Chapter - 22

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Elian

Im Galopp jagten die Yakule über die lange Steinbrücke zum Palast. Ihre donnerten wie ein näher kommendes Gewitter über den Grund und mit jedem Meter, dem wir uns dem Palast näherten, pochte mein Herz heftiger.

Ich war eng an Klaudius Brust gedrückt, während er mit einer Hand die Zügel seines Yakuls hielt. Silvan war noch zu ungeübt im Reiten, weshalb er mich nicht tragen sollte und wollte. Es war ihm zu gefährlich. Klaus war dagegen der talentierteste Reiter in unserer Familie.

Die Wachen am Tor hielten uns gar nicht erst auf, sondern ließen uns sofort passieren, als sie das weiße Haar meiner Brüder und die schwarzen Yakule sahen.

Kain hielt während des ganzen Weges die Zügel von Mikleo, auf dem nun keiner ritt. Hinter Kain saß Harper und Alexi ritt bei Lord Lance mit. Wir ritten durch die Allee und hielten erst als wir kurz vor der Eingangstür ankamen.

Klaus sprang sofort aus dem Sattel. Sein Yakul blieb stehen, als er bemerkte, dass sein Reiter abgesprungen war, und stupste Klaus sachte an. Wenn man ihn mit Balthasar verglich, dann hatte Klaudius dasselbe Händchen für Tiere wie Balthasar für Pflanzen.

»Wir bringen Elian auf sein Zimmer«, informierte er die anderen und meinte mit »wir« sich selbst, Mel und Silvan. Die drei waren jedoch nicht die einzigen, die mit uns kamen, sondern auch Harper, Alexi und Kain folgten uns.

Sie alle wirkten gehetzt. Während des ganzen Rittes, hatte ich Klaus zittern gespürt. Es war die knochen tief sitzende Angst, die sie alle innerlich zerfraß.

»Ich werde Königin Sapientia informieren«, sagte Lord Lance noch, bevor wir auch schon in den Gängen des Palastes verschwunden waren.

»Wenn das alles geklärt ist, habt ihr beide mir viel zu erklären. Besonders du, Elian«, hörte ich Harper murmeln und konnte förmlich die Verwunderung aus ihrer Stimme hören.

Kein Wunder. Sie wusste noch lange nichts davon, dass ich ein Prinz war. Für sie war ich vor dem Betreten von Nelantulis nur ein Waldgeist gewesen, den sie damals befreit hatte, der zu einem guten Freund geworden war und der Gefährte ihres Sohns war.

»Du kannst jetzt wieder deine menschliche Form annehmen, wenn du dafür die Kraft hast«, meinte Alexi, als Klaudius mich im Bett ablegte.

Ich konzentrierte mich. Ein Schauer ließ meinen Körper beben und erst glaubte ich, ich würde es nicht schaffen. Doch dann schmolz die Katze von meinen Knochen und ich kauerte als Mensch im Bett. Schwarze Strähnen fielen mir über meine Augen und mir wurde augenblicklich schlecht und fürchterlich kalt.

»Leg dich hin«, sagte Silvan leise und deckte mich zu, ehe er meine Arme rieb, weil er meine Gänsehaut bemerkte.

Kaum, dass er wieder beiseite getreten war, legte die blonde Hexe mir ihre Hand auf mein Herz und meinen Kopf. Silvans angespannte Haltung entging mir dabei nicht, genauso wenig wie der gequälte Ausdruck in seinen Augen.

Ich wollte nach ihm greifen, aber erneut stand er zu weit weg und ich konnte nichts tun, außer zu ihm zu sehen.

»Die gute Nachricht ist, sein Zustand hat sich nicht verschlechtert«, teilte sie uns mit.

»Und die schlechte Nachricht?« Mel verschränkten Armen und runzelte besorgt seine Stirn.

Sie seufzte mit geschlossenen Augen. »Die schlechte Nachricht ist, dass sein Zustand sich auch nicht verbessert hat.«

»Was wir aber schon erwartet und eigentlich gewusst haben«, murmelte Silvan und senkte seinen Blick.

»Silvan...« Er sah zu mir und kam endlich zu mir. Ich zögerte nicht lange und ergriff seine Hand. Unsere Finger verwebten wir miteinander. Seine waren gegen meine himmlisch warm.

Forest SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt