Kapitel 17

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Nach zehn Minuten durchfuhren wir das schmiedeeiserne Tor, das das Famileinanwesen von der Außenwelt trennte und den einzigen Zugang hierzu bot

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Nach zehn Minuten durchfuhren wir das schmiedeeiserne Tor, das das Famileinanwesen von der Außenwelt trennte und den einzigen Zugang hierzu bot. Vor dem Gebäude angekommen, erkannte ich dass Raymonds Wagen bereits auf dem Parkplatz stand und beeilte mich mit Ruby auf dem Arm auszusteigen. Sie war noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen, also trug ich sie kurzerhand ins Haus. Es gab im Erdgeschoss extra für medizinische Notfälle eingerichtete Räumlichkeiten, in denen man notfalls sogar eine spontane Operation durchführen konnte. Dorthin brachte ich Ruby und legte sie sanft auf dem Behandlungstisch ab.

„Da habt ihr ja ganze Arbeit geleistet, so wie das aussieht. Ich nehme an sie ist ein Gast des Hauses?", bemerkte Raymond trocken, während er von hinten an mich heran trat und Ruby einem ersten prüfenden Blick unterzog. Die Art wie er „Gast des Hauses" betonte, ließ eindeutig durchklingen, dass er wusste, dass sie nicht freiwillig hier war, daher machte ich mir nicht die Mühe auf diesen Kommentar zu antworten.

Raymond war Mitte 30, von normaler Statur und hatte kinnlange, schwarze, lockige Haare, die immer so aussahen, als wäre ein Friseurbesuch längst überfällig und ihm in die Augen fielen. Außerdem trug er eine Brille mit dickem, schwarzem Rahmen und wirkte dadurch wie ein typischer Nerd-Verschnitt. 
„Gib mir einen kurzen Überblick über ihren Zustand, Blake.", forderte er kurz angebunden und begann bereits sein Arbeitsmaterial zurecht zu legen, um mit der Versorgung von Rubys Wunden zu beginnen.

Ich lehnte mich lässig mit dem Steißbein an den Schreibtisch hinter mir, verschränkte die Füße übereinander und vergrub die Hände in den Hosentaschen, bevor ich zu einer Antwort ansetzte. „Streifschuss am rechten Unterschenkel, sie kann das Bein nicht richtig belasten. Und die Platzwunde an der Stirn. Sie ist gegen eine Schrankecke gefallen, wenn ich das richtig gesehen habe." Möglichst emotionslos spulte ich die schlimmsten Verletzungen ab, die Ray sich auf jeden Fall ansehen sollte. „Wie lange ist sie schon bewusstlos? Du sprachst von einem Schock?", unterbrach Raymond mich, während er Rubys Pupillenreaktionen überprüfte.
Ohja.. dass der Vorschlag meines Vaters für dich ein Schock war, konnte jeder im Raum sehen, Kleines. Du bist schlagartig kreideweiß geworden.

„Sie war, bis auf ein paar Sekunden kurz nach dem Sturz, eigentlich permanent bei Bewusstsein. Zwischenzeitlich etwas verwirrt und es gab noch einen kleinen Schwächeanfall, aber sie war nicht bewusstlos. Erst als mein Vater die Bombe platzen ließ, dass er sie mitnehmen würde, war das wohl zu viel für sie und sie ist ohnmächtig geworden. Auf dem Weg hierher ist sie allerdings noch einmal wieder zu sich gekommen und hat sich übergeben."

„Du sagst sie war noch einmal bei Bewusstsein auf der Fahrt? Warum ist sie es dann jetzt nicht mehr?", wollte Raymond interessiert wissen und besah sich ihre restlichen Verletzungen noch einmal genauer, um der Sache auf den Grund zu gehen. Er drehte ihr Gesicht etwas mehr ins Licht und musterte ihren rechten Wangenknochen auf dem sich bereits eine bläuliche Färbung abzeichnete und registrierte auch die aufgeplatzte Unterlippe. Bei den frischen Würgemalen an ihrem Hals, die sich auf ihrer blassen Haut bereits deutlich abzeichneten, hielt er stirnrunzelnd inne und sah mich schließlich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Ja, ich war eventuell ein bisschen grob zu dir, aber du warst selber Schuld! Ich war echt wahnsinnig wütend auf dich nach deiner scheiß Aktion mit meiner Knarre.

„Sie ist aufmüpfig geworden und hat versucht abzuhauen, da musste ich sie gezwungenermaßen noch einmal daran erinnern wo ihr Platz ist.", antwortete ich ihm gelangweilt und zuckte mit den Schultern. „Ah, verstehe..", antwortete Ray abgeklärt und wandte sich wieder Ruby zu. „Du hast losgelassen, als sie ohnmächtig geworden ist oder länger zugedrückt?"
Es ist so einfach in unseren Kreisen, Kleines. Egal welche Verletzung jemand hat, es wird einfach hingenommen ohne irgendwelche Fragen zu stellen.
„Ich habe losgelassen. Von dem bisschen wird sie ja wohl keine bleibenden Schäden davongetragen haben.", murmelte ich grimmig und schlenderte interessiert wieder näher an den Behandlungstisch.

In dem Moment klingelte mein Handy und ich zog es aus meiner Hosentasche. Ein kurzer Blick aufs Display verriet mir, dass es Jackson, der Leibwächter/Diener/Leibeigener/Mädchen-für-alles meines Vaters war. Mit einem genervten Seufzen nahm ich das Gespräch an.
Kann man nicht mal kurz seine verfickte Ruhe haben?!
„Ja?", bellte ich bemüht beherrscht ins Telefon „Sir, Euer Vater lässt fragen, wo Ihr mit unserem Gast abgeblieben seid", drang Jacksons ruhige, tiefe Stimme an mein Ohr und ich sah auf Ruby hinunter. „Ich bin mit ihr bei Raymond.", antwortete ich knapp und sofort knackte es in der Leitung als Zeichen, dass Jackson das Telefonat beendet hatte.

Raymond war gerade dabei die Wunde an ihrem Unterschenkel zu säubern und zu verbinden, als die Tür aufgerissen wurde und an die Wand knallte. Mein Vater stürmte in den Raum und schien vor Wut geradezu zu kochen. Er verschaffte sich einen schnellen Überblick über die Situation, fixierte mich dann mit seinem stechenden Blick und fragte mit einer unwirschen Handbewegung zu Ruby: „Was soll dieser Zirkus?!" „Ich hielt es für sinnvoller zuerst ihre Wunden zu versorgen, bevor sie sich im Keller irgendeine Infektion einfängt und daran krepiert. Ein lebendes Druckmittel ist für uns wertvoller als ein totes. Das dürfte im Hinblick auf die Geschäfte auch in deinem Interesse sein.", verteidigte ich meine Entscheidung.
Ich hätte dich niemals einfach so irgendwo einsperren können ohne vorher dafür zu sorgen, dass deine Wunden behandelt wurden, Kleines.

„Als ob die kleine Schlampe an den kleinen Kratzern verreckt wäre.", schnaubte mein Vater herablassend und sah mich anschließend bestimmt an. „Komm mit! Wir haben etwas zu bereden."
Scheiße, Babygirl.. Das ist nie ein gutes Zeichen. Und sollte er dich noch einmal so nennen, weiß ich nicht, ob ich mich zurückhalten kann. Er hat nicht das Recht dazu!
Mit diesen Worten verließ er den Raum in Richtung der Bibliothek, die sich in der Nähe befand. Ich folgte ihm widerstandslos, lehnte mich um möglichst locker zu wirken mit verschränkten Armen an eins der Bücherregale und wartete darauf, dass mein Vater zu sprechen begann.


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