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»Willst du sie nehmen?« Mit großen Augen sah Silvan mich an, ehe er hastig nickte und sie in seine Arme nahm, als ich ihm unsere Tochter reichte

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»Willst du sie nehmen?« Mit großen Augen sah Silvan mich an, ehe er hastig nickte und sie in seine Arme nahm, als ich ihm unsere Tochter reichte. Fawn war so klein, dass ich Angst hatte ihr mit meinen Händen weh zu tun, und ich wollte mir nicht vorstellen, wie es dann erst für Silvan war, der größere Hände als ich hatte. Sie war so klein in seinen Armen... »Sie hat deinen Mund, deine Nase und dein Kinn«, zählte ich auf, als er sie hielt und ich sie noch genauer betrachtete. Nein, sie beide vergleichen konnte. »Das sagst du doch nur so«, nuschelte er verträumt. Strich ihr dabei über die zugespitzen Ohren, die wir jetzt wohl alle besaßen.

»Nein, du sahst genauso aus, als du ein Baby warst. Die kleine Nase« - ich tippte ihr auf ihre Nase - »hast du genauso wie Fawn immer gekräuselt, wenn du geschrien hast. Und dein Kinn hatte die selbe Form wie ihres. Und diese schmalen, kleinen Lippen, mit denen du damals so herzlich geschmatzt hast, sahen genauso wie ihre aus.«

»Dass du dich daran noch erinnerst«, wisperte er und sah zu mir auf. Sanft lächelnd legte ich meinen Kopf schief und legte meine Hand an seine Wange. »Ich erinnere mich an jeden Moment, den ich mit dir verbringen durfte.« Liebevoll schmiegte er sich an meine Hand. Seine Augen, die jetzt einen etwas anderen Ton besaßen waren noch ungewohnt, aber nicht zum Verachten. »Selbst die, in denen ich dir die Windel gewechselt habe«, neckte ich ihn im Anschluss und wurde sofort bitterböse mit Blicken bestraft. 

Fawn kicherte und wackelte unkontrolliert mit ihren Händen in der Luft - es sah aus, als wollte sie nach uns greifen. »Mein kleines Kitz«, murmelte ich und schmiegte meine Nase in ihren Nacken. Sie duftete wundervoll. Milchig und nach einer Blumenwiese im Frühling. Nach Gras, das noch mit Morgentau bedeckt war. Wie der Wald nach einem frischen Regenschauer im Sommer. Plötzlich änderte sich die Haut an meiner Nase und nun trug Silvan kein Baby mehr in seinen Armen, sondern streckten sich lange, schlaksige Beine seinem Gesicht entgegen. »Huh?« Verwirrt starrte er auf unsere Tochter runter, die nieste und dabei ihrem Kopf schüttelte. 

Schmunzelnd hielt ich Silvan meine Arme entgegen und sofort reichte er mir unsere Tochter. Immer noch perplex darüber, was gerade geschehen war. »Das ist ganz normal für uns Waldgeister«, fing ich an zu erklären und legte sie vorsichtig am Boden ab. »Kurz nach unserer Geburt verwandeln wir uns in unsere wahre Gestalt und lernen sofort in ihr zu laufen, anders als in der menschlichen Gestalt, in der wir erst heranwachsen müssen, um laufen zu können. Es ist wie bei Tieren, die sofort lernen müssen zu laufen.« 

Das Tuch war von Fawns Rücken gerutscht und nun präsentierte sie stolz ihr weißes Fell, auf dessen Rücken sich in silbernen Tönen Flecken zeigten. Aufmerksam sah sie mit ihren blauen Augen zu uns auf und probierte aufzustehen, fiel aber immer wieder hin. »Und wir müssen ihr jetzt helfen aufzustehen.« Als ich meinen Satz beendet hatte, stand ich schon als weißer Hirsch neben unserer Tochter, die mir großen Augen zu mir aufsah. 

Sanft neigte ich meinen Kopf zu ihr runter und schnupperte an ihr, bevor ich meinen Kopf an ihren schmiegte - sie erwiderte die Geste sofort. Ich legte mich neben sie und ließ sie erst noch mit mir kuscheln, damit sie meinen Geruch kennenlernte. Und dann legte sich auch Silvan in seiner braunen Wolfgestalt auf die andere Seite und schnüffelte an unserer Tochter, die sofort von mir abließ und zu ihm sah. Das einzige, was sich an seiner Wolfgestalt geändert hatte war, dass auch bei ihr die Augen den selben Ton besaßen, wie in menschlicher Form, ebenso war er größer geworden, aber sonst hatte sich nichts geändert.

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