12. In Säcke Verschnürt Und Festgebunden

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Kapitel 12 - In Säcke Verschnürt Und Festgebunden

Lillys Sicht

Die Trolle zogen uns allen die ganze Kleidung bis auf die Unterwäsche ab. „Das ist jetzt nicht deren Ernst!", schimpfte Mia laut und sah den Trollen zu wie sie die Kleidungsstücke auf einen Haufen warfen.
„So wie es aussieht schon!", meinte ich kleinlaut und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war nicht gerade angenehm halb nackt und nur in Unterwäsche vor einem Haufen von Zwergen zu stehen, die jedoch alle freundlichster Weise höflich den Blick gesengt hatten. Ich begegnete Thorins Blick und lief knallrot an. Schnell senkte ich den Blick und verschränkte verlegen und peinlich berührt zugleich die Arme vor der Brust.
Na ganz Troll!
Mia sah mich ungläubig, mit halb offenem Mund an. „Seh ich da richtig Lilly? Du wirst Rot. Das gibt's ja nicht", triumphierend grinste sie mich an.
Ich zog fragend eine Augenbraue nach oben und setzte schnell eine verwirrte Miene auf. „Mir ist kalt", sagte ich deutlich und wies auf meine aufgestellten Härchen auf den Armen. „Sag nicht, dass es dich nicht friert"
Mia sah mich zweifelnd an, doch dann nickte sie. „Sicher, daran wird es liegen", sie nickte zur Unterstützung ihrer Worte übertreiben mit dem Kopf, bevor sie sich abwandte und ich biss mir so fest es nur ging auf die Zunge.
Ich war tatsächlich rot geworden. Meistens passierte das nur wenn ich mich aufs Äußerste genierte und im Moment genierte ich mich tatsächlich, doch ob es das einzige war bezweifelte ich und dafür würde ich mich auch am liebsten schlagen.
Die Trolle begannen uns in große, stinkende Säcke zu stecken und verschnürten uns mit dicken großen Seilen, die sie so fest zuzogen, dass ich schon nach ein paar Minuten kein Gefühl mehr in meinen Armen hatte. Bestimmt würden dabei wieder ein paar saftige blaue Flecken herauskommen. Weil ich ja nicht schon genug von ihnen hatte. Ein paar Zwerge, darunter auch Sam, wurden über das Feuer gehängt und am Spieß gedreht. Ich versuchte mir nicht vorzustellen was in diesem Sack schon alles gewesen war, denn ich spürte zu meinen Füßen etwas Schleimiges und irgendetwas sagte mir, dass ich darauf verzichten konnte zu wissen was das war.
„Hatte ich Euch nicht befohlen, dass Ihr am Rand warten sollt?"
Die Stimme die direkt oberhalb von meinem Ohr erklang konnte ja nur zu einem gehören. Ich schloss die Augen und holte tief Luft, bevor ich antwortete:
„Ja, das hattet Ihr"
„Und warum seid Ihr dann hier und habt Euch nicht leise versteckt, als wir anderen gefangen genommen wurden?"
Ich zuckte nur mit den Schultern und war froh, dass ich so lag, dass ich ihn nicht sehen konnte, ohne mich schmerzhaft zu verrenken. „Da gibt es eine ganz einfache Lösung"
„Und die wäre?"
„Ich habe Euren Befehl missachtet" Ich hörte, wie Thorin hinter mir schwer ausatmete konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Es machte mir tatsächlich Spaß ihn zu reizen.
Ich wandte mich ab und gähnte einmal ausgiebig. Wie gerne hätte ich jetzt einfach geschlafen.
Mia sah mich schräg von der Seite an. „Na du bist mir ja auch so Eine. Liegst hier rum und gähnst, während Sam jederzeit gefressen werden könnte", keifte sie gereizt und ich schloss entschuldigend und so schnell es ging wieder meinen Mund.
„Tut mir leid"
„Ach hör einfach nicht auf sie", sagte Sarah beruhigend. „Du weißt ja wie sie in Stresssituationen immer reagiert."
„Das hab ich gehört", fauchte Mia und drehte sich in ihrem Sack zu uns um und funkelte uns wütend an.
„Weißt du eigentlich wie Thorin reagiert hat als er erfahren hat, dass du Bilbo hinterher zu den Trollen bist?", fragte Sarah gedämpft, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass weder Thorin noch Mia oder sonst irgendjemand zuhörte.
„Ich vermute mal er ist ausgerastet", stellte ich bereitwillig meine Theorie auf und als Sarah grinsend nickte musste ich leicht schmunzeln.
„Du darfst es aber nicht auf die Spitze treiben", mahnte Sarah mich, als sie meinen Gesichtsausdruck gesehen hatte. „Er ist immer noch unser Anführer und später vielleicht sogar mal unser König."
„Du glaubst wirklich dass wir solange hier bleiben werden?", hakte ich verdutzt nach.
„Na wenn du keinen Weg weist wie wir wieder zurück nach Hause kommen muss ich dem leider zustimmen"
Es stimmte und ich hatte mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht. Kamen wir eigentlich wieder zurück? Und wenn ja wie? Vielleicht sollte ich später mal nochmal einen Blick auf das Buch werfen, dass ich aus meiner Heimat mit hierher gebracht hatte.
„Lilly?", hörte ich Kíli mir leise zurufen und durchbrach somit meine Grübeleien. „Kannst du dich nicht befreien in dem du den Sack anzündest?"
Darüber hatte ich auch schon nachgedacht. Aber das Gras auf dem wir lagen war, meines Erachtens nach, sehr trocken und ich konnte es nicht riskieren dass es Feuer fing. Ich schüttelte also hoffnungslos den Kopf in seine Richtung und sah weiter den Trollen zu, wie sie berieten, wie man uns am besten essen könnte. Weil wir natürlich so gut schmeckten.
„Wir brauchen sie doch nicht zu kochen. Wir setzen uns einfach auf sie drauf und zerdrücken sie zu Sülze"
„Nein, man sollte sie weich klopfen und Grillen und danach eine Prise Salbei drüber streuen", wiedersprach der andere Troll, welcher den Spieß drehte.
„Hhmmmm, das hört sich ja richtig lecker an"
„Ja wir hatten schon seit Ewigkeiten keine Gelegenheit mehr zu Duschen. Bestimmt bringen wir einen leckeren Nebengeschmack mit rein", maulte ich und bewegte mich unwohl in dem Sack. Ich hatte das Gefühl, dass ich nach dieser Aktion noch viel dringender eine Dusche brauchen würde als davor.
„Vergiss die Gewürze, wir haben nicht ewig Zeit. Es wird bald Tag. Ich habe keine Lust zu Stein zu werden", meinte der dritte Troll.
Ich sah zu Bilbo. Man konnte förmlich sehen wie er einen Geistesblitz hatte. „Wartet!", rief er Dann auch schon und quälte sich mit seinem Sack auf die Bein. Die Trolle hielten tatsächlich inne und schauten ihn an. „Ihr macht gerade einen furchtbaren Fehler"
„Mit denen kann man nicht reden. Das sind Einfaltspinsel.", rief Nori ihm zu.
„Einfaltspinsel? Und was sind wir dann?", wiedersprach ihm Bofur laut, der besorgt das Feuer unter sich betrachtete. Ich musste ihm Recht geben. Wir machten keine so guten Figuren, wie wir da in den Säcken steckten oder am Spieß hingen.
Bilbo ließ sich jedoch nicht beirren „Ich meine was die Gewürze angeht", erklärte er, als wäre es selbstverständlich und ich konnte nicht umhin ihn bewundernd anzustarren. Ich hätte mir in solch einer Situation nicht einfach so schnell was aus den Fingern ziehen können. Sicher ich kannte diese Story – zumindest bis zu einem gewissen Punkt – aber mein Einfallsreichtum wäre in so einer Situation ziemlich beschränkt gewesen. „Habt ihr schon mal an denen gerochen? Da braucht ihr schon etwas Kräftigeres als Salbei wenn die auf den Teller kommen sollen"
Laut protestierten die Zwerge und strampelten empört in ihren Säcken, was sie wie kleine Babys mit Bärten aussehen ließ
Der Koch der Trolle schien nun aber sichtlich interessiert. „Jaaa, was ist mit denen?"
„Nun ja, das Geheimnis beim Zwergekochen liegt darin...", offensichtlich wusste er nicht mehr weiter, denn er gestikulierte wild mit seinen Händen ohne irgendetwas zu sagen
„Jaaa was?", fragte der Troll ungeduldig.
„Ähäm...Sie erst mal zu häuten"
Die Zwerge zischten ihn alle wütend an. „Dir zieh ich die Haut ab du elender Verräter", rief ihm Glóin zu und die anderen stimmten laut in sein Protestgeheul mit ein. Ich sah einen Schatten in den Büschen vorbeihuschen. Erleichtert atmete ich auf, das musste Gandalf sein. Auch Bilbo hatte es bemerkt, denn er war kurz abgelenkt.
„Ach Quatsch. Ich hab schon viele mit Haut daran gegessen. So schmecken sie auch köstlich!", rief der fette Troll und schnappte sich Bombur um ihn aufzufressen. Der dicke Zwerg schrie und zappelte wild um sich um dem dunklen Rachen des Trolls zu entkommen.
„Halt, nein", schrie Bilbo. „Der ist verseucht, er hat Würmer...in seinen Gedärmen"
Der Troll warf Bombur mit einem lauten und erschreckend hohen Quietschen von sich.
„Ja Würmer haben sie allesamt, sie sind voll und ganz verseucht", setzte Bilbo eifrig nach, der bemerkte, dass sein Plan funktionierte, doch die Zwerge, protestierten laut dagegen an. Ich verdrehte die Augen. Manchmal waren sie schon extrem blöd. Auch Mia neben mir stöhnte genervt auf.
„Ich hab riesengroße Würmer. Ich platze gleich wenn ich noch mehr kriege", brüllte sie so laut, dass es auch die Zwerge mitbekamen. Sie schauten sie verwundert an und als Kíli dann auch noch einen heftigen Fußstoß von Thorin kassierte, begannen auch endlich in ihren Köpfen die Räder zu rattern und sie begriffen.
„Ja wir haben so viele Würmer, wir wissen gar nicht wohin mit den ganzen Würmern", rief nun Óin laut und ich seufzte erleichtert auf, als auch die anderen Zwerge mit einstimmten.
Die Trolle waren nun offensichtlich überfordert, was mit solchen Quadratschädeln nicht verwunderlich war.
Der Schatten huschte erneut vorbei und dann stand Gandalf auch schon auf dem Felsen. „Der Tag soll euch treffen", rief er mit einem leichten Hang zur Dramatik.
„Wer is'n das?", fragte der fette Troll und legte den Kopf leicht schief um Gandalf besser betrachten zu können.
„Keine Ahnung"
„Können wir den auch essen?"
Mit einer ausladenden Geste erhob Gandalf seinen Stab hoch in die Luft, bevor er ihn auf den Felsen niedersausen ließ. Mit einem lauten Krachen spaltete sich der Felsen und helles Tageslicht fiel auf die Trolle nieder. Sie brüllten so laut sie konnten und versuchten sich mit ihren Händen vor der Sonne zu schützen, als sie auch schon in ihrer Bewegung zu Stein erstarrten.
Erschöpft ließ ich meinen Kopf auf den Boden sinken. Ich war todmüde und mein einziger Wunsch war zu schlafen. Erleichtert spürte ich wie Gandalf die Schnüre des Sackes aufschnitt und ich meine Arme wieder bewegen konnte. So schnell es ging krabbelte ich aus dem alten Fetzten und suchte meine Kleidung auf dem riesigem Wäscheberg.
Sobald ich wieder Kleidung am Leib trug, fühlte ich mich schon viel wohler. Gerade wollte ich nach den anderen sehen, als Sam schnaubend angerannt kam und sich dampfend vor mir aufbaute.
„Wir sollten uns nicht einmischen, das haben wir doch schon besprochen gehabt", brüllte er aufgebracht und fuhr sich durch die Haare. „Du könntest den ganzen Verlauf der Geschichte verändern"
„Na und", trotzig verschränkte ich die Arme. „War das nicht unsere Absicht? Die Geschichte zum Besseren zu wenden?"
„Nein, das war deine Absicht", fauchte Sam mich an. „Wir haben nie darüber geredet"
„He", Mias autoritäre Stimme ließ uns auseinander fahren. „Ihr beide habt sie doch nicht mehr alle. Wisst Ihr, dass euch jeder zuhört?" Ausschweifend ließ sie ihren Arm über die Lichtung fahren. Ich sah auf und musste feststellen, dass sie Recht hatte.
„It's his fault", motzte ich auf Englisch, doch Sam schüttelte verbissen den Kopf. Aus dem Augenwinkel sah ich wie die Zwerge uns weiterhin verbissen anstarrten. Wahrscheinlich hörte sich das auf Englisch gesprochene für sie ziemlich merkwürdig an.
„No, with your acting you can make everything worse"
„Or better", warf ich verärgert ein.
"I'm Sams opinion", mischte sich Sarah leise ein und fügte im Flüsterton hinzu. „Wir sollten die Geschichte so lassen wie sie ist"
Wow, die paar Worte auf Englisch hatten es wirklich gebracht. „Aber wozu sind wir dann hierher gekommen?", wisperte ich ebenso leise zurück. „Es hat bestimmt einen Grund warum wir hierher geschickt wurden, das war Vorsehung"
„Nein, Schicksal", widersprach mir Sam.
„Wo ist da der Unterschied?", fragte ich. „Vorsehung, Schicksal. Beides das Gleiche"
„Schicksal ist einem vorherbestimmt", erklärte Mia Augen verdrehend. „Vorsehung berücksichtigt deine Entscheidungen"
„Aber-"
„Nichts 'aber' Lilly", unterbrach mich Sam grob. „Du hast ja gesehen was dabei rausgekommen ist, als du dich eingemischt hast. Schlussendlich bist du von den Trollen eingefangen worden, das Risiko ist es doch nicht wert"
Ich ignorierte ihn und wandte mich an Mia, die sich noch nicht geäußert hatte. „Was meinst du?"
Mia biss sich auf die Lippen. „Lilly, wenn ich ehrlich bin...ich halte es auch für besser erst einmal abzuwarten. So wie's aussieht bist du überstimmt"
Ungläubig starrte ich sie an. „Aber du warst es doch selber die mich bei den Trollen dazu getränkt hat, mich einzumischen"
„Ja ich war halt nervös"
„Nervös ist da ein bisschen untertrieben, findest du nicht", murrte ich verbittert, ehe ich geschlagen seufzte und mir über die Schläfen rieb. „Na gut, ihr habt gewonnen"
„Na bitte. Warum denn nicht gleich so?", fragte Sam und wirkte ziemlich zufrieden mit sich, bevor er sich umdrehte und wegging. Erzürnt starrte ich ihm hinterher, doch dann schüttelte ich einfach nur den Kopf. Sich jetzt darüber zu streiten war doch unsinnig. Langsam stapfte ich ihm hinterher, als Thorin neben mir erschien.
„Ihr lasst deine Untertanen so mit Euch sprechen?", fragte er und verzog spöttisch die Lippen.
Ich holte tief Luft und schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Erstens sind es nicht meine Untertanen, sondern meine Gefährten und zweitens werde ich mit ihnen schon noch abrechnen"
„Wie bei den Trollen", verbittert sah Thorin mich an und seine Lippen zeigten einen einzigen Strich.
Entrüstet riss ich die Augen auf „Sagt mal, macht Ihr mich für das Verantwortlich was dort geschehen ist?"
„Ihr seid schuld daran, dass wir beinahe von den Trollen gefressen worden wären"
„Seid Ihr noch ganz bei Trost? Ich soll dafür die Schuld tragen? Ich glaube Ihr habt sie nicht mehr alle. Wenn Ihr von vorne herein darauf gehört hättet, was Gandalf zu Euch sagte und was dann auch ich probierte in Euren harten Dickschädel zu hämmern, dann wären wir gar nicht erst in diese Situation gekommen" Schnaubend drehte ich mich um und dampfte davon. Irgendwie tat ich das ja bei jedem Gespräch, das ich mit Thorin führte, aber das war einfach die beste Möglichkeit es zu beenden. Ich flüchtete zu Sarah, welche ihre Habseligkeiten verstaute
Sie sah mich an, bevor sie ohne wirkliches Interesse fragte. „Und um was ging es dieses Mal?"
„Er ...", ich hielt inne. „Woher weißt du, dass ich mich schon wieder mit ihm gestritten habe?"
Sarah zuckte nur mit den Schultern und drückte mir meine Tasche in die Hand. „Hier, die habe ich für dich mitgenommen, bevor wir los sind um dich und Bilbo zu retten"
„Danke", sagte ich tonlos und warf sie auf den Boden, nachdem ich mich selbst auf die Erde fallen gelassen hatte.
Sarah nickte nur, während sie anfing mit einer großen Nadel und einem groben Garn ihr zerrissenes Oberteil zu nähen. „Ich glaub er mag dich", sagte sie plötzlich und so beiläufig, als würde sie nur über das Wetter reden.
Ein flaues Gefühl durchströmte meine Adern, während ich meinen eigenen Puls ganz genau spürte. Was...? Ein bitteres Lachen entkam meinen Lippen. „Ja genau und Gandalf bekommt plötzlich rote Haare"
Sie zuckte erneut mit den Schultern und konzentrierte sich weiter auf ihr Oberteil. „Ich könnte den Troll dafür killen. Ich hab jetzt nur noch ein intaktes Oberteil", murrte sie und warf die Nadel nach einem weiteren Versuch den Garn durch den Stoff zu ziehen frustriert in ihre Tasche.
„Da muss ich dich wohl enttäuschen, denn ich glaube sie sind schon tot" Ich erhob mich mühsam – mir tat noch immer alles weh – und trat an sie heran. „Zeig mal her und gib mir die Nadel. Ich mach das schon"
„Danke", murmelte Sarah und kramte die Nadel wieder aus ihrer Tasche heraus.
„Bedank dich nicht zu früh. Das nächste Mal, darfst du meine Löcher stopfen. Von wem hast du denn die Nadel bekommen?"
„Ich habe vorher Bofur gefragt. Ihm haben sie die Kleidung auch fast in der Mitte durchgerissen, als sie ihn ausgezogen haben."
Schweigend nähte ich ihr, so gut es mit dieser Nadel ging, die zerrissene Stelle zusammen, als auch schon Thorins tiefe Stimme über die Lichtung schallte:
„Wir laufen weiter"
Unter der Führung von Gandalf und Thorin stapften wir einen engen Pfad entlang, den die Trolle ohne Zweifel ebenfalls benutzt hatten. Überall waren Äste oder ganze Bäume umgeknickt, der Boden war durch die Benutzung von großen schweren Füßen matschig und schlammig geworden und überall fand man abgenagte Knochen.
„Igitt", murmelte ich, als ich über einen gammligen Haufen von irgendwelchem undefinierbaren Zeug sprang, auf dem sich schon die Fliegen absetzten.
„Kannst du laut sagen" Mia schlug sich würgend die Hand vor den Mund und eilte schnell weiter.
„Wir sind wahrscheinlich schon ganz in der Nähe der Trollhöhle", murmelte ich und versuchte möglichst oft durch den Mund zu atmen um den Gestank, der hier in der ganzen Gegend herrschte, möglichst wenig wahrzunehmen. Als wir bei der Trollhöhle angelangt waren war der Gestank schon fast nicht mehr auszuhalten und selbst die Zwerge hoben sich nun die Nasen zu. Einladend sah die Höhle auch nicht aus, was schon mit den ganzen Knochen vor dem Eingang anfing.
„Dass könnt ihr vergessen", rief Sarah, die ganz weiß im Gesicht war. „Da bringen mich keine zehn Pferde rein"
Ich nickte zustimmend und ließ mich auf einen Stein nieder, der etwas weiter von der Höhle weg war und ließ mein Gepäck auf den Boden plumpsen.
„Ich war noch nie so müde", murmelte ich, als Sarah sich neben mich fallen ließ und rieb mir die Augen, die mir fast schon zufielen. Die ganze Nacht durchzumachen war anstrengender als ich gedacht hatte. Sarah nickte nur, während ich müde gähnte und die Augen zuschlug.
„He ihr zwei, ja nicht einschlafen", tönte Sams Stimme, bevor sich ein großes Etwas daran machte an meiner Schulter zu rütteln.
Grummelnd schlug ich die Augen wieder auf. „Doch genau schlafen. Das ist das was ich jetzt brauche"
„Das wäre dann aber nicht gesund. Wenn du mehr als zwanzig Minuten schläfst wirst du nur noch müder und ich kann die sagen, dass wir mit Sicherheit nicht solange Rast machen, dass du dich völlig ausschlafen kannst. Thorin wird heute noch weiter wollen", erklärte mir Sam besserwisserisch.
Ich verdrehte die Augen und unterdrückte noch ein Gähnen. „Wie war es denn in der Hölle?", fragte ich und rieb mir noch einmal über die Augen in der Hoffnung, dass ich wenigstens ein bisschen wacher wurde – es funktionierte leider nicht.
Mia schnitt eine Grimasse. „Du kannst ja selber nachschauen gehen", meinte sie und machte eine ausladende Geste in Richtung Höhle.
Ich ignorierte ihre Einladung und sah Sam fragend an. „Und was Nettes gefunden?", fragte ich mit Hinblick auf den neuen Bogen, den er in der Hand hielt.
„Jap, aber ich hab auch was für dich.", sagte er und drückte mir einen wunderschönen Dolch in die Hände. Er hatte viele eingravierte Muster und Zeichen und ein rotes Heft. Die Klinge war beidseitig geschliffen und auf einer Seite mit gefährlichen Zacken versehen. Er war etwas kleiner, so dass ich ihn auch problemlos verstecken konnte, wenn ich wollte.
„Danke", murmelte ich erfreut und fuhr noch einmal fasziniert über die edel verzierte Klinge, bevor ich ihn dankend umarmte.
„Da kommt etwas", brüllte Thorin uns alarmiert zu, der gerade aus der Höhle kam.
Gandalf hastete ebenfalls an uns vorbei und griff dabei seinen Stab fester. „Bleibt zusammen. Eilt euch, bewaffnet euch"
Ich packte hastig meine Tasche und stürzte zu der Zwergentraube, welche alle ihre Schwerter gezogen hatten und sich Rücken an Rücken aufstellten, als ein Schrei an unsere Ohren drang:
„Diebe, Feuer, Mordio"

(3 148 Wörter)

Eine Reise Zum Erebor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt