Wortlos betrat ich den Bürgersteig vor dem Hotel, die untergehende Sonne spiegelte sich in den Fenster der kleinen Läden. Es war weit nach 18 Uhr und mit Ausnahmen einiger Ladenbesitzer war keine Menschenseele mehr zu sehen.
Genießen konnte ich die Ruhe allerdings nicht, von außen möchte ich zwar ruhig und gelassen wirken, aber meine innere Unruhe beanspruchte mich schon den ganzen Tag. Ich zog ein Haargummi hervor und bändigte mein langes Bordeauxrotes Haar zu einen Zopf.
Mit tiefen Atemzügen bewegte ich mich durch die Straßen in eine weniger dicht besiedelte Gegend.
Meine Hoffnung vom ersten und zweiten Abend, an dem ich bereits ziellos herumlief, in einen Kampf verwickelt zu werden hatte sich bislang nicht erfüllt.
Ich hatte nur noch den heutigen Abend um mir etwas Ausgleich zu beschaffen.
Etwa eine Stunde später, nachdem die Sonne bereits untergegangen war spürte ich die vielversprechenden Blick auf meinem Rücken brennen. Freude ergriff mich und ich verlangsamte meine Schritte, dass besagte Person weiter aufschließen konnte, was sie zu meinem überraschen nicht tat.
Gereizt Schritt ich weiter meines Weges, die Mordlust wuchs Sekunde für Sekunde bis ins unermessliche.
In Gedanken fluchend achtete ich nicht mehr auf meine Umgebung, sondern steigerte mich immer weiter in mein Verlangen hinein. Egal wem ich jetzt noch begegnen würde, er müsste dran glauben! Schnellen Schrittes lief ich in eine dunkle Gasse, ich sah nicht sonderlich viel, aber was in diesem Moment an meine Ohren drang ließ mich freudig grinsen. Eine Prügelei! Die heruntergekommenen Gebäude umrahmt vom schwachen Licht der einzelnen Straßenlaternen, den Schauplatz. Es wirkte beinahe gespenstisch. Der perfekt Platz für ein
Spiel wie ich es vorhatte.
Den Geräuschen folgend erblickte ich in der gegenüberliegenden Gasse drei Männer die auf einen weiteren einschlugen.
Wilde Mordlust überkam mich wie eine Welle die mich packte und ungeachtet aller Umstände mitriss. Mein Blut kochte und ich spürte die sich der schwarze Schleier über meine Augen zu legen begann, es war so weit! Ich konnte an nichts anderes mehr denken, meine Gedanken kreisten einzig und allein um den Rausch des Mordens.
Erwartungsvoll zog ich meine Peitsche, die metallene Spitze schliff über den Boden.
Mein Nen würde ich nicht gebrauchen, diese Männer wären ein leichtes für mich, auch ohne jegliche Kräfte.
Die Kapuze meines Mantels zog ich mir noch etwas weiter ins Gesicht, sodass es unmöglich wäre mich zu erkennen. Zwei von dreien ließen von dem am Boden liegenden ab und wanden mir ihre gesamte Aufmerksamkeit zu.
"Guten Abend meine Herren" ... "ich würde fast behaupten sie haben ein Problem!" Meine Stimme war leise, reiche allerdings aus um die ganze Gasse zu beschallen.
Ein kaltes grausames Lachen stieß mir entgegen "ein Problem?....wir? Nein!" Spöttisch blickte der erste mich an, er war groß und relativ muskulös. Seine Aura allerdings mehr als mickrig, außer seiner Körperkraft hatte er nichts auf dem Kasten. "Was sollten wir für ein Problem haben?" Witzelte der zweite, auch nicht sonderlich stark und noch etwas schmaler gebaut als der Erste.
Mit jedem Schritt den ich näher trat würde der Blutgeruch intensiver, Hitze breitete sich wie Feuer in meinen Adern aus. Wellen der Mordlust strömten aus mir heraus, meine Augen begannen zu funkeln und ich lenkte mir genüsslich über die Lippen.
"Mich" gab ich schlichtweg zurück und ließ meine Peitsche hervorschnellen. Schneller als er hätte reagieren können hätte sie sich um den Hals des ersten wickelte, gekonnt riss ich ihn zu Boden. Sogleich ging der zweite auf mich los. Ich wehrte mich nicht, wich nur seinen Schlägen aus, mittlerweile hatte auch der dritte seine Aufmerksamkeit auf uns gerichtet und kam seinem Kumpanen zur Hilfe. Ein finsteres Lächeln zierte meine Lippen, jetzt würde es erst richtig Spaß machen...
Mit einer schnellen Bewegung wirbelte ich meine Peitsche durch die Luft und schnitt einem der beiden den Hals auf. Das Blut spritzte unaufhörlich aus der Wunde und er ging unter gurgelnden Lauten zu Boden. Das Feuer in meinen Adern schien noch heißer zu werden, es war ein Rausch, mein Rausch. Das wonach ich mich mehr als alles andere sehnte!
Mein Blutdurst war geweckt...
Ich wandte mich um, zog eines meiner Messer und schleuderte es dem flüchtenden ins Bein. Der sollte mir also auch nicht mehr entkommen!
Der erste den ich zuvor schon niedergerissen hatte stand wieder und hielt ein langes Metallrohr in den Händen.
"Willst du gar nicht weglaufen?" Eine Herausforderung lag in meiner Stimme "du hattest nur Glück! Jetzt mach ich dich fertig!" Schreiend rannte er auf mich zu. Ich hatte mich schon viel zu lang nicht mehr verausgaben können bei einem Kampf, ich meine jetzt würde ich es auch auf keinen Fall können aber es war schon einmal ein Anfang. Ohne große Mühe wich ich jedem Schlag mit Leichtigkeit aus, ich ging sogar so weit, dass ich die Augen schloss und wie in einem Tanz dem um mich schwingenden Metallrohr auswich. Ein Lachen verließ meine Kehle, denn es macht mir ungewohnt viel Spaß. Der Frust meines Gegners nahm immer mehr zu als er zwecklos versuchte mich zu treffen, was mich immer weiter anstachelte.
"HÖR AUF SPIELCHEN ZU SPIELEN!!!" schrie er mich hasserfüllt an und ich stoppte sofort. Mit einer einfachen Handbewegung ergriff ich das Rohr mit meiner rechten, packte seinen Arm mit der linken, überrascht starrte er mich an, er wusste was jetzt kommen würde! "Bist du dir sicher dass du das wirklich willst?" Meine Stimme war nicht mehr als ein flüstern.
Im nächsten Moment drehte ich mich ein, mit den Händen seinen Arm immernoch fest gepackt. Erst ein lautes Knacken dann ein Aufschrei. Blitzschnell zog ich eines der wurfmesser aus meinem Stiefel und rammte es ihm in die Stirn. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten direkt in meine, Ehe auch der letzte Lebensfunke erlosch...."Spiel vorbei!" grinsend zog ich das Messer wieder heraus und wischte es an seiner Kleidung ab.
Entspannung breitete sich in mir aus, wie eine Massage nach einem sehr sehr sehr langen und anstrengenden Tag, dann wickelte ich meine Peitsche auf und steckte das Messer wieder weg. Dann musste ich jetzt wohl mein letztes Opfer suchen...
Zufrieden mit mir selbst und einem mollig warmen Gefühl in der Brust schlenderte ich der Blutspur hinterher.
Nach einigen Minuten hörte ich Stimmen "...alle getötet! Bitte lass mich gehen ich muss so schnell wie möglich hier weg!"
Mordlust erfüllt wieder meine Sinne, die ich dieses mal allerdings zügelte und so schlenderte ich weiter in die Richtung der Stimmen.
Etwa 20 Meter vor mir erkannte ich zwei Gestalten im Schatten, der Mann den ich entkommen lassen hatte war einer von ihnen.
"Ich will ja nicht stören aber ich glaube du hast da etwas was mir gehört!" Unterbrach ich die beiden freundlich aber mit Nachdruck in der Stimme. Ein kaltes herzloses lachen ertönte "also ich finde du hattest schon genug deinen Spaß und könntest jetzt ruhig etwas teilen". Ich musste grinsen, die Leichtigkeit in der Stimme des Mannes mir gegenüber wirkte so spielerisch. Neugierde schlich sich an die Stelle an der zuvor noch Mordlust schlummerte. "Du hast mich also beobachtet?" grinste ich. Wie konnte er mich beobachten ohne dass ich es mitbekam? Ich dachte an die letzten Minuten zurück. Von wo aus hätte man mich beobachten können.... die Gassen waren ziemlich dunkel, schlecht einsehbar und mehr als abgeschieden.
Zwei bernsteinfarbene Augen glitzerten mich an, sie gehörten zu dem Mann im Schatten der mir meine Beute vor der Nase hatte weggeschnappt. "Wärst du aufmerksamer gewesen..." er ließ den Satz offen. Recht hatte er ja das musst ich mir selbst eingestehen.
"Deine Meinung nach sollte ich also teilen, aber hat es dann überhaupt noch einen Reiz?" Ein schelmischen Grinsen zierte meine Lippen während ich meine perfekt manikürten Nägel begutachtete. Ja ihr habt richtig gehört, selbst eine Mörderin wie ich es war legte großen Wert auf das äußerliche Erscheinungsbild. "Die verletzte Beute anderer zu stehlen konnte doch wohl kaum Mordlust und Blutgier stillen, so ganz ohne ansporn"
Ein belustigtes Lachen drang aus dem Schatten, "da magst du in gewisser Weise schon recht haben, aber Folter kann auch sehr entspannend sein", "das kann ich nicht abstreiten!"
Ich streckte mich, die Müdigkeit kroch mir so langsam in die Knochen. Meine Neugierde auf den mysteriösen Mann war zwar lang noch nicht besänftigt aber ich würde auch jetzt gerade keine Kampf mehr anfangen. Er schien mir irgendwie sympatisch...
"Nun gut, ich überlasse ihn dir, würdest du mir aber noch mein Messer aushändigen? Steckt im Oberschenkel" witzelte ich. Im nächsten Moment ein schmerzhafter Schrei und eine auf mich zu fliegende Klinge, mit Leichtigkeit fing ich sie ab bevor sie mir mein Gesicht ruinierte.
Höflich wie ich doch war knickste ich zum Abschied "auf ein nächstes mal mysteriöse Fremder, dass ich dann vielleicht dein Gesicht erblicke" ohne weitere Reaktion drehte ich mich um und Schritt auf das Gebäude dass mir am nächsten lag zu.
Ich hatte meine Jagt vielleicht nicht komplett beendet war, aber zufrieden und besänftigt. Mit einem Satz sprang ich auf einen Balkon einige Meter über der Straße, "Auf ein Wiedersehen" erklang nun auch die melodische Stimme des Fremden, sie war angenehm wie eine Federn die mir über die Sinne strich. Im gleichen Moment flitzte eine Spielkarten wenige Zentimeter vor meinen Augen entlassen und blieb in der Wand stecken.
Ein Joker wie mir auffiel, interessiert zog ich sie heraus und ließ sie in die Tasche meines Mantels gleiten.
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Soziopathenliebe / Hisoka FF
FanfictionNekura eine sehr starke Nen-Kämpferin nimmt zum ersten mal an der Hunterprüfung Teil. Warum sie das tat? Das wusste sie selbst nicht genau... Auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit und dem Ziel ein lebenswertes Leben zu finden, kann ihr wohl nichts...