Kapitel 9 - Wutausbrüche Und Unkontrollierte Kraft
Lillys Sicht
Ich biss mir auf die Zunge und hielt Thorins fordernden Blick stand, welcher zwischen mir und Glóin hin und her sah. „Nichts", sagte ich barsch und ritt einfach an Thorin vorbei weiter in die Richtung in welche wir unterwegs waren.
„Die beiden hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit", hörte ich Gandalf diplomatisch sagen.
„Nun gut, wenn nichts passiert ist. Wir reiten weiter", befahl Thorin und die Truppe setzte sich wieder in Bewegung. „Könnt ihr euch nicht unter Kontrolle halten?" Thorins Stimme ertönte hinter mir und schon ritt er zu meiner linken Seite. Er klang wie üblich desinteressiert und kalt. Der gefährliche Unterton, welcher immer in seinen Worten mitschwang kam nun ganz deutlich hervor. „Ich kann niemanden gebrauchen, der Unruhe und Streit veranstaltet.
Mir klappte der Mund auf als er das sagte und zornig ballte ich die Hände um die Zügel. Ich war schon immer leicht reizbar gewesen, eines meiner größten Probleme. Mia meinte immer, dass ich cholerisch sein würde und dass das auf meinen immer hohen Blutdruck zurückzuführen sei. Und so auch in diesem Moment. „Könnte ich", zischte ich wütend und verengte die Augen. „Aber haltet mir diesen Zwerg vom Leibe" Mit diesen Worten deutete ich hinter mich. Thorin zog nur unbeeindruckt eine Augenbraue nach oben.
„Er hat immerhin angefangen", murrte ich.
„Mir ist egal wer angefangen hat", knurrte Thorin und seine Augen stachen unangenehm in meine. „Wenn Ihr es aber nicht schafft, Euch zu beherrschen, dann steigt Ihr wieder aus und geht dahin wo Ihr hergekommen seid"
Ich öffnete den Mund für eine patzige Antwort, doch ein Gefühl sagte mir, dass das jetzt nicht der Moment war die Sache noch länger auszureizen. „In Ordnung" Verbittert sah ich auf meine Hände. Ich wusste jetzt schon, dass diese Reise nicht einfach werden würde.
„Ich werde auch mit Glóin sprechen. Er hat Euch angemessen zu behandeln, doch ein wahrer Herrscher lässt sich nicht von seinem Volk provozieren", spöttisch richtete er sich ein bisschen mehr in seinem Sattel auf.
„Wollt Ihr mir etwas erklären, wie ich mein Volk zu führen habe?" Was bildete sich dieser Zwerg eigentlich ein? Er sollte seine Gefolgschaft so führen wie er es wollte und ich meine so wie ich es für richtig hielt. Naja, ich hatte zwar kein Königreich, aber es ging um das Prinzip.
„Nein, wie Ihr regiert ist Eure Sache, doch Eure Launen lassen sich mit aller Leichtigkeit ablesen"
„Was meint Ihr damit?", fragte ich verdrossen. Zog ich etwa so eine Fratze wenn ich wütend war? Bei meinem ließ es sich auch recht leicht ablesen. Er lief Puterrot an, seine Stimme bebte und an seiner Stirn fing an eine Ader zu pulsieren, die dann ununterbrochen pochte.
„Ich weiß nicht ob Ihr jemals in einen Spiegel geschaut habt, nachdem Ihr wütend wart", skeptisch runzelte Thorin die Stirn.
„Tja, nein habe ich noch nicht", verwirrt vergaß ich für einen Augenblick meine schlechte Laune „Sollte ich denn?"
„Meine Empfehlung", gab Thorin nur knapp von sich und zum ersten Mal, seid wir nebeneinander her ritten sah er zu mir hinüber.
„Na gut", murmelte ich vor mich hin. Nachdenklich betrachtete ich Thorin von der Seite, der sich wieder vollkommen auf den Weg konzentrierte. Was war denn an meinen Augen so besonders?
„Wartet!" Ein lauter Ruf erschallte hinter uns und schon sah ich Bilbo auf uns zu rennen. Laut rufend und den Vertrag wie eine Fahne hinter sich her wehend. Die ganze Gemeinschaft hielt an und Bilbo kam außer Atem vor uns zum Stehen.
„Ich habe unterzeichnet", sagte er stolz. Er reichte den Vertrag zu Balin hinüber, der ihn mit einem kritischen Blick musterte, dann jedoch lächelte. „Willkommen in der Gemeinschaft von Thorin Eichenschild."
„Gebt ihm ein Pony!", sagte Thorin knapp und trieb sein eigenes an.
„Feinfühlig wie immer" Ich verdrehte die Augen und lächelte Bilbo aufmunternd zu, bei dem die Begeisterung, als er sein Pony sah, auch sichtlich schnell nachließ.
„Das wird nicht nötig sein. Wisst ihr ich habe schon öfters Wanderungen gemacht. Einmal sogar bis nach Froschmorstätten", erklärte Bilbo und erhob zur Unterstützung seiner Worte abwehrend die Hände in die Höhe. Er wollte genauso wenig auf ein Pony wie ich. Doch jetzt musste ich zugeben dass es gar nicht so schlimm war, mal abgesehen davon, dass ich das Pony weder unter Kontrolle hatte, noch irgendwie Spaß am Reiten fand. Aber Bilbos Proteste waren zuletzt doch vergebens, denn schließlich wurde er einfach zu beiden Seiten gepackt und kurzerhand auf ein Pony gesetzt. Es war lustig mitanzusehen wie er die Zügel hielt. Bis zum Kinn hinauf, wobei ich wohl kaum eine bessere Figur auf meinem Pony machte.
Mia kam angeritten und verlangsamte den Schritt ihres Pferdes soweit, dass mein kleines Pony mithalten konnte. „Was war vorhin eigentlich mit dir los? Ich habe dich nicht wiedererkannt", sagte sie und besah mich prüfend. „So aggressiv habe ich dich noch nie gesehen"
„Von was redest du?"
„Von dem Ereignis, als du fast Glóin verbrannt hast", sagte Mia spitz.
„Ich war gar nicht aggressiv, ich musste meine neue Position ja irgendwie unterstreichen, oder? Was hätte ich sonst tun sollen, gar nichts? Dann hätte ich noch weniger Ansehen unter den Zwergen als davor"
„Das hat doch gar nichts damit zu tun"
„Natürlich hat es was damit zu tun. Weißt du eigentlich wie schwierig es ist sich gegen jemanden durchzusetzten?"
„Und ob Das weiß ich nur zu gut", murmelte sie finster vor sich hin und blickte mich direkt an. „Aber bitte, Lilly, sei vorsichtig mit deiner Eigenschaft als lebendes Feurerzeug. Du hast dich nicht gesehen, du warst furchteinflößend"
Gedrückt erwiderte ich ihren ernsten Blick. „Sah ich wirklich so schlimm aus?"
„Ich dachte schon, dass du wirklich keine Kontrolle mehr hast, aber schließlich hast du ja aufgehört. Ich meine Glóin hat es auf jeden Fall die Sprache verschlagen, aber wie schon gesagt du hast dich selbst nicht gesehen. Deine Augen sahen, als würde in ihnen selbst ein Feuer brennen, sie flackerten rot"
Ich öffnete den Mund, doch mir viel bei weitem nichts ein, was ich darauf hätte sagen können. Ich hatte wirklich rote Augen gehabt? Doch das war nicht einmal das schlimmste. Ich hatte mich tatsächlich nicht mehr kontrollieren können. Das Gefühl der Macht, war berauschen und zugleich furchtsam, gewesen. Ich spürte wie meine Wangen vor Scham rot anliefen.
„Halt!", ertönte ein Ruf und bewahrte mich glücklicherweise vor einer Antwort, denn ich war nicht sicher ob ich Mia das alles hätte erzählen können.
Die ganze Kolonne hielt erneut an, als Bilbo noch einmal „Halt!" schrie. „Wir müssen umkehren, ich habe mein Taschentuch vergessen"
Ich sah zu Thorin und erkannte deutlich, auch auf diese Entfernung, wie sich sein Gesicht verfinsterte, ehe er sein Pferd weiter trieb. „Und weiter", sagte er schroff und ignorierte Bilbo vollkommen.
„Hier nimm meines!" Bofur und riss ein Stück seiner Kleidung ab und schmiss es Bilbo zu. Der Hobbit fing es auf und roch perplex daran, bevor er es mit gerümpfter Nase auf Armeslänge gestreckt von sich weghielt. Oh, armer Bilbo. So etwas würde ich auch nicht gebrauchen wollen. Der Fetzen sah aus wie ein Putzlappen, der ewig nicht mehr gewaschen worden war.
Wir ritten den ganzen restlichen Tag ununterbrochen durch und erst am Abend machten wir Rast und ich hüpfte erleichtert von meinem Pony. Mein Hintern schmerzte und ich war mir sicher, dass ich mindestens einen Monat auf dem Bauch schlafen und ihm stehen essen würde.
Auch Sam war unübersehbar froh darüber endlich Abstand von seinem Pferd zu bekommen. „Endlich bin ich von diesem verdammten Vieh runter", sagte er und streckte sich ausgiebig.
„He, wenn du dich noch mehr streckst fallen gleich die Fliegen in Ohnmacht", rief ich ihm witzelnd zu, in der Hoffnung eine Konversation aufzubauen. Doch er sah nur beleidigt zu mir hinüber und tat die Arme wieder hinunter.
Seufzend schüttelte ich den Kopf und sah ihm nach, wie er davonging. Vielleicht hatte Mia Recht, ich musste ihm einfach Zeit geben. Die Zwerge begannen das Lager für die Nacht aufzubauen und ich hob ebenfalls das Gepäck von meinem Pony hinunter. Ächzend ließ ich es auf den Boden neben meinen Freunden fallen, die ebenfalls schon angefangen hatten ihre Lager aufzubauen. Wie konnte mein Gepäck nur so schwer sein? Seufzend packte ich die zusammengerollte Decke und breitete sie auf einem Stück Boden aus, dass nicht ganz so uneben aussah. Es stellte sich heraus dass es eine dünne matte als Unterlage und eine ebenso dünne Decke zum zudecken gab.
„Das wird auch heiter, wenn es kälter wird" Mia betrachtete kritisch ihr eigenes Lager und setzte sich vorsichtig darauf.
„Ach quatsch, da gewöhnt man sich schon dran", widersprach ich ihr und hoffte insgeheim, dass ich Recht hatte, denn ansonsten versprach es sich, dass es eine langer Reise war.
„Ihr beteiligt Euch daran das Lager aufzubauen?", tönte es da von hinten und ich musste nicht einmal raten um zu wissen wer da stand. „Lasst es doch einfach einen Eurer Leute für Euch erledigen", sagte er schnippisch und deutete in Richtung Sam, der mir einen Killerblick zuwarf. „Ihr müsstet eigentlich gar nichts tun" Seine zynische Haltung schlug mir so langsam wirklich auf die Nerven und auch wenn ich versuchte meine Gefühle so gut es ging unter der Oberfläche zu verschließen, konnte ich ihm dieses Gehabe langsam nicht mehr abhaben.
„Und warum sollte ich das tun?", fragte ich spitz und zog unbarmherzig eine Augenbraue nach oben. „Ihr seid ebenfalls ein König und lasst auch nicht alles eure Männer erledigen? Also was ist so schlimm daran wenn ich mich ebenfalls beteilige? Ich muss meine Leute nicht für mich schuften lassen um zu wissen, dass sie mir treu sind"
„Das, muss ich auch nicht", knurrte Thorin und seine tiefe Stimme war wie eh und je furchteinflößend.
Unbeeindruckt und darauf bedacht, nur das an Gedanken und Gefühlen zeigen, was ich auch zeigen wollte, verschränkte ich die Arme. „Das weiß ich, aber Ihr erwartete genau diese Einstellung von mir. Also hört auf mit Euren Vorurteilen mir gegenüber und schert Euch um Euren eigenen Kram" Genau nach diesen Worten drehte ich mich auf dem Absatz um und packte Sam am Handgelenk um ihn mit mir zu ziehen. „Du bist echt lebensmüde", flüsterte mir Sam zu, als wir so abmarschierten. Ich sah ihn halb lachend und halb verzweifelt an, während ich nur mit den Schultern zuckte. Wahrscheinlich hatte er Recht, aber immerhin sprach er wieder mit mir. Vielleicht hatte er gerade gemerkt, dass es manchmal besser war Untergebener zu sein, anstatt so zu tun, als sei man ein Anführer.(1 721 Wörter)
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Eine Reise Zum Erebor
أدب الهواةEine unerwartete Reise nach Mittelerde, Neue Kräfte, Gefahren, Kämpfe und Abenteuer, Bla Bla Bla... Von solchen Klapptexten hast du sicher schon Tausende gelesen und wahrscheinlich gibt es auch schon tausende Storys, die meiner sehr ähnlich sind. Do...