Kapitel 8 - Der Aufbruch
Lillys Sicht
Am nächsten Morgen erwachte ich früh. Das war nichts ungewöhnliches, da es mich ziemlich oft um sehr viel früher aus meinen Träumen riss, als andere Menschen. Ich holte dafür, das ein oder andere Mal, den verpassten Schlaf am Nachmittag nach. Diese Nacht war mir das Einschlafen sowieso schwer gefallen, es war nämlich nicht gerade leicht einzuschlafen, wenn im Nebenraum eine Horde Zwerge lautstark feierte und sang. So war ich lange wach gelegen und konnte schließlich erst mit dem letzten Zwerg, der zu Bett ging, einschlafen. Tragisch...ich weiß.
Im Moment war es noch dunkel, denn nicht einmal die Sonne ließ sich am Horizont blicken, trotzdem lag ich mit offenen Augen im Bett. Meine Gedanken kreisten schon um den heutigen Tag, den ich eher mit gemischten Gefühlen anging. Einerseits war ich richtig gespannt auf das Kommende und voller Vorfreude, doch auf der anderen Seite beschlich mich ein mulmiges Gefühl, das in meiner Magengegend einen schönen Platz zum Ausbreiten fand. Es war ja schließlich nicht ganz ungefährlich und bestimmt anstrengend. Seufzend streckte ich mich ein bisschen in meinem Bett. Vielleicht sollte ich mir nicht so viele Gedanken über das machen, was noch gar nicht passiert war. Ich lauschte noch für ein paar Minuten den ruhigen Atemzügen meiner Freunde, ehe ich beschloss aufzustehen. Bilbo hatte uns gestern alle in ein Zimmer verfrachtet, weil es ansonsten zu wenig Platz für die restlichen Zwerge gegeben hätte. Ich schlich mich leise um Sam herum zur Tür und überlegte ihn in den großen Zeh zu kneifen. Sams Beine hingen aufgrund des zu kleinen Bettes über das Bettgestell hinaus, was einen ziemlich lustigen Anblick bot. Mia hatte sich wie eine Katze zusammengerollt, worauf sie, wenn es auch knapp war, eigentlich noch recht gut in das winzige Bett passte.
Leise zog ich die quietschende Tür auf und huschte darauf bedacht möglichst keinen Lärm zu machen hinaus, bevor ich sie wieder sachte ins Schloss fallen ließ. Als ich mich wieder umdrehte um weiter ins Esszimmer zu laufen um mir etwas zu Essen zu stibitzen, krachte ich schmerzhaft gegen irgendetwas, oder besser gesagt irgendjemanden. Die Wucht beförderte mich kurzerhand auf den Hintern, der nun auch zu pochen anfing.
„Autsch", murmelte ich und rieb mir den Hintern, bevor ich ohne aufzusehen, die Peron über mir anfing anzumaulen. „Sag mal kannst du nicht aufpassen?", motzte ich lauthals. „Wegen dir hab ich jetzt wahrscheinlich einen blauen Hintern"
Es kam keine Antwort zurück, nur ein leichtes Hüsteln brachte mich dazu aufzusehen. Vor mir stand kein geringerer als der Zwergenprinz selbst. Warum hatte ich nur immer wieder die tolle Begabung mich in peinliche Situationen hinein zu versetzen?
Thorin musterte mich kalt, doch wenn ich mich nicht täuschte war er auch durchaus durch meine Tollpatschigkeit belustigt.
„Ihr braucht Euch gar nicht über mich lustig machen", fauchte ich verbittert, doch Thorin ignorierte diesen Satz einfach.
„Schon wach?", fragte er mich stattdessen und seine Augen blitzen amüsiert, auch wenn sein Tonfall desinteressiert und abweisend blieb.
„Jetzt erst recht", antwortete ich zerknirscht und hielt mich zwanghaft davon ab mir nicht mit voller Wucht die Handfläche gegen die Stirn zu klatschen. Warum musste so etwas auch nur immer mir passieren? Thorin zog nur eine Augenbraue nach oben und streckte mir seine Hand entgegen.
„Oh ein Gentleman", ironisch lächelnd packte ich zu und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen.
„Wie bitte?", fragte er und ließ meine Hand abrupt los, sobald ich sicher auf beiden Beinen stand.
„Ach nichts" Wiederborstig verschränkte ich die Arme. Thorin musterte mich von oben bis unten und ich verfluchte die Tatsache, dass ich nur ein knappes, einfaches Leinenkleid als Schlafgewand anhatte. Ich lief leicht rot an, sah er nicht dass es mir unangenehm war?
„Alles in Ordnung?", fragte er schließlich und hob leicht spöttisch eine Augenbraue.
„Alles bestens", fauchte ich wütend zurück. „Was wolltet Ihr hier?"
„Euch wecken", gab er mir knapp Auskunft. „Die anderen sind schon wach, aufbruchsbereit und frühstücken schon"
„Zum Frühstück wollte ich auch gerade", sagte ich betont höflich.
„Dann weckt Eure Gefährten" Er schlug den gleichen gezwungenen höflichen Ton an wie ich. „Und zieht Euch vielleicht etwas anderes an" Mit diesen Worten drehte er sich um und ging den Flur entlang davon.
Ich ballte die Hände zu Fäusten und stapfte verärgert zurück in das Zimmer. So ein...Woher sollte ich den wissen, dass schon alle wach waren?
„Aufwachen!", brüllte ich wütend und zog meinen Freunden grob die Decken weg, bevor ich schnell in meine Sachen schlüpfte.
„Was is'n los?", verschlafen setzte sich Mia im Bett aufrecht hin.
„Thorin will bald aufbrechen, ihr solltet Euch beeilen", sagte ich knapp und schnappte meine Tasche, die ich gestern Abend schon fertig gepackt hatte.
„Beeilt euch", rief ich den anderen noch zu, bevor ich das Zimmer verließ. Ich lief zu Bilbos Zimmer und schob ihm einen Brief unter der Tür durch, welchen ich gestern Abend noch geschrieben hatte. Zwar wusste ich, dass er uns nachkommen würde, doch ich fand, dass ich mich trotzdem für seine Gastfreundlichkeit bedanken und mich angemessen verabschieden sollte, auch wenn ich es ihm nicht mehr persönlich sagen konnte.
Im Esszimmer angekommen saß niemand mehr, bis auf Bombur, der noch gemütlich an einer Scheibe Brot herumkaute. Lustlos nahm ich mir ebenfalls eine Scheibe und starrte vor mich hin. Nach einiger Zeit kamen auch Mia und Sarah. Beide wirkten noch sehr verschlafen, vor allem weil Sarah nicht merkte dass sie ihr Oberteil verkehrt herum trug und Mias Haare am Hinterkopf verzottelt nach unten hingen.
„Na auch schon wach?", fragte ich und rutschte zur Seite um Mia Platz zu machen, die sich neben mich auf die Bank setzen wollte.
„Wie definierst du wach?", maulte sie nur als Antwort und griff nach einem Brötchen.
Doch bevor ich antworten konnte flog plötzlich die Tür auf. „Packt eure Sachen wir gehen los", rief Gandalf gut gelaunt.
„Jetzt schon?", fragte Sarah leicht erschrocken und nahm sich hastig noch zwei Brötchen, bevor sie aus dem Raum stürmte.
„Der soll aufhören an einem so frühen Morgen schon so gut gelaunt zu sein!", meinte Mia finster und warf Gandalf einen tödlichen Blick zu, während wir den Zwergen vor die Tür nach draußen folgten. Typisch Mia, es gab nirgendwo einen größeren Morgenmuffel.
„Warum denn so schlecht gelaunt?", fragte ich sie und zog fragend eine Augenbraue nach oben. Mia antwortete nicht, sondern starrte nur finster vor sich hin.
Als wir draußen angekommen waren hörte ich gleich einen Ruf. „Ah Lilly, da seid Ihr ja", Gandalf kam mir entgegengelaufen und streckte mir die Zügel eines Ponys entgegen.
„Oh nein das wird nicht nötig sein", erwiderte ich und beäugte wiederstrebend das Tier, das gelassen vor mir stand. Ich mochte Pferde und auch Ponys nicht. Sie waren mir zu groß und ungeheuer. Gandalf hatte sich jedoch wieder abgewandt und ich war mit dem Pony alleine.
„Na dann los", murmelte ich und ging langsam ging ich auf das Tier zu. Kläglich versuchte ich mich in den Sattel zu schwingen, ohne dass Fell des Ponys zu berühren – es klappte nicht. Nach ein paar Versuchen stand ich trotzdem noch auf meinen eigenen Beinen.
„Habt Ihr Angst vor Pferden?", fragte plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich schnellte herum und sah Kíli der mich amüsierte anstarrte. Zerknirscht nickte ich. Es war unangenehm das zuzugeben, aber ich hatte auch noch nie viel mit diesen Tieren zu tun gehabt.
Kíli lachte nur und meinte: „Die sind ganz lieb" Er nahm mir die Zügel ab und band das Pony an Bilbos Zaun fest. Dankbar nahm ich seine Hand, die er mir hinhielt und schwang mich in den Sattel.
„Seht Ihr, ist doch gar nicht so schlimm", grinste er und reichte mir die Zügel wieder nach oben, bevor er weiterging. Halt nicht weggehen, schrie ich ihm in Gedanken hinterher und starrte verzweifelt auf meine Hände in denen ich die Zügel krampfhaft umklammerte. Was sollte ich nun machen? Zu meiner Rettung kam Sarah angeritten, die vollkommen gelassen Im Sattel saß. Sie und Mia konnten reiten, und das auch noch ziemlich gut.
„Na wie läuft's mit dem Vierbeiner?", fragte sie und lehnte sich von ihrem Pony zu mir hinüber. „Du sitzt genauso verkrampft im Sattel wie Sam"
Mein Blick schnellte zu ihm hinüber. Er saß, ganz weiß im Gesicht, auf seinem Pferd und zog eine Grimasse die jedem sagte, dass er lieber gelaufen wäre. Und da war er nicht alleine. Mit einem komischen Laut rutsche er wieder von seinem Pferd hinunter und hielt die Zügel auf Armeslänge von sich weggestreckt.
„He alles in Ordnung?", fragte ich Sam, doch er nickte nur stumm und starrte noch immer das Pferd an. „Kannst du mir dann meine Tasche geben?", bat ich ihn und blickte zu der Tasche, welche ich unachtsam auf dem Boden liegen gelassen hatte, als ich aufs Pferd gestiegen war.
„Hol sie doch selber", murrte Sam und stemmte stur die Arme in die Seite. Mit welchem Fuß war der denn aufgestanden? Ich blickte fragend zu Mia, doch die zuckte nur mit den Schultern und zog die Stirn graus.
„Du hast dich den Befehlen deiner Königin zu beugen", knurrte plötzlich eine Stimme von hinten. Ich drehte mich so gut es ging im Sattel um und sah, dass Thorin angeritten kam. „Gib ihr die Tasche"
Sam starrte Thorin an, der grimmig auf seinem Pony saß und ihn mit eisigem Blick durchbohrte, bevor er mürrisch zu meiner Tasche ging und sie mir ohne mich anzusehen in die Hand drückte. „Schaut, dass Ihr Eure Leute besser unter Kontrolle habt", sagte Thorin brüsk und trieb sein Pony an uns vorbei, bevor er die Stimme erhob: „Wir brechen auf"
„Reg dich ab, Lilly", sagte Mia gedämpft zu mir, als wir uns in die Reihe der anderen eingliederten. „Du bist knallrot im Gesicht"
Ich schnaubte grimmig. „Er legt es ja darauf an", fauchte ich erbittert.
„Ihr wärt ein zu schönes Pärchen", frohlockte Mia schnippisch und grinste mich herausfordernd an. „Ihr würdet nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen, da jeder von euch beiden sich nur auf sich selbst konzentriert"
„Was meinst du denn damit schon wieder" Verdrießlich sah ich sie an, während ich versuchte mich dem Rhythmus des Ponys anzupassen.
„Naja, bei zwei Dickschädeln sind Diskussionen und Streitereien schon vorprogrammiert."
„Ach halt doch die Klappe", erwiderte ich säuerlich und versuchte mein Pony anzutreiben, was erbärmlich scheiterte. Es lief in genau demselben Tempo weiter wie zuvor.
„Ohje", seufzte ich schwer und ignorierte Mias unterdrücktes Kichern. „Was ist eigentlich mit Sam los?", fragte ich um das Thema zu wechseln und sah zu dem Blonden hinüber, der genauso elegant auf seinem Pferd saß, wie ich auf meinem Pony.
„Ach, ich glaube das liegt daran, dass du zur Königin ernannt wurdest", erklärte Mia und stützte sich lässig in ihrem Sattel ab. „Als uns Sarah das erzählt hat, ist sein Gesicht eingefroren, aber der kriegt sich schon wieder. Gib ihm ein paar Tage"
Ich zuckte nur mit den Schultern und heftete meinen Blick auf den Weg vor mir. „Und was hältst du davon?"
„Schreckliche Idee"
„Na dann sind wir ja schon zu zweit", murmelte ich vor mich hin.
Gandalf verlangsamte sein Tempo und gab seine Position an der Spitze neben Thorin auf um zu mir aufzuschließen „Hab Ihr in Eurer Heimat keine Pferde?", fragte und musterte meine Haltung auf dem Pferd mit einem heiteren Gesichtsausdruck.
„Doch, mir sind sie durchaus bekannt, aber ich reite nicht so gerne. Ich habe Respekt vor großen Tieren"
„Den werdet Ihr überwinden müssen. Wir werden lange unterwegs sein und wenn Ihr nicht vorhabt den ganzen Weg zu laufen werdet Ihr Euch wohl an diese Tiere gewöhnen müssen"
„Das fürchte ich auch"
Wir waren keine halbe Stunde unterwegs, als die Zwerge begannen über Bilbo zu reden.
„Seht ich habe es euch ja gesagt. Der Halbling wird nicht kommen", dröhnte Glóins Stimme von hinten zu mir hervor und zustimmende Laute ließen sich hier und da hören.
„Der hat keinen Mumm in den Knochen" stimmte ihm auch Dwalin zu und wieder grölten die Zwerge zustimmend. Ich verdrehte die Augen. Mir kam es tatsächlich manchmal so vor, als würden die Zwerge jedem Erstbesten nachgrölen.
„Der kommt schon noch", sagte Bofur bestimmt. „Der Kleine ist taffer, als er aussieht"
„Wetten nicht?", rief Glóin
„Wette angenommen", erwiderte Bofur und zog einen kleinen Beutel aus der Tasche, in dem es reichlich klimperte. „30 Goldstücke"
„Mach 40 draus", grinste Glóin und hob siegessicher seinen eigenen Beutel in die Höhe
„Beim Wetten bin ich immer dabei", mischte sich Gandalf ein und zwinkerte mir vielsagend zu.
Beherzt zwinkerte ich ebenfalls und sah munter auf meine Hände.
„Ich glaube auch, dass er kommt" Den Satz hatte ich eigentlich eher zu mir selbst gesagt, als dass er für irgend einen anderen bestimmt war doch Glóin hatte mich anscheinend gehört.
„Soso die Hoheit möchte ebenfalls wetten?" Er sagte dies ganz ruhig, doch mit einer Tonlage, die mir schon jetzt sagte, dass mich dieser Zwerg nicht leiden konnte. Ich drehte mich zu dem Zwerg um und kniff verärgert die Augen zusammen.
„Du solltest mir gegenüber einen anderen Ton anschlagen", sagte ich schroff und hob kühl eine Augenbraue.
„Ich rede so mit Euch, wie es mir gefällt", knurrte Glóin provozierend. „Ihr habt mir nichts zu befehlen"
Das klang so abwertend, dass ich kurzerhand mein Pony anhielt und mich zu dem Zwerg umdrehte. Dwalin war ebenfalls verstummt und auch ein paar anderen sahen zu uns. Gespannt betrachteten sie die Situation. Wenn ich meine Position beweisen wollte, durfte ich jetzt nicht kleinbeigeben, das war mir klar, auch wenn ich ahnte, dass es eventuell nicht sehr viel bringen würde. „Du wirst mir den Respekt erweisen, der mir gebührt", fauchte ich nachdrücklich. „Nicht mehr und nicht weniger"
„Vor einem Weib aus einer anderen Welt werde ich wohl kaum mein Haupt senken" Geringschätzig sah mich Glóin an und seine verächtliche Verhöhnung klang mir in den Ohren nach. Ihr seid nicht meine Königin, ich schulde Euch keinen gehorsam"
„Wie hast du mich genannt", zischte ich ihn mit bebender Stimme an. „Wenn du mir keinen Respekt erweist werde ich ihn dir lehren" Mit einen spottendem Auflachen hob ich die Hand. Ein vertrautes Prickeln in den Fingerspitzen kündigte das bevorstehende schon an. Mit einem Schrei entlud sich die angestaute Energie in Form eines Strahls aus Feuer, der aus meinen Fingern schoss. Die Flammen tanzten durch die Luft und warteten nur auf meine Befehle.
„Ihre Augen, seht euch ihre Augen an", Glóins Stimme drang dünn und schwach an meine Ohren, in denen es tosend rauschte. Ich ballte die Hand und mit Genugtuung sah ich wie die Flammen sich langsam quälend auf den Zwerg zubewegten.
„Lilly, hör auf!" Mias Stimme drang fest und bestimmend zu mir durch. „Es reicht!"
Ich sah zu ihr und in ihren Augen spiegelte sich eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Entsetzen. Ich machte eine wegwischende Handbewegung und das Feuer erlosch.
„Du hast Recht, ich bin nicht deine Königin und ja, du schuldest mir keinen gehorsam. Dennoch bin ich froh darüber, denn jeder Herrscher würde sich für so einen Anhänger schämen" Spöttisch sah ich ihn an und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Aber nun siehst du, auch ohne dass du mich magst, respektierst du mich"
Ich wendete ohne mich um die anderen Zwerge zu kümmern mein Pferd und ritt weiter, als Thorin mir entgegen kam.
„Was ist hier los?"(2 416 Wörter)
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Eine Reise Zum Erebor
FanfictionEine unerwartete Reise nach Mittelerde, Neue Kräfte, Gefahren, Kämpfe und Abenteuer, Bla Bla Bla... Von solchen Klapptexten hast du sicher schon Tausende gelesen und wahrscheinlich gibt es auch schon tausende Storys, die meiner sehr ähnlich sind. Do...