Neuanfang

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Musik dröhnte in meine Ohren. Ich hörte mir Will's ein Mixtape an. Heute sollte ich den Jungen seit zwei Monaten wieder in meine Arme nehmen können.
Allerdings war heute der letzte Tag, an dem ich die anderen sah.

Meine Mutter wollte nämlich nicht länger in Hawkins bleiben. Kann ich auch verstehen. Ich meine, was alles in diesem Haus passiert ist...

Der Abschied von den Anderen war ziemlich schwer. Es sind viele Tränen geflossen. Max hat mir einige Scrunchies, als Erinnerung an sie, geschenkt.

Lucas hat mir seinen Walkman gegeben. Er sagte nur dazu, dass er noch einen in seinem Zimmer habe und ich ihn deshalb behalten soll.

Mein Blick war auf die andere Straßenseite gerichtet, mein Kopf war an das Fenster gelehnt und meine Hände hielten den Walkman, der das Mixtape spielte.
An einem meiner Handgelänke hatte ich die drei Scrunchies von Max.

Mich von Max zu verabschieden fiel mir am schwersten. Sie ist für mich sowas wie eine Schwester geworden. Ich konnte in den zwei Monaten echt viel von ihr lernen.

Ich hörte meine Mutter etwas sagen, konnte es aber durch die Kopfhörer nicht wirklich verstehen.

„Was?“, fragte ich und setzte die Kopfhörer ab.

„Es heißt wie bitte.“, antwortete sie nur trocken.  Das war mal wieder so ein typischer Satz, den nur Erwachsene sagen. Ich verdrehte leicht die Augen und wollte mir die Kopfhörer wieder aufsetzen, doch sie redete weiter :„ Was ich eigentlich sagen wolltest, dass die neuen Besitzer vom Haus bestimmt glücklicher sind, als wir waren. Was meinst du?“

„Denke ich auch.“, stimmte ich zu.

Nach einer weiteren Stunde waren wir nun an unserem neuen Wohnort angekommen. Das Haus, worin wir jetzt wohnten, war vier Straßen von Will's Haus entfernt.

Meine Hand fand sich jetzt am Griff der Tür wieder. Ich zögerte, die Tür zu öffnen. Dabei wusste ich noch nicht einmal warum.
Schließlich öffnete ich sie doch und betrachtete die Fassade, des Hauses, vor mir.

„Ist das nicht etwas zu groß für uns?“, fragte ich meine Mutter ohne mein Blick von dem Haus zu entfernen.

„Das Haus sieht nur so groß aus, kleines.“, antwortete die Frau darauf.

Nach diesen Worten begaben wir uns nach drinnen. Dianne , meine Mutter, hatte eine Firma beauftragt unsere Möbel schon vor unserer Ankunft herein zu bringen. Renoviert wurde auch schon. Sie hatte alles so neu aussehen lassen, wie es in den 80ern nur ging. Um genauer zu sein hat sie sich mit ziemlich vielen Leuten zusammen gesetzt, um jeden aktuellen Trend aus Amerika in das Haus zu bringen.

Meine Mutter hatte nur die Tür aufgemacht und ich konnte schon sagen, dass ihr Aussage nicht stimmte. Das Haus war viel zu groß für zwei Leute. Und mit 'viel zu groß' meine ich, dass hier bestimmt eine fünfköpfige Familie ohne Probleme an Platz leben könnte.

„Dein Zimmer ist oben. Gleich die erste Tür gerade aus.“, sagte meine Mutter. Sie war anscheinend stolz auf ihrer Meisterwerk gewesen.

Ich nickte nur staunend, als Antwort.
Auf dem Weg zum Auto, um schonmal ein paar Kisten in das Haus zu tragen, fiel mir auf, dass hier nur so große Häuser standen. Wahrscheinlich stellt ihr euch Villen vor aber es waren keine Villen. So würde ich es nicht beschreiben. Sie sahen eher, wie große Familienhäuser aus. Mit meinem Blick erfasste ich ein Mädchen. Sie bemerkte mich, lächelte mich aber noch nicht einmal an. Es schien so, als würde sie überlegen aber sie starrte mich nur an. Als würde sie mich gleich angreifen oder in meine Seele schauen. Mit zwei Kisten unter den Armen, bewegte ich mich wieder in das Haus und ging in mein Zimmer hinauf.

Da ich die Hände voll hatte, konnte ich die Tür nicht öffnen. Deshalb öffnete ich sie mit meinen Kräften.

Wie aus dem Nichts rief meine Mutter :„Deine Kräfte werden nicht im Haus benutzt!“

Verwundert stellte ich die Kisten auf mein Bett und schaute mir den Raum genauer an.

Es war ein ungefähr mittelgroßer Raum.
Die Wände waren in einem hellem lila gestrichen und regale waren daran befestigt. Hier hatte ich viel Platz für meine Bücher, die ich über die Monate gesammelt hatte.

Mein schweifender Blick wanderte durch den Raum und hielt an einem Mir sehr bekanntem Gemälde.

„Wadek hat es für dich einfliegen lassen. Er sagte, dass ihm aufgefallen sei, wie sehr du dieses Bild immer betrachtet hast.“, ertönte es.

Ich zuckte leicht zusammen beruhigte mich aber wieder, als ich merkte, dass es nur meine Mutter war. Sie lehnte am Ramen der Tür und lächelte leicht.

„Aber meinte er nicht, dass es sein lieblings Bild gewesen sei?“, fragte ich.
Dianne zuckte bloß mit ihren Schultern.

Der gute Kontakt ist zwischen uns und Wadek war, trotz der weiten Entfernung, geblieben. Das Bild, das jetzt über meinem Bett und zwischen zwei Fenstern hing, war Wadek eigentlich ziemlich wichtig. Er sagte immer, es habe ein besonderen Draht zu ihm. Er hatte mir aber nie erzählt warum er es so liebte.
Deshalb hatte ich niemals erwartet, dass es jetzt in meinem Zimmer hängen würde. Einerseits freute ich mich aber auf der anderen fühlte ich mich schlecht.

„Unten ist jemand für dich.“, unterbrach meine Mutter meine Gedanken.

Waren es Will und El?
Aber woher sollen die beiden wissen, dass wir angekommen sind.
Wartete das Mädchen von vorhin etwa unten?
Was sollte ich ihr denn sagen, wenn sie es wirklich sein sollte? Ich habe noch nie ein Gespräch angefangen, um neue Freunde zu finden.
Ich meine, bei mir und den anderen aus Hawkins war es anders. Wir sind aus einem anderen Grund Freunde geworden.

Wieder riss meine Mutter. Ich aus meinen Gedanken und sagte :„Worauf wartest du? Geh schon nach unten.“

Etwas ängstlich aber auch neugierig machte ich mich auf den Weg nach unten. Ich hatte das Gefühl, dass etwas verändert wurde.
Vorsichtig öffnete ich die Hause, doch niemand stand davor.

„Hallo?“, sagte ich, lehnte ich etwas nach draußen und schaute in alle Richtungen, doch es war niemand zu entdecken.

Ich drehte mich wieder um und ließ die Tür in ihr Schloss fallen.

„Mom, da ist niemand an der Tür!“, rief ich, wurde aber immer leiser, als ich sah wie sich zwei Vasen vor mir in der Luft befanden. Kurz schaute ich auf meine Hände, doch ich tat nichts unbewusstes.

Plötzlich vielen die Vasen auf den Boden, ich allerdings konnte sie mit einer Handbewegung vor dem Aufschlag auf dem Boden bewahren.

Langsam bewegte ich mich auf das Wohnzimmer zu.
Noch bevor ich das Zimmer richtig betreten hatte konnte ich Umrisse von zwei Personen erkennen. Meine Augen weiteten sich und Adrenalin schoss durch meinen Körper, als ich die Person erkannte.

Stranger Things:„Die Rückkehr" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt