicht Joshua. Ich kannte ihn zwar nur kurz, aber er war jetzt bereits einer der herzlichsten Menschen die ich kannte, genauso wie Isla. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich auf Lou's Party zwei neue Freunde kennenlernen würde und auch meine Beziehung zu Lou verbessern würde. Es war als wollte dieser Sommer es tatsächlich mal gut mit mir und ich genoss es. Es gab zwar immer ein paar schlechte Tage, aber man musste das Gesamtbild betrachten. Und das war definitiv eher positiv.

Isla schaute mich an, "Rede mit Joshua, denn ich kann dir nicht garantieren, ob deine jungfräulichen Augen bei Lou und mir nicht Dinge sehen werden, die du nicht sehen willst." Sie lachte selbst über ihren Scherz und ich riss empört meinen Mund auf, "Wie du einfach direkt davon ausgehst, dass ich Jungfrau bin, ich bin wirklich enttäuscht." Isla lachte, "Na schön dann sagen wir einfach deine heterosexuellen Augen." In diesem Moment klingelt es und Isla sprang förmlich auf ihre Füße, "Joshua's Zimmer ist nebenan, er sollte eigentlich da sein. Ich werde Lou einfach sagen, dass du dich mit ihm unterhältst und wir kommen dich dann nachher holen. Bis gleich." Und so fix wie sie aufgesprungen ist verließ sie auch das Zimmer, doch ich war ihr keinen falls böse, denn sie war Hals über Kopf verliebt, das merkte man ihr an. Jedes Mal wenn sie über Lou sprach glühte sie auf, aber ich hatte dennoch keine Ahnung, ob Lou das gleiche fühlen könnte. Ich hatte sie zuvor halt immer nur mit Jungs erlebt.

Ich stand also auch auf und klopfte an die Joshua's Tür an, worauf ein freundliches 'Herein' ertönte. Ich öffnete die Tür, doch erschrak als ich Joshua sah. Sein Auge war tief lila und auch ettwas angeschwollen und auch seine Nase war noch blau. Ich hatte mir gedacht das er übel aussieht, jedoch nicht so übel. Tränen schossen mir in die Augen und ich konnte nicht anders als meine Arme um seinen Hals zu schlingen und ihn fest zu umarmen. Er erwiderte die Umarmung und ich legte meine Hand an seine Wange, worauf er leicht sein Gesicht vor Schmerzen verzog, er zuckte jedoch nicht weg. Ich atmete zitternd aus, "Es tut mir so leid Joshua... ich wollte nicht das-"

Er nahm meine Hand von seiner Wange und hielt sie fest, "Du konntest doch nicht wissen, dass er kommen würde und so etwas abzieht. Keiner hätte das vorhersehen können." Ich nickte nur, "Warum musstest es denn ausgerechnet du sein..." Joshua lachte leicht auf, "Weil du dir den hübschesten Typen der Party ausgesucht hast." Ich verdrehte nur die Augen und Joshua grinste selbstgefällig. Immerhin ging es ihm noch gut genug um Witze zu reißen.

Ich setzte mich verzweifelt auf sein Bett und ließ mich nach hinten fallen, "Was sollen wir denn jetzt tun?" Joshua guckte verwirrt zu mir, "Was meinst du?"

"Mit dir und Noah und... einfach allem."

Joshua setzte sich neben mich und legte seine Hand auf mein Bein, in einer freundschaftlichen Weise, "Verdammt Celia, bist du blind? Wenn ich dir eine Sache garantieren kann, dann die, dass Noah zu einhundert Prozent etwas für dich übrig hat. Kein Typ macht so etwas und vor allem niemand mit einem Ruf wie er, außer er hat das Mädchen wirklich, wirklich gern. Das solltest du nicht aufgeben, du solltest ihn nicht von dir wegdrücken, denn als er mich angeschaut hat war er nicht wütend, sondern einfach nur verletzt."

Ich drehte meinen Kopf zu Joshua, "Sind wir denn Freunde?"

Er nickte mit einem Lächeln, "Natürlich."

CeliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt