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Auch nach einer weiteren Woche, in der ich ebenfalls versucht habe Noah zu erreichen, floh er dem Kontakt mit mir. Ich war heute mit Lou und Isla verabredet, nun ja, die beiden zwangen mich regelrecht mit ihnen ins Strandcafe zu fahren, aber wahrscheinlich war es so auch besser. Ich sollte nicht wieder die ganze Zeit in meinem Zimmer hocken. Es ging mir zwar wirklich beschissen, aber es waren immer noch Sommerferien und ebenfalls stand Halloween kurz bevor, was ich immer mit den Zwillingen verbrachte und ich hatte sie mit meiner schlechten Laune in der letzten Woche wirklich zu sehr bedrückt.

Mein Leben nahm also langsam wieder den alten Stress an, denn am 31. Oktober selbst würde ich mit den Zwillingen um die Häuser ziehen, danach arbeiten, da ich nun, dank eines geänderten Arbeitsplans montags, dienstags, donnerstags, freitags und samstags arbeiten musste, wobei es eine besondere Tradition von John war sich auch am Arbeitsplatz zu verkleiden und danach schmiss Lou ihre berüchtigte Halloween- Party. Aber immerhin wurde ich so abgelenkt.

Seit Tagen hatte ich mich endlich mal wieder frisch gemacht. Ich hatte ein süßes, hellblaues Kleid an und meine Haare waren in einen lockeren Zopf geflochten und hingen über meine linke Schulter. Ich hatte sogar Make-Up aufgetragen, was vielleicht auch damit zusammenhing, dass ich vor Lou und Isla nicht wie ein absoluter Zombie aussehen wollte. Man könnte sogar behaupten, dass ich mich auf den bevorstehenden Tag freute. Die Temperatur, die heute herrschte war angenehm und da wir mit Isla's Cabriolet fahren würden, hatte es beinahe etwas wie eine Filmszene. Aber um ehrlich zu sein, hatte sich mein Leben in der letzten Zeit allgemein wie ein viel zu perfekter Film angefühlt. Der viel zu perfekte Typ hatte sich in mich verliebt und mir gezeigt wie das Leben wirklich war, außerhalb meiner eigenen Blase, doch dann wurde alles ganz plötzlich in die Luft gesprengt und das Mädchen musste lernen, wieder alleine klarzukommen, ohne ihren Retter an ihrer Seite. Aber vielleicht dachte Noah ja das gleiche auch über mich und- Isla, die laut hämmernd ihre Hupe betätigte riss mich zum Glück aus meinen Gedanken und ich rannte die Treppe herunter, "Bye Mum, hab dich lieb."

Ich hatte die Türe schon hinter mir zu geschmissen, bevor ich ihre typische, "Pass auf dich auf" Antwort hören konnte und sprang regelrecht in Isla's Auto hinein, "Hey Leute. Sorry, dass ich die letzten Tage so passiv war."

Lou drehte sich mit ihrem strahlenden Lächeln zu mir um und der Sonnenschein erhellte ihre Erdbeerblonden Haare, "Kein Problem Süße. Ich schätze mal, heute wird nicht über Noah geredet, außer du fängst damit an?"

Mit dem Kopf schüttelnd teilte ich ihr meine Antwort mit, "Nein, bitte alles nur kein Noah. Ich muss mich ablenken."

"Das wird schon wieder. Ihr wart für einander geschaffen. Aber nun gut, kein Noah mehr." sagte Isla und fuhr los. Ihre Worte versetzten mir einen Stich, denn auch ich habe eigentlich gedacht, dass Noah und ich füreinander geschaffen waren und von jetzt auf gleich hatte es so geendet. Ich atmete aus, als würde ich den Gedanken abschütteln wollen, "Naja, ich denke mal, wir werden sehen was die Zukunft mir so bringt. Aber ich will wirklich nicht über mich reden, wie geht es euch beiden?"

Da sich Isla auf den verkehr konzentrieren musste, drehte sich Lou wieder einmal mit ihrem breiten grinsen zu mir um. Ihre Stimme wurde leise und ich hatte wirklich Probleme damit, sie zu verstehen, aber irgendwie regelte es mein Gehirn dann doch ihre Worte zu identifizieren, "Isla hat 'Ich liebe dich' gesagt."

Lou selbst errötete und ich musste ein erfreutes quieken unterdrücken, auch wenn es mich daran denken ließ, dass Noah und ich uns diese Worte nie gesagt hatten. Ich glaubte, dass er mich liebte und ja, ich liebte auch ihn, aber wir hatten es uns nie gesagt. Isla schnaubte, "Was flüsterst du da schon wie- Oh mein Gott Lou, du hast es Celia gesagt, ich wusste doch du würdest es ausplaudern."

Lou schaute Isla verliebt an und lächelte, "Es war so süß, stell dich nicht so an. Und es ist ja nicht so, als wäre es in einer Katastrophe geendet." Sie drückte Isla einen Kuss auf die Wange und es versetzte mir einen Stich. Ich sollte mich eigentlich wirklich für die beiden freuen, tat ich auch, aber gleichzeitig musste ich dabei irgendwie an mich denken und konnte diesen egoistischen Gedanken nicht verwerfen. Ich fühlte mich schlecht, dass ich nur an mich selbst dachte, denn es war so untypisch für mich, auch wenn ich nicht davon ausgingen, dass die beiden mich deswegen verurteilen würden.

Wir waren mittlerweile am Café angekommen und Isla hatte das Auto geparkt. Ich nahm meine kleine Umhängetasche, in der sich mein Portemonnaie befand und wir wurden von kühler Luft umhüllt, als wir in das Café traten, doch schon nach wenigen Schritten, wollte ich einfach nur verschwinden, als ich sah, dass Mary an einem der Tische saß.

CeliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt