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Na super, war ja klar, dass die Person genau dann hereinkam, wenn ich die Tür mal eine Sekunde lang nicht im Blick hatte. Ich drehte mich um und war etwas geschockt, als ich Noah vor mir stehen sah, "Oh Hey. Hast du Hunger? Du bist unser erster Kunde heute." sagte ich und er lachte, "Celia, ich bin nicht hier, weil ich etwas essen möchte, auch wenn ich zugeben muss, dass ich etwas hungrig bin."

"Oh, aber meine Schicht geht noch bis zweiundzwanzig Uhr, also es dauert noch bis ich hier raus bin. Falls du überhaupt wegen mir hier bist natürlich." Mein Gehirn hatte aufgehört zu arbeiten und ich hatte keine Ahnung, was genau Noah's Intention war und er grinste, während er sich am Hinterkopf kratzte, "Törtchen, denk doch mal nach."

Wütend verschränkte ich die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue hoch, "Erstens, nenn mich nicht Törtchen, wärst du nicht am Strand gewesen wüsstest du nicht mal, dass ich diesen Schlafanzug besitze und zweitens, nein ich weiß nicht warum-" Ich stockte und es traf mich wie ein Schlag. Noah war für heute mein Mitarbeiter, er hatte definitiv einen Plan gehabt und hatte unser Date einfach nach hier verlegt. In meinen Job. In meine Arbeitszeit. Elegant schwang sich Noah über die Theke, anstatt einfach das kleine Türchen etwas weiter hinten im Raum zu benutzen und legte seine Hand an mein Kinn, wobei er meinen Mund schloss, "Mund zu Törtchen. Überraschung." Ich war sprachlos, hatte wirklich keine Ahnung, was ich sagen sollte, aber eins war klar, der Typ hatte einen gewaltigen Dachschaden und ein verdammt großes Selbstbewusstsein.

"Was denn, habe ich dir die Sprache verschlagen." sagte er selbstgefällig und ich verdrehte die Augen mit einem Lächeln auf den Lippen, "Tatsächlich schon. Ich habe ja wirklich mit vielem gerechnet, aber nicht hiermit."

"Dann habe ich ja alles richtig gemacht." sagte er und grinste. Ich nahm ihm seine Sachen ab und brachte sie in den Mitarbeiter-Raum, im hinteren Teil des Ladens, "Ich muss dich leider enttäuschen, heute wird nicht besonders viel los sein. Bist du mit dem Auto hier?"

Ich legte seine Sachen neben meine und als ich wieder durch die kleine Tür mit der Aufschrift "Zutritt für unbefugte verboten", ins Geschäft zurückkam nickte er, "Ja bin ich. Der Frage nach zu urteilen, gehe ich mal davon aus, dass das heißt, ich liefere heute?"

Beeindruckt zog ich eine Augenbraue hoch, "Du bist schlauer als erwartet." Er öffnete empört den Mund, "Und du frecher, als erwartet."

Ich grinste und setzte mich auf die Theke, was zwar nicht besonders hygienisch war, aber hier kam sowieso nie jemand herein. Aber Noah hatte recht, denn es stimmte tatsächlich, dass wenn ich mich Menschen gegenüber mehr öffnete, etwas frecher wurde und das war bei Noah auch der Fall. Wir trafen uns hier gerade das erste Mal offiziell und, wenn man die Autofahrt vom Supermarkt zu Mary und eine Pizzalieferung zu ihm nach Hause mitzählte das vierte Mal und das alles innerhalb weniger Tage. Ich hatte mit ihm mehr Zeit verbracht, als mit meinen Eltern, was wenn man darüber nachdachte durchaus traurig war. Ich seufzte, richtete meinen Blick danach wieder auf ihn, "Wie bist du auf die Idee gekommen?"

Er lehnte sich an die Theke gegenüber von mir und ging sich durch die Haare, "Ich hatte Lust Zeit mit dir zu verbringen und habe hier angerufen, um mit John zu reden. Zuerst habe ich natürlich nicht erwähnt, dass ich es auch ohne Bezahlung mache, denn ich hatte die Hoffnung, dass vielleicht doch etwas für mich dabei herausspringt. Als er dann auflegen wollte sagte ich, ich würde es ohne Bezahlung machen und im gleichen Moment hörte ich eine Stimme im Hintergrund sagen, dass sie nicht kommen könnte. Also sagte er mir zu."

Die Stimme im Hintergrund ist dann wahrscheinlich Julie gewesen. Ich müsste sie nachher oder morgen auf jeden Fall anrufen und fragen, ob alles okay bei ihr war, denn es kam wirklich sehr selten vor, dass sie ohne triftigen Grund nicht zur Arbeit kam. Ich lächelte und schaute auf den Boden, wobei ich mit meinen Füßen schaukelte, "Ohne Bezahlung hätte ich ja schonmal gar nichts gemacht." Noah lachte, "Das hätte ich mir denken können."

Mein Blick wendete sich hoch, zu seinem und er schaute mich dringlich an. Mir war noch nie aufgefallen, wie strahlend blau seine Augen waren, was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich ihn bisher immer nur im dunkeln gesehen hatte, doch es fühlte sich an, als wäre ich wieder am Meer und würde auf den Ozean schauen. Ich schüttelte den Kopf, als ich merkte, wie lange ich ihn gerade angestarrt haben muss, es war mir ziemlich unangenehm und ich versuchte meine Errötung zu unterdrücken, indem ich vom Thema ablenkte, "Woher hast du eigentlich meine Nummer?"

"Oh, stimmt das war wahrscheinlich etwas verwirrend gestern. Esther hat sie mir gegeben." erklärte er, doch das verwirrte mich tatsächlich noch mehr, "Ich wusste nicht, dass du Esther kennst."

"Ich kenne sie nicht, aber ihr Freund ist ein Kumpel von mir." sagte er und mein Blick hellte auf, auch wenn ich nicht einmal wusste, dass Esthers Freund Kontakt zu Noah hatte, aber vielleicht könnte ich das ja mal irgendwann zu meinem Vorteil nutzen und herausfinden, was er so über mich erzählt. Denn mein einziger Gedanke war immer noch die Wette und ich spürte, dass ich auf einem guten Weg war sie zu gewinnen.

CeliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt