50. Der Anfang Vom Ende

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Kapitel 50 - Der Anfang Vom Ende

Mias Sicht

Ich galoppierte neben Bard den Weg zurück. Es war ein Desaster gewesen. Schlicht und einfach ein Desaster. Vor den Toren Thals warteten bereits Sam und Thranduil.
„Er wird uns nichts geben", rief Bard den beiden zu, noch bevor er sein Pferd gezügelt hatte.
„Ein Jammer" Thranduil sah nicht überrascht aus, als er uns mit den Augen taxierte. Bard währenddessen zog ungläubig die Augenbrauen zusammen. „Warum? Ich verstehe es nicht. Warum wagt er einen Krieg?"
Tja das war die Frage auf die es den Jackpot gab. Ich konnte es mir genauso wenig erklären, doch Thranduil setzte nur ein selbstgefälliges Lächeln auf. „Zwerge, mit ihnen zu verhandeln ist müßig", sagte er abwertend und zog seine Klinge. „Sie verstehen nur das Eine. Wir greifen bei Sonnenaufgang an. Seid Ihr an unserer Seite?" Er wedelte mit seinem Schwert, ehe er seinen Elch wendete und zur Stadt zurückritt. Ich sah in Bard entschlossenes Gesicht und hatte die Antwort auf seine Frage. Mein Magen zog sich zusammen und es war als würde mich eine Welle mit kaltem Wasser überrollen. Wir hatten Krieg. Ich sah in Sams grimmiges Gesicht und war trotz seiner Grimasse sogleich etwas beruhigter. Auch wenn unsere gesamte Situation schlecht war, wir würden versuchen das Beste daraus zu machen. Ich sah noch einmal zum Berg und dachte an die Anfänge der Reise und ich beschloss, dass mich nichts in der Welt dazu bringen könnte, gegen meine Gefährten zu kämpfen. Ich folgte den anderen zurück in die Stadt, wo ich sofort für irgendwelche Tätigkeiten eingespannt wurde. Ich schliff Schwerter, spannte Bögen, reparierte Schilde und sicherte die Tore. Bard sprang zwischen den einzelnen Gruppen hin und her und überwachte das Ganze, während die Elben ruhig auf ihren Plätzen standen. In einem unbeaufsichtigten Augenblick schaffte ich es mich abzuseilen und ließ mich auf den Stufen vor einem heruntergekommenen Tor nieder. Unachtsam warf ich den Schleifstein beiseite, mit dem ich sicherlich schon tausende Schwerter wieder auf Vordermann gebracht hatte und stütze die Hände auf den Knien ab, als ich Schritte hinter mir hörte. Sogleich ließ sich Sam neben mir nieder.
„Wo warst du denn?", fragte ich ohne aufzusehen, während ich meinen Blick auf den Horizont richtete.
„Bei den Lazaretten"
Überrascht sah ich auf. Es war ja nicht so, dass er erst letztlich fast einen Zusammenbruch deswegen gehabt hatte, oder hatte ich mir das alles etwa nur eingebildet.
„Jaja, ich weiß was du jetzt denkst" Sam zuckte leicht mit den Schultern. „Aber das ist nun mal der Einzige Ort an dem ich brauchbare Hilfe leisten kann", murmelte er und sein Blick wurde glasig. „Ich glaube ich habe genug Krankenbetten hergerichtet. Zwar ist fast die Hälfte noch belegt, aber die meisten haben sich schon ganz gut erholt. Das Feuer hat sie mehr mitgenommen als wir alle gedacht hatten"
Ich nickte stumm. „Sag mal Sam, kommt dir nicht etwas an dieser ganzen Sache komisch vor?", fragte ich leise und begann mit einem kleinen Kiesel zu meinen Füßen zu spielen.
„Was meinst du?"
„Naja, die ganze Situation. Thorin hat sich auf einen Krieg eingelassen, obwohl er weiß, dass wir ihm tausend zu eins überlegen sind. Ich meine er ist zwar stur aber ganz sicher nicht blöd"
„Ja, darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht" Sam runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich glaube nicht, dass er so eine Entscheidung einfach übers Knie bricht. Er hat einen Plan"
Zweifelnd sah ich ihn an, ich war mir mittlerweile bei dem Zwerg nicht mehr ganz so sicher. „Meinst du?"
Sam nickte ernst, doch dieser hatte Thorin nicht gesehen. Der leere Blick und dann diese kalte Ausstrahlung. Klar Thorin war schon immer etwas kühl und anderen eher zurückhaltend gewesen, doch wie er Bard beim Tor gegenüber getreten war...unheimlich. Ich schauderte bei dem Gedanken daran, doch Sam hatte Recht. Thorin war zwar von seiner Sache mehr als nur überzeugt, doch er war nicht dumm.
„Was bedeutet das dann für uns?"
„Dass die Schlacht im Morgengrauen doch nicht so einfach wird wie es sich die anderen vorstellen"
Lautes Hufgetrappel riss uns aus unserem Gespräch und ich traute meinen Augen kaum, als ich sah, wer da mit vollem Tempo durch die Stadt preschte.
„Komm schon", erfreut sprang ich auf und raste hinter dem Pferd her. Endlich war jemand gekommen, der das Ruder in dieser ganzen Aussichtslosen Sache übernehmen konnte. Denn wenn Gandalf da war, konnte diese Sache gar nicht schief gehen...hoffte ich zumindest.
„Hey, Gandalf! Warte doch", brüllte ich dem Zauberer zu, als er von seinem Pferd sprang. Er sah uns erst einmal verwirrt an, doch als er uns erkannte lächelte er uns erfreut zu.
„Mia, Sam. Wie ich sehe seid ihr wohl auf" Ich nickte strahlend und erleichtert lächelte ich.
„Aber nicht mehr lange", zerstörte Sam diesen Augenblick, in dem er ernst auf Gandalf zutrat. „Es gibt unerfreuliche Neuigkeiten", erklärte er und Gandalf nickte wissend.
„Ich weiß, auch ich habe schlechte Nachrichten.", suchend sah sich der graue Zauberer um. „Wer hat hier das Sagen?"
Ich deutete mit dem Finger auf Bard, als sich der Bogenschütze auch schon zu uns umdrehte. „Wer will das wissen?"
„Ich muss mit Euch sprechen" Gandalf packte seinen Stock fester. „Ich bin Gandalf, der Graue und wenn Ihr nicht auf das hört, was ich Euch zu sagen habe, kann das für uns alle böse enden"
Ich schluckte heftig. Das hörte sich ganz und gar nicht gut an.
Bard verengte die Augen. Er schien zu überlegen ob er Gandalf trauen konnte, doch dann setzte er sich in Bewegung. „Kommt mit", rief er noch über die Schulter.
Sam und ich tauschten vielsagende Blicke aus, ehe wir den beiden Männern folgten. Die Situation war noch um einiges Komplizierter geworden und ich konnte das Gefühl in mir nicht mehr länger ignorieren. Ich hatte immer mehr den Drang meine Beine in die Hand zu nehmen und so schnell und so weit weg zu gehen wie nur irgendwie möglich.
Wir kamen in Thranduils Zelt an. Der Elbenkönig saß auf seinem Thron und sah mit kühler Miene auf uns herab. Als er Gandalf erblickte verzog sich sein Gesicht kurz einem überraschten Ausdruck, dennoch senkte er kurz höflich den Kopf.
„Was wollt Ihr hier?", seine Worte klangen genauso kühl wie immer, doch ich schien mich so langsam daran zu gewöhnen.
„Ihr müsst Euren kleinlichen Zwist mit den Zwergen beilegen. Es wird Krieg geben. Die Jauchegruben Dol Guldurs ergießen sich. Ihr alle seid in tödlicher Gefahr"
Thranduil zog entnervt über Gandalfs Worte die Augenbrauen nach oben und warf Bard einen gelangweilten Blick zu. Empört über diese Unzulänglichkeit öffnete ich den Mund doch Sam stieß mich an du schüttelte den Kopf. Er hatte Recht. Es war tatsächlich schlauer erst einmal zu schweigen.
„Was redet Ihr da?" Bard sah entgeistert aus, doch er schien Gandalfs Worte immerhin halbwegs für wahr zu halten.
„Ich sehe, dass Ihr nichts von Zauberern wisst", der Elbenkönig erhob sich und schritt zu einem Tisch um sich einen Schluck Wein einzugießen. „Sie sind wie ein Wintergewitter, das auf einem rasenden Wind heranrollt um dann donnernd schlechte Kunde zu überbringen" Thranduil gab Bard eines der Weingläser. „Aber manchmal ist ein Sturm nur ein Sturm"
„Nicht dieses Mal" Ich wusste nicht genau ob Gandalf empört über die Aussage des Elben war, denn wenn das der Fall wäre, versteckte er es ziemlich gut. „Orkheere rücken vor, es sind Kämpfer, sie wurden für den Krieg gezüchtet. Unser Feind hat all seine Streitkräfte versammelt"
„Warum sollte er sich jetzt zeigen?", fragte Thranduil wenig interessiert. Er glaubte dem grauen Zauberer nicht.
„Weil wir ihn gezwungen haben. Damals, als Thorin Eichenschild aufbrach um sich seine Heimat zurückzuholen" Gandalf wandte sich um und schritt mit langen Schritten aus dem Zelt. „Die Zwerge sollten den Erebor nie erreichen. Azog der Schänder wurde geschickt um sie zu töten. Sein Herr wird den Berg in seine Gewalt bringen" Gandalf blieb stehen um sich dem Berg zuzuwenden. Er prangte groß und mächtig vor uns auf und der Rauch der Feuerschalen vor dem Tor zog an uns vorbei. „Nicht nur wegen des Schatzes, sondern wegen seiner Lage, seiner strategischen Position. Das ist das Tor zur Rückeroberung des Landes Angmar im Norden. Erhebt sich dieses dunkle Königreich erneut wird Bruchtal, Lórien, das Augenland, sogar Gondor untergehen"
Ich hob die Hand zum Mund und begann an meinen Fingernägeln zu kauen. Wann ich das zum letzten Mal getan hatte wusste ich nicht, aber ich tat es nur dann, wenn ich wirklich nervös war.
„Diese Orkheere von denen Ihr sprecht Mithrandir. Wo sind sie?", fragte Thranduuil unbeeindruckt und sah von seinem Weinglas auf.
„Sie sind schon auf dem Weg, und sie kommen zu Tausenden"

Eine Reise Zum Erebor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt