- MAYA -
»Und er ist einfach geblieben, selbst nachdem ich weg gewesen bin? «, fragt Dorothea nochmal ungläubig nach und tauscht ihre Bücher aus ihrer Tasche mit ein paar anderen aus ihrem Spind.
Manchmal bin ich schon etwas neidisch, weil sie nicht immer so schwer zu tragen hat, aber im Endeffekt bin ich viel zu geizig, um Miete für einen Spind zu zahlen, so gering diese auch ausfallen mag.
Ich nicke. »Es war total merkwürdig. Wir haben geredet wie zwei ganz normale Menschen. «
Thea schließt ihren Schrank und hebt eine Hand an meine Stirn. »Hm, Fieber scheinst du keins zu haben. «
Mit zusammengekniffenen Augen schiebe ich ihre Hand wieder aus meinem Gesicht.
»Mir geht es gut. Er hatte vorgestern einfach keinen guten Tag und ich bin eben grade da gewesen. « Es ist nicht so als hätte ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Nur bringt das alles nichts. Marius ist eben nicht der Typ, der allein zuhause rumsitzt, vor allem nicht, wenn ihn etwas emotional aufwühlt. Jeder hätte in meiner Position sein können. Der Unterschied ist lediglich, dass ich Nora mindestens genauso gut kenne wie er.
Dadurch kann ich sie einschätzen und ihm vielleicht ein paar seiner Ängste nehmen. Naja, falls ich wieder in so eine Situation kommen sollte.
»Maya! «, trällert jemand. Kaum habe ich mich umgedreht, legt Noel auch schon einen Arm über meine Schulter.
Ich beginne zu lachen und anschließend breit zu grinsen. »Na? «
Doro verdreht die Augen und schmunzelt. Noel kenne ich eigentlich nur durch Marius. Die beiden haben sich im Sport kennengelernt. Ich habe mich schon immer mit dem Südländer verstanden und seit er in unsere Stufe gewechselt ist, sind wir enge Freunde geworden.
Der Schwarzhaarige fährt sich durchs Haar und verabschiedet sich dann mit wildem Gefuchtel, das ein Winken darstellen soll, von Dorothea, die jetzt zu Französisch muss.
»Wieso fragt mich Marius Weller, ob du über ihn sprichst? «, fragt er gerade heraus, sobald wir außer Hörreichweite sind.
Ich runzle die Stirn. »Hat er? «
Dieser Kerl wird mir irgendwie immer suspekter.
Noel nimmt den Arm von meinen Schultern und nickt. »Gestern im Training «, erzählt er, als wir uns im Spanischkurs auf unseren Plätzen in der vorletzten Reihe fallen lassen. »Aber erst generell zurzeit irgendwie komisch. «
»Ich glaube er kommt doch nicht ganz so gut damit klar, dass Nora vergeben ist «, flüstere ich.
Noel wartet mit dem Antworten bis der Unterricht richtig begonnen hat. »Ich glaube ihm, wenn er sagt, dass er nicht auf sie steht. «
»Aber trotzdem fehlt ihm jetzt die Person, die ihn an erste Stelle gestellt hat «, murmle ich und übernehme Verben aus einem Text, den ich nicht verstehe.
»Wie meinst du das? «, hakt mein quasi bester Freund neugierig nach.
»Nora ist mit allem immer erst zu ihm gekommen, aber jetzt hat sie Vince als neue Anlaufstelle. « Das laut auszusprechen legt irgendwie einen großen Klotz in meinen Magen.
»So geht es dir mit Thea und Monique auch, oder? «, trifft er vollkommen in Schwarze.
Ich nicke und presse die Lippen aufeinander, als unsere neue Spanischlehrerin unmittelbar vor uns steht.
Wir drehen unsere Hausaufgabenblätter so, dass sie sie lesen kann. Noels ist üblicherweise leer.
»Ich weiß, dass Ihre Mutter Spanierin ist, Noel, dennoch tut es Ihrer Mitarbeitsnote nicht gut, wenn Sie nie Hausaufgaben machen «, ermahnt sie ihn zum gefühlt tausendsten Mal.
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drive through some love
General Fiction«Mit dir hat er einfach jemanden gefunden, dem er für den Rest seines Lebens auf die Nerven gehen will.» Einige Menschen sind wie Landkarten, unverständlich in ihrem Ausdruck, unübersichtlich und sorgen manchmal für ungeahnte, negative sowie positiv...