Kapitel 25 - Beorn
Lillys Sicht
„So, du bist also der, den sie Eichenschild nennen. Sag mir, warum macht Azog der Schänder jagt auf dich?" Beorn hatte uns angewiesen, uns an dem riesigem Tisch nieder zu lassen. Er tischte uns ein üppiges Frühstück auf und während er uns einer riesigen Kanne Milch in ebenso riesige Becher einschenkte, musterte er uns alle gründlich.
Thorin nahm sich Zeit mit seiner Antwort. Er hielt dem Blicken des Hautwechslers stand, während er zu überlegen schien. Es war keine Kunst zu erkennen, dass er ihm misstraute.
„Du weißt von Azog, woher?", sagte er schließlich und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen einen dicken Holzpfeiler.
„Mein Volk war das Erste, das in den Bergen lebte, bevor die Orks aus dem Norden kamen. Der Schänder hat fast meine ganze Familie umgebracht, doch einige hielt er sich als Sklaven. Nicht zum Arbeiten, sondern als Zeitvertreib. Hautwechsler einzusperren und sie zu foltern schien in zu belustigen" Beorns Stimme war ruhig und gefasst, doch der Schmerz hinter seinen Worten schien schwer in der Luft zu liegen und selbst Sam und Bombur hörten für einen kurzen Moment auf zu essen. Mein Blick fiel auf eine schwer aussehende Kette die rostig um sein Handgelenk hing. Sein Arm war dort wo das Eisen an der Haut scheuerte, Rot und blutig gerieben. „Ihr müsst den Berg noch vor dem letzten Herbsttag erreichen und dazu habt ihr nicht mehr viel Zeit"
„Und deswegen wollen wir durch den Düsterwald", erklärte Gandalf an seiner Pfeife nippend, während Mia einen unterdrückten Freudenschrei ausstieß.
„Dort lebt Legolas", teilte sie mir überschwänglich flüsternd mit. „Was denkst du, besteht die Chance, dass wir ihn treffen?"
Ich stöhnte laut auf und widerstand dem Drang die Augen zu verdrehen. „Mia" Ich sah sie flehentlich an. „Fang jetzt bitte nicht an irgendwie herumzuschwärmen, ja? Ich glaube nämlich nicht dass wir ihn treffen. Weißt du wie groß der Düsterwald ist?"
Sie zuckte nur die Schultern und setzte einen vorwurfsvollen Blick auf, wurde aber von Beorn unterbrochen.
„Durch den Düsterwald? Eine Dunkelheit liegt über diesem Wald, grausame Wesen kriechen im Dickicht umher. Ich würde mich nur in größter Not dort hinein wagen"
„Tja, das wäre tatsächlich etwas Neues, wenn wir mal nicht in größter Not wären" Mia nahm demonstrativ einen Schluck aus einer der fürchterlich großen Tassen.
„Also wirklich, Sarkasmus kann sie echt nicht", murmelte Sam und ich nickte zustimmend.
„Wir werden den Elbenweg nehmen, der ist noch sicher", widersprach Gandalf überzeugt und ich brauchte nicht zu Mia zu sehen um zu wissen, dass ihr Grinsen breiter war als ihr Kopf.
„Sicher?", fragte Beorn. „Die Waldelben des Düsterwaldes sind anders, sie sind weniger klug aber gefährlicher"
„Ja schlau sind Elben allgemein nicht", grinste ich Mia und Sam herausfordernd an, worauf ich sogleich einen Stoß zwischen die Rippen kassierte.
„Das musst du gerade sagen, du hast dafür einen Dickkopf dass es nicht mehr normal ist", zischte Sam daraufhin eingeschnappt.
Ich rieb mir die Seite, wo sein Ellenbogen mich getroffen hatte. „Musst du mich gleich hauen, wenn du mit dem was ich sage nicht einverstanden bist?"
„Nein, aber du bist verrückt", stellte Sam fest, als sei es irgendwie eine Rechtfertigung.
Ich biss mir auf die Lippe. Sein überlegenes Grinsen ließ mich trotzig das Kinn heben. „Verrückt? Nein, mein Lieber. Ich nenne das verbal überlegen" Ich achtete nicht darauf, als Sam wütend auf schnaubte, doch ich behielt seine Ellenbogen im Auge.
Beorn setzte den Krug ab, den er bis jetzt in der Hand gehalten hatte und richtete seine Augen, die mir im Gegensatz zu seinem Kopf etwas klein vorkamen, direkt auf Gandalf „Aber was macht das schon? In dieser Gegend wimmelt es von Orks und es werden stetig mehr. Ihr seid zu Fuß unterwegs und werdet den Wald niemals lebend erreichen" Sein Blick glitt weiter zu Thorin und er machte drohend einen Schritt auf ihn zu. „Ich mag keine Zwerge, sie sind gierig und blind. Blind für das Leben anderer, das sie für geringer halten als das Ihrige" Thorin ließ sich von dem Riesen nicht beeindrucken und stand weiterhin ruhig da. „Doch Orks hasse ich mehr", vollendete Beorn seinen Satz. „Was braucht ihr?"
Durch Beorns Hilfe hatten wir genug Vorräte mit denen es sich ein paar Wochen aushalten ließ. Auch bekamen wir Pferde. Doch dieses Mal waren es keine kleinen Ponys, sondern wirklich richtige, große Tiere und sie waren riesig...zumindest für meine Verhältnisse. Ich konnte mir schon denken, dass es bei mir komisch aussehen würde, sobald ich vor dem Tier stand. Sam kam noch relativ gut hoch, was bestimmt nur an seiner Größe lag, wodurch er einen klaren Vorteil hatte. Doch ich brauchte allein mehrere Anläufe dafür den Fuß in den Steigbügel zu bekommen. ich hasste es einfach wie die Pest. Mit lautem Gefluche hatte ich es irgendwann dann tatsächlich einmal geschafft und saß nun ziemlich unbeholfen da.
„Na Sarah, wo bist du gerade mit deinen Gedanken?", fragte Mia schließlich, der es ziemlich langweilig zu werden schien, seit dem wir losgeritten waren.
„Nirgendwo", erwiderte sie knapp. Sie schien keine Lust auf eine Unterhaltung zu haben, was für Sarah mehr als nur untypisch war. Sie biss sich auf die Lippe und sah nachdenklich aus, bevor sie auch einen Blick in Richtung von Sam und mir warf. „Bei dem Ring", erklärte sie schließlich und ich starrte sie fragend an.
„Ring?", wiederholte Sam laut. „Was für ein Ring?"
„Pst, Nicht so laut" Eindringlich sah Sarah ihn an, bevor sie ihren Blick besorgt auf Bilbos Rücken richtete, der etwas vor uns her ritt. Es sah nicht so aus, als hätte er mitgehört, aber dieser Hobbit war schlau und konnte sich, wenn er wollte geschickt anstellen.
„Also was ist jetzt mit dem Ring?", hakte ich nach.
„Ich finde nämlich, dass du noch ein Bisschen zu jung zum Heiraten bist" feixte Sam und hob belehrend den Zeigefinger in die Luft.
Ich verdrehte die Augen und Mia stöhnte laut auf. „Diesen Kommentar ignorieren wir jetzt einfach", meinte diese nun nachdrücklich und sah Sarah fragend an. „Also, wir hören"
„Naja, ich hätte es euch wohl schon früher sagen sollen.", fing sie zögerlich an zu sprechen. „Ihr wisst ja noch in den Orkstollen...als ich verschwunden bin?"
„Ja?", fragte Mia und zog die Augenbraue nach oben. „Was war da?"
„Naja, da bin ich ja bei Bilbo gewesen und-"
„Aber das hast du uns schon alles erzählt!", unterbrach Sam sie ungeduldig. „Du bist Bilbo hinterhergeklettert und genau da angekommen, als er schon aus der Höhle flüchtete und du dann gleich mit ihm vor Gollum davongerannt bist"
„Ganz so war es dann doch nicht.", widersprach Sarah ihm leise und fuhr fort. „Ich habe das Rätselspiel mitgespielt und zum Schluss hat Bilbo mir den Ring gezeigt"
„Du hast den Ring gesehen?", fragte ich neugierig und vergaß für einen Augenblick sogar mich am Sattel des Pferdes festzukrallen.
„Ich hatte ihn sogar in der Hand", sagte sie leicht lächelnd.
„Cool" Sam sah sie fasziniert an. „Und wie war's?"
„Wie es immer beschrieben wird. Es ist als-"
„Stopp, halt", unterbrach Mia und sah dezent sauer aus. „Du hattest den Ring also in der Hand und brauchst Ewigkeiten um uns davon zu erzählen?"
„Ich hab Bilbo versprochen nichts zu sagen", verteidigte sie sich. „Und was ist so schlimm daran? Außerdem hatte ich ihn erst gestern Nacht wirklich in der Hand"
Mia war dadurch aber noch lange nicht besänftigt. Sie wedelte aufgebracht mit der Hand herum. „Mensch Sarah, wir hätten schon lang etwas unternehmen können. Wir könnten versuchen Bilbo zu überreden ihn an Gandalf weiterzugeben"
„Was denkst du eigentlich was ich die ganze Zeit über schon versuche?", fragte Sarah und in ihrer Stimme schwang ein bitterer Unterton mit. „Genau das ist es, was ich mit euch besprechen wollte."
„Es könnte sich vieles ändern, wenn Gandalf jetzt schon davon wüsste", meinte ich wenig begeistert. „Das könnte die 'Herr der Ringe'-Geschichte vollkommen umschreiben"
„Ja aber vieles würde vielleicht besser werden", rief Mia, doch auch Sam schüttelte den Kopf.
„Es könnte sich aber auch zum Schlimmeren wenden. Wenn wir der ursprünglichen Geschichte folgen, wissen wir zumindest, dass der Ring vernichtet wird", argumentierte er und hatte einen, für ihn untypische ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt.
„Du hast Recht, das könnte so werden, aber überlegt doch. Wenn wir nicht aus diesem Grund nach Mittelerde geschickt worden sind, aus welchem anderen dann. Was ist dann der Sinn dahinter?", versuchte Mia ihre Partei zu verteidigen.
„Der Wille eines Buches?", fragte ich und grinste kurz, bevor ich wieder ernst wurde, doch Sarah unterbrach mich, bevor ich weiter sprechen konnte.
„Leute, ich habe mir das alles auch schon durch den Kopf gehen lassen und mich schon entschieden. Ich werde versuchen Bilbo meinen Standpunkt zu vermitteln, doch was er auch sagt oder passiert, mit dem Ring und Gandalf meine ich...Wenn er den Ring weggibt, dann tut er es, wenn nicht dann nicht...Wir werden das Resultat so akzeptieren, wie es fällt"
Sie sah uns der Reihe nach an und ich nickte nachdenklich. „Gut ich bin dabei"
Mia zuckte nur mit den Schultern und auch Sam sah nicht so überzeugt aus. „Wenigstens können wir dann behaupten es versucht zu haben", stellte Mia fest.
„Ich finde wir sollten es ganz bleiben lassen", meinte Sam. „Aber ich werde euch nicht im Wege stehen, wenn Sarah es für das richtige hält"
„He, warum machen wir plötzlich das was ich will?", fragte Sarah nach.
„Willst du das denn nicht?" Mia sah sie verwundert an
„Doch schon, aber nur wenn ihr einverstanden seid", murmelte sie.
„Sind wir doch", erklärte Sam. „Zwar nicht hundertprozentig, aber wir denken, dass wir in diesem Fall dir am meisten vertrauen können. Immerhin warst du näher an dem Ding dran, als wir alle zusammen"
„Aber halte uns dieses Mal auf dem Laufenden, ja?", warf ich schnell ein und über Sarahs Gesicht huschte ein erleichtertes Lächeln, ehe sie nickte.
„Da das jetzt geklärt ist..." Sam sah mich herausfordernd an, als er plötzlich ausholte und seine Hand auf das Hinterteil meines Pferdes niedersausen ließ. Erschrocken stellte das Tier die Ohren auf und begann vorwärts zu preschen. „Das war für den Eimer Wasser im Gesicht", hörte ich ihn noch hinter mir her brüllen.
„Wo ist die Bremse bei sowas?", kreischte ich und zog wie eine Verrückte an den Zügeln, doch das Pferd dachte gar nicht daran anzuhalten und blieb erst stehen, als ich Gandalf und Thorin an der Spitze schon weit überholt hatte. „Das 'sowas' nennt sich Pferd", grinste Mia, als sie mich wieder eingeholt hatten. „Und die Bremse hast du ja bereits gefunden." Die Zwerge hatten dieses Schauspiel mit Belustigung mitverfolgt, da ja jeder wusste, dass Sam und ich überhaupt nicht reiten konnten, auch wenn wir schon beträchtlich besser geworden waren.
„Haha", maulte ich und konnte spüren, wie das Blut in mein Gesicht zurückströmte. Immerhin sah ich nicht mehr leichenblass aus „Das bekommst du zurück", fauchte ich Sam an.
„Jaja...sag dann Bescheid"
weiter kamen wir nicht, denn Thorin und Gandalf vorne an der Spitze trieben ihre Pferde an, bis sie schließlich über die Ebene hetzten. „Oh nein, nicht noch mal", murmelte ich entgeistert vor mich hin, als mein Pferd automatisch mitzog.
„Wie ich so was hasse" Sam klammerte sich am Sattel fest und sah ziemlich bleich aus.
„Verzeih mir, wenn ich gerade nicht ganz so viel Mitleid mit dir habe", fauchte ich ihn an.
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Eine Reise Zum Erebor
FanfictionEine unerwartete Reise nach Mittelerde, Neue Kräfte, Gefahren, Kämpfe und Abenteuer, Bla Bla Bla... Von solchen Klapptexten hast du sicher schon Tausende gelesen und wahrscheinlich gibt es auch schon tausende Storys, die meiner sehr ähnlich sind. Do...