19. Gollum

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Kapitel 19 - Gollum

Sarahs Sicht

Es war dunkel...so viel war sicher. Mein Rücken schmerzte, genauso wie mein Kopf lautstark dröhnte...so viel war auch sicher. Doch wo ich mich befand konnte ich nicht sagen. Ich saß an einem groben Fels angelehnt und hatte neben mir meine einzige Waffe liegen. Ich konnte wohl nicht abstreiten, dass ich bewusstlos gewesen war. Aber wie lange? Wie viel Zweit war vergangen?
Ächzend erhob ich mich auf die Beine und klopfte mir den Dreck von der Kleidung, ehe ich meine Umgebung genauer unter die Lupe nahm. Steile Felswände ragten zu allen Seiten empor und nur ein schwaches Licht drang irgendwo von ganz oben zu mir hinunter. Die letzte Erinnerung, die ich hatte war, als Bilbo in die Tiefe gestürzt war. Wir hatten es beide irgendwie geschafft nicht von den Goblins verschleppt zu werden und wurden dann dennoch von einem einzigen angegriffen. So viel wusste ich noch. Bilbo hatte sich gewehrt und war gemeinsam mit den Goblin abgerutscht. Ich musste ihm gefolgt sein...wahrscheinlich hatte ich auf halbem Weg den Halt verloren und war ebenfalls die steile Felskante hinuntergerutscht. Dann musste Bilbo ja auch noch irgendwo hier sein. Mein Blick glitt zu einem schmalen Spalt zwischen den groben Felsen. Vorsichtig spähte ich hinein, doch es war viel zu dunkel um irgendetwas erkennen zu können. Mit einem mulmigen Gefühl tastete ich nach meinem Dolch und wog meine Möglichkeiten ab. Ich konnte warten, nichts tun und hoffen, dass Bilbo oder irgendjemand anders mich fand und abholte, ich konnte versuchen die Felswand wieder nach oben zu klettern, oder ich ergriff die Initiative und suchte nach Bilbo. Ich atmete einmal tief durch und umklammerte meine Waffe ein bisschen fester, als ich mich entschieden hatte und mich vorsichtig durch den Spalt in die Dunkelheit schob.
Obwohl ich nichts sehen konnte, war es nicht sehr schwierig dem Pfad zu folgen. Er war zwar eng und schmal und ließ kaum Platz für irgendwelche Bewegungen, doch so konnte ich mich wenigstens nicht verirren. Je weiter ich mich an dem Pfad entlang tastete, desto lauter konnte ich meine eigenes Herz schlagen hören. Mit einer Hand tastete ich mich an der Felswand entlang, mit der anderen umklammerte ich meine Waffe so fest es ging.
Ich verlor das Zeitgefühl und ich fühlte mich, als würde ich nur noch im Kreis herumlaufen. Dieser verdammte Pfad musste doch mal ein Ende finden. Irgendwann hörte ich ein leises Murmeln und ich war mir sicher, dass es Stimmen sein mussten, die irgendwo in der Ferne waren. Unentschlossen ob ich nun weiter laufen sollte blieb ich stehen. Ich wusste nicht wer oder was mich erwartete und dieses Umfeld war auch nicht der ideale Platz um sich zu verteidigen...dennoch, diese Stimmen, waren der erste Anhaltspunkt den ich hatte nach weiß Gott wie langer Zeit. Vorsichtig und darauf bedacht möglichst leise aufzutreten tastete ich mich vorwärts. Die Stimmen wurden lauter und so langsam glaubte ich einzelne Worte verstehen zu können. Noch ein paar Schritte und ich spürte vor mir einen wiederstand. Fast wäre ich gegen den groben Felsen gelaufen und dachte schon der Pfad wäre eine Sackgasse, als mir auffiel, dass er einen starken Knick nach rechts ging.
„Eier", hörte nun ganz deutlich. Zwar noch gedämpft, doch ich erkannte sie mit einem Schlag. Es war kein geringerer als Gollum. „Frische Knackige Eierchen. Großmutter hat uns gezeigt wie man sie aussaugt"
Ich hielt den Atem an, als ich um die letzte Kante bog und merkte, dass sich meine Sicht aufhellte. Nicht stark, aber soweit, dass ich ohne Probleme zwei Gestalten ausmachen konnte, die sich in der düsteren Höhle ausmachen konnte. Vorsichtshalber blieb ich vorerst noch an Ort und Stelle und sah mir alles genau an. Es sah so aus, als wäre ich in einer Art Höhle oder auch Grotte gelandet und die Tatsache, dass Gollum hier herum geisterte machte es mir nicht schwer den Ort zu erraten, an dem ich mich gerade befand. Mein Blick schweifte über die kantigen Felsen, die überall in der Dunkelheit schemenhaft aufragten bis zu dem See, der vollkommen ruhig dalag und nicht das kleinste Geräusch von sich gab. Trotz, dass ich erst nervös und ein wenig ängstlich war, auf das ich mich zurückgehalten hatte, siegte nun die Neugier und ich wagte mich ein kleines Stückchen weiter in die Höhle hinein. Immer noch darauf bedacht nicht gesehen zu werden versuchte ich einen genaueren Blick auf Gollum zu erhaschen. Sam meinte jedes Mal, dass er eigentlich die perfekten Ideale für ein Topmodel hätte: Große blaue Augen, schlank und sehr von sich überzeugt...tja es hatte wohl jeder seine eigene Sicht auf die Dinge. Die kühle Luft wehte mir ins Gesicht und ich tastete mich vorsichtig noch ein Stückchen näher an die beiden Personen heran, als unter mir ein Knacken ertönte. Sofort blieb ich wie angewurzelt und starr wie eine Statue stehen, während ich hoffe, dass Gollum mich nicht entdeckt hatte. Als ich meinen Blick senkte erkannte ich, dass ich auf mehrere kleine Knochen getreten war. Angestrengt starrte ich wieder zurück in die Dunkelheit und stellte mir erschrecken fest, dass Gollum verschwunden war. Ich bemerkte, wie sich mein Puls verdreifachte und sich mein Atem beschleunigte. Hoffentlich hatte er mich nicht entdeckt, denn ich hatte keine Lust seine heutige Hauptmahlzeit zu werden.
Ich atmete tief durch und versuchte mich zu beruhigen, als eine bedrohlich flüsternde Stimme aus der Dunkelheit drang:
„Etwas das alles und jeden verzehrt,
Helm und Panzer, Axt und Schwert.
Tier, Vogel, Blume, Ast und Laub;
Aus hartem Steine mahlt es Staub"

Ein Schauder lief mir über den Rücken und ich hatte das Gefühl, als würde die Stimme genau neben meinem Ohr ihren Ursprung finden. Mit einer hektischen Bewegung drehte ich mich um, als Gollums Stimme erneut erklang, doch dieses Mal war es mehr ein hinterlistiges singen. Leicht zitternd drehte ich mich wieder um und versuchte zu ignorieren, dass seine Stimme tausend Mal von den Felswänden zurückgeworfen wurde und wie ein Echo im Raum hängen blieb.
„Antworte gut"
Armer Bilbo. Er schien nicht weniger Angst zu haben, als ich, denn er hatte Stich erhoben und drehte sich in alle Richtungen um alles im Blick zu haben.
„Ist es knusprig, ist es zart, ist es saftig?", hörte ich Gollum leise singen, als ich plötzlich einen kräftigen Stoß in den Rücken bekam. Mit einem leisen Aufschrei stolperte ich nach vorne und konnte mich gerade noch so an einer Felswand halten, bevor ich geradewegs auf die Nase gefallen wäre. Sogleich spürte ich, wie mich eine warme Hand am Ellenbogen packte und zu sich heranzog. Dankbar blickte ich Bilbo an, der nur knapp nickte. An seinem Blick erkannte ich, dass er nicht überrascht war, dass ich hier war. Hatte er es gewusst, oder hatte er mich schon entdeckt als ich mich in meiner Deckung geblieben war.
Perplex starrte ich die Kreatur an, die vor mir auf dem Boden herumkroch und fragte mich, wie er mich mit so dünnen Armen so fest stoßen konnte.
„Was ist es mein Schatz? Was ist es?" Gollum hüpfte neugierig um mich herum und schien ganz aus dem Häuschen, was mich instinktiv dazu veranlasste mich noch ein Stückchen näher an Bilbo heranzuschieben. Er war mir unheimlich und das nicht nur ein bisschen. „Was ist es mein Schatz? Kann man es auch essen? Zwei frische, saftige Happen auf einmal mein Schatz"
„Nein, sie ist bestimmt nichts zu essen", sagte Bilbo bestimmt und ich war froh, dass er das Wort für mich übernommen hatte. „Und du wirst dich hüten ihr zu nahe zu kommen"
„Noch ein Hobbits?", fragte Gollum neugierig und beäugte mich prüfend und als keiner von uns eine Antwort gab jauchzte er erfreut: „Zwei Hobbitse mein Schatz, zwei Hobbitse. Heute werden wir satt!"
Tolle Aussichten. Eingeschüchtert wich ich einen Schritt zurück und griff instinktiv nach Bilbos freier Hand, während ich versuchte nicht am ganzen Körper zu beben.
„Will andere Hobbits auch Spielchen spielen?"
„Ich...", stotternd brach ich ab und sah unsicher zu Bilbo, der leicht mit dem Kopf nickte. „Ja"
Gollum hüpfte aufgelöst jauchzend vor uns herum und führte seine üblichen Selbstgespräche. Trotz dessen, dass er mich anwiderte, erinnerte er mich an ein Kind, dass ein neues Spielzeug geschenkt bekommen hatte.
Bilbo währenddessen wandte den Kopf zu mir. „Sarah könntest du vielleicht..." Er warf einen Blick auf seine Hand, die ich noch immer fest umklammert hielt.
Peinlich berührt ließ ich ihn los und spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss. „Tschuldigung", nuschelte ich.
„Was machst du denn hier?", fragte der Hobbit mich währenddessen. „Du hättest doch schon längst hier raus sein können"
„Ich bin dir hinterher", antwortete ich und lächelte ihn leicht an. „Ich konnte dich doch nicht alleine lassen!"
„Du, was? Warum-" Bilbo wurde abrupt unterbrochen als Gollum sein Freudentänzchen beendete.
„So Beutlinse muss antworten, Beutlinse hatte genug Zeit. Zeit ist um"
„Zeit", sagte Bilbo unbeeindruckt. „Die Antwort ist Zeit"
Tja, wie auch immer Bilbo es geschafft hatte darauf zu kommen, es schien richtig zu sein, denn Gollums siegessicheres Lächeln verwandelte sich in eine finstere Maske.
„Verflucht", spuckte er und wedelte mit seinen mageren Armen in der Luft herum, bis er schließlich innehielt und ein hinterlistiges Schnarren ausstieß. „Nun muss andere Hobbits raten"
Gemein grinsend fixierte er mich, während er um mich herum krabbelte. Schaudernd versuchte ich nicht in die runden Augen zu schauen und hoffte nur, dass er mir nicht irgendwie zu nahe kam.
„Atemlos lebt es,
Kalt wie der Tod schwebt es,
Fühlt keinen Durst, und doch trinkt es,
Trägt ein Kettenhemd, und nie klingt es"

Schon als er mir das Rätsel vortrug lief es mir kalt den Rücken hinunter...ich hatte nicht die geringste Ahnung. Schnell wiederholte ich die Verse in meinem Kopf, doch je öfters ich sie mir in's Gedächtnis rief, desto weniger Sinn ergaben sie. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt und begann zu schwitzen, wie immer wenn ich nervös war. Gollums erwartender Blick half da auch nicht viel weiter. Er betrachtete mich mit einer gewissen Vorfreude, als wüsste er schon, dass ich versagen würde und er sich schon auf sein Bankett vorbereitete. Heimlich schielte ich zu Bilbo, der immer zu mir und dann zu dem See blickte. Stirnrunzelnd folgte ich der Richtung und versuchte herauszubekommen, was Bilbo mir zu sagen versuchte. An seinem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass er die Antwort schon längst wusste, doch ich konnte sie ihm leider nicht von den Lippen ablesen.
„Weiß Hobbits die Lösung?", fragte Gollum mit einem fiesen Lächeln das seine dünnen Lippen noch schmaler werden ließ. Panisch blickte ich wieder zu dem See, der im Moment mein einziger Anhaltspunkt darstellte. Das Gewässer lag vollkommen ruhig da und ich war kurz davor einen Nervenzusammenbruch zu erdulden, als es laut platschte. Ruckartig drehte ich den Kopf in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war und sah, wie feine Kreise die Wasseroberfläche in Schwingung brachten. Die Antwort traf mich wie ein Geistesblitz, als das ganze Rätsel plötzlich einen Sinn ergab
„Ein Fisch", sagte ich mit brüchiger, unsicherer Stimme und sah Bilbo hoffnungsvoll an. Dieser lächelte kaum merklich, doch ich spürte wie erleichtert er war, dass ich fast gar nicht mitbekam, dass Gollum in der Höhle herum wütete.
Siegessicher lächelte ich. „Ja, die Antwort ist ein Fisch"
„Gut, gut, sehr gewieft", zischte Gollum sauer „Letzte Frage, letzte Gelegenheit Fragt uns"
Bilbo sah mich erwartend an, doch ich schüttelte nur verängstigt den Kopf. Mich überforderte diese ganze Situation sowieso schon. Im Rätsel raten war ich nie gut gewesen, dass der Fisch im rechten Augenblick aus dem Wassergesprungen war, war der pure Zufall und unverschämtes Glück gewesen.
Hilflos zuckte ich mit den Schultern, als Bilbo, abscheiden genauso ahnungslos wie ich, den Mund öffnete und ihn auch gleich wieder schloss. Ich bemerkte, wie er mit seinen Fingern in seiner Tasche herumfummelte und fast augenblicklich erinnerte ich mich, was sich darin befand.
Der eine Ring!
Ein kalter Schauder lief mir über den Rücken, als ich mir bewusst machte, was dieses kleine Ding alles anrichten konnte und über welche Macht es verfügte. Unauffällig rutschte ich ein kleines Stück von Bilbo weg und bevorzugte nun sogar lieber die Nähe Gollums, als die des Ringes.
„Was habe ich in meiner Tasche?" Bilbos Frage entstand aus ernster Verzweiflung heraus,
„Das gilt nicht, frag uns was anderes"
„Nein, du hast gesagt ich soll dich etwas fragen und genau das habe ich getan", wiedersprach der Hobbit Gollum fest und doch hörte ich das kleine Zittern in seiner Stimme. „Nun?"
Ich hielt die Luft an und sah Gollum zu wie er verzweifelt einen Weg suchte die Lösung zu finden. Während er sich dabei immer selbst wiedersprach, entdeckte ich im hinteren Teil der Höhle eine dunkle Nische. Leise entfernte ich mich von den Beiden und schlich auf die Nische zu. Sie sah aus, als ob sich dahinter noch etwas verbergen würde und nach einer kurzen Untersuchung war meine Theorie bestätigt. Sie war zwar eng und klein, aber man konnte sich hindurchquetschen. Dahinter lag eine Art Hohlraum wo ein enger Pfad abzweigte.
„Verloren...verloren...", schallte es lautstark durch die Grotte und ich hörte das unangenehme Echo, das von den Felswänden zurückgeworfen wurde. „Verloren, mein Schatz verloren" Ich lugte zu Bilbo und Gollum hinüber, wobei Gollum dabei war wutentbrannt durch die Höhle zu toben. Höchste Zeit um zu verschwinden.
„Bilbo", rief ich so leise wie möglich durch die Höhle und war erleichtert, als der Hobbit zu mir hinüber sah. Ich winkte ihn herbei und hoffte, dass Gollum nichts mitbekam. „Hier durch", flüsterte ich ihm zu und kletterte vor ihm durch den engen Spalt. „Jetzt du"
Bilbo nickte und versuchte sich ebenfalls hindurch zu zwängen, doch er schaffte es nicht und blieb stecken. Ich packte seinen Arm, den er schon durch den Spalt geschoben hatte und begann ihm zu helfen, in dem ich so fest zog wie ich konnte.
„Au", keuchte Bilbo, doch darauf konnte ich im Augenblick keine Rücksicht nehmen, denn ich hörte wie Gollum immer näher kam.
Ich zog noch fester, aber es klappte nicht, er war einfach zu dick. Nicht, dass er wirklich dick war, nur die sieben Mahlzeiten der Hobbits am Tag machten sich nun ausbezahlt.
„Gestohlen...gestohlen" Hörten wir Gollums Stimme immer näher kommen und mit verzweifelter Entschlossenheit lehnte ich mich mit meinen ganzem Gewicht nach hinten und riss ihm beinahe seinem Arm ab.
„Nun komm schon", presste ich zwischen den Zähnen hindurch und war mir nicht sicher ob ich Bilbo an einem Stück durch den Spalt bekam, oder ich irgendwann nur seinen Arm in Händen hielt.
Bilbo schien aber von der gleichen Angst angetrieben zu sein, wie ich, denn mit panischem Gesicht drückte er sich gewaltsam hindurch. Ich hörte nur ein schnelles Ratschen, bevor der Gegenzug, an dem ich die ganze Zeit gezogen hatte nachgab und ich mit viel Schwung nach hinten viel. Schnell rollte ich mich zur Seite, dass Bilbo nicht genau auf mich draufknallte und beobachtete fasziniert, wie etwas Kleines aus seiner Tasche geschleudert wurde. Der Hobbit versuchte es aufzufangen und im nächsten Moment war er nicht mehr zu sehen. Es brauchte nicht viel Grips um sich zusammenzureimen, dass das kleine Etwas der Ring gewesen war. Der Eine Ring!
Noch während ich dastand und auf die Stelle schaute, auf der Bilbo so einfach verschwunden war, zog mich auf einmal etwas am Ärmel und riss mich mit. „Renn bis zum Ausgang, ich komme nach", hörte ich Bilbos Stimme rechts neben mir und ich nickte nur, vollkommen aufgelöst, und sprintete los ohne noch einmal nachzufragen. Ich wollte einfach aus dieser Höhle heraus und vor allem weg von Gollum.
„Sei vorsichtig", rief ich ihm noch über meine Schulter zu.
Endlich...gleisendes Sonnenlicht fiel mir ins Gesicht, als ich außer Atem aus dem dunklen Tunnel preschte. Erleichtert atmete ich die frische Luft ein und ließ die Sonne auf mein Gesicht scheinen. Erschöpft ließ ich mich auf einem großen Felsbrocken nieder und wischte mir den Schweiß vom Gesicht, während ich versuchte mein Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Das Abenteuer in den Stollen hatte mich mehr mitgenommen als gedacht und ich musste zugeben, dass auch Gollum mir mehr Angst gemacht hatte, als ich es mir hätte vorstellen können.
„Geht es dir gut?", ertönte Bilbos Stimme hinter mir und aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie er wieder sichtbar wurde.
Ich drehte mich zu ihm um und sah den Ring, mit dem er zwischen seinen Fingern herumspielte. Leicht argwöhnisch betrachtete ich ihn und ließ dann meinen Blick zu Bilbos Gesicht gleiten, welcher den Ring wie hypnotisiert, ja beinahe liebevoll musterte.
„Du erzählst es doch keinem, oder?", fragte er mich unsicher, als er meinen Blick bemerkt hatte.
Ich schüttelte beruhigend den Kopf. „Nein, das werde ich nicht, aber...", ich brach ab und schüttelte den Kopf.
„Aber was?", hakte Bilbo nach.
„Ach nichts", murmelte ich. „Komm, wir sollten, die anderen suchen"
Bilbo nickte und wir gingen schweigend nebeneinander her. Ich wollte den Ring in die Hand nehmen, hatte das Verlangen nach ihm und hätte Bilbo auch beinahe danach gefragt. Es war unheimlich, wie ein solch kleines Ding ein solches Verlangen in einem hervorrufen konnte. Nur das Wissen über die schreckliche Macht, die der Ring besaß, bewahrte mich vor dem Zusammenbruch.

(2 811 Wörter)

Eine Reise Zum Erebor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt