Elian
Wochen verstrichen.
Mein Körper wurde kälter, schwächer und erschöpfter. Meine Haare wurden von Tag zu Tag schwärzer. In manchen Momenten bluteten meine Augen. Manchmal wandelte sich das türkise Blau meiner Augen in ein drohendes Rot. Ich hörte seine Stimme, wie eine Hymne des Untergang.
Und bis zu diesem Zeitpunkt hatte Alexi noch keine Lösung gefunden.
Meine Geschwister hatten noch nicht erfahren, dass ich zurück war. Sie glaubten, ich war noch unterwegs. .
Mit Sicherheit spürte Casjopaia die dunkle Kreatur, die sich im Palast aufhielt, aber sie hatte sich bis jetzt zurückgehalten und nicht nach der Quelle gesucht. Nach mir und meinem Dämon.
Die meiste Zeit verbrachte ich als Katze.
Es kostete mich weniger Energie. Ich musste mich nicht dazu anstrengen mit anderen zu reden oder einen aufmunternden Gesichtsausdruck aufsetzen. Genauso war diese Form besser, denn durch sie konnte Silvan nicht direkt sehen, wie schlecht es mir eigentlich ging.
Sanft glitten Silvans Finger durch mein dunkles Fell, während er auf einem Sofa an den bodentiefen Fenstern saß und durch sie auf die wunderschöne Landschaft und das weite Gewässer blickte.
»Sie wird eine Lösung finden«, ertönte Kains Stimme, die zwar zuversichtlich und stark klang, doch war da auch dieser zweifelnde Unterton, den er versuchte zu verstecken. Er redete sich weiter die Illusion ein, dass es eine Lösung gab.
»Kannst du mir die Geschichte erzählen, wie ihr beide euch kennengelernt habt?«, überging Silvan einfach Kains Worte. Seine Stimme wirkte abwesend. Ich machte mir Sorgen um ihn.
Die Geschichte, wie Kain und ich uns kennengelernt hatten? Ich öffnete meine Augen einen Spalt und blickte zu Silvans Gesicht auf. Er starrte teilnahmslos aus den Fenstern raus. Eigentlich war er nur mit seinem Körper hier, aber nicht mit seinem Geist.
»Wie wir uns kennenlernten...?«, begann Kain murmelnd und sah auf den Boden, ehe seine Mundwinkel nach oben zucken, als schienen die uralten Erinnerungen in ihm zu erwachen. »Verzeih, wenn ich mich nicht mehr an jedes Detail erinnere. Es ist schon sehr viele Jahre her.«
Leise lachte er. »Also es war so...«
☪
»Das ist der Junge?«, fragte der König und sah auf den verwahrlosten Jungen runter.
Seine schwarzen Haaren waren verknotet und sein Körper mit Blut und Dreck bedeckt. Er saß im Schneidersitz am Boden und starrte mit funkelnden, angriffslustigen Augen zu den Rittern des Königs. Er war mehr ein wildes Tier, als ein Kind.
»Ja, Sire«, bestätigte der Ritter, der auf der linken Seite des Jungen stand.
Die Augen der anderen Wache lagen aufmerksam auf dem Jungen, der rebellischer war, als er sich in diesem Moment vor dem König gab. Zuvor hatte er sich mit Händen, Füßen, Krallen und Zähnen gewehrt mit zukommen. Jetzt hockte er da und hielt den Mund, wobei seine Augen mehr erzählten.
»Wir fanden ihn zwischen den Opfern«, sagte die linke Wache zögernd. »Er versteckte sich unter den Leichen der Dorfbewohner.« Erneut warf er einen Blick zu dem Jungen, als würden die Worte ihn dazu bringen, um sich zu schlagen. Der Junge blieb stocksteif sitzen. »Das Dorf wurde von Dämonen überfallen, die Bewohner ermordet und die Häuser zu Asche verbrannt.«
Der schwarzhaarige Junge schnaubte abfällig.
Der König musterte den Jungen genauer. Seine verknoteten Haare waren lang. Neben dem Dreck und fremden Blut, war sein Körper auch mit tiefen Fleischwunden und seinem eigenen Blut entstellt. Seine Kleidung war zerrissen. Sein Leib war abgemagert und er war sicherlich durstig.

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Forest Spirit
Fantasia*wird heavily überarbeitet und bald ins Englische übersetzt!* Cover Credits gehen an @Beyond_Borderland ! Danke für dieses fantastische Cover! ☪ Elian, der verfluchte Waldgeist, der zu einem Walddämonen wurde und seinen Gefährten in der Geschichte v...