- 𝐌𝐀𝐘𝐀 -
𝐕ielleicht habe ich meinen vier, nicht heterosexuellen, Freunden erzählt, dass ich heute von Paul abgeholt werde und er mich mit zu einem LGBTQ-Treff nimmt.
Deshalb stehen sie wie eine Scharr aufgescheuchte Hühner um mich herum und warten mit mir gemeinsam. Sie tun beinahe so als würde mich eine Limousine abholen. Noels Ausrede ist allerdings, dass er Paul kennt und ihm nur kurz hallo sagen will.
»Was erwartet ihr eigentlich? Dass sein Auto die Farben eines Regenbogens hat? «, frage ich und alle zucken mit den Schultern.
»Cool wäre das schon «, erwidert Thea.
Ich schnaube und verdrehe meine Augen.
Wie zu erwarten war, hält ein vollkommen normaler schwarzer Opel Corsa am Straßenrand.
Ich muss Marius dringend darauf ansetzen, dass er sich für mich nach einem umsieht, immerhin hat er da um einiges mehr Ahnung als ich.
»Du bist Maya, oder? «, fragt der brünette Junge durch das geöffnete Beifahrerfenster hindurch und spielt mit der schwarzen Spirale an seiner Unterlippe.
»Ja, genau. «
Als Paul den Spanier bemerkt, steigt er sogar kurz aus dem Wagen, damit sie sich besser unterhalten können.
Noel stellt ihm die anderen auch vor und lässt ganz beiläufig hier und da fallen wie queer sie alle sind. Vielleicht sollten sie mit ihm in diesen Treff fahren und nicht ich.
Der Höhepunkt ist allerdings, als er Joshua ganz ungeniert seinen Freund nennt. Alle anwesend sind ziemlich überrascht und ich kann auch in seinen Augen die Panik sehen.
Doch Paul gratuliert ihm nur dazu, dass er einen Teil von sich selbst gefunden hat, bevor er sich mir zuwendet.
»Ich bin dir übrigens dankbar, dass du das machst. Immerhin kennen wir uns überhaupt nicht «, versuche ich das Schweigen während er Fahrt zu brechen.
»Auch wenn ich Marius nicht so oft sehe, ist er ein guter Freund und wenn ich jemandem dabei helfen kann seiner eigenen Identität näher zu kommen, dann tue ich das unfassbar gerne, auch wenn ich nur den Chauffeur und Übermittler spiele. «
Etwas verlegen senke ich meinen Blick auf meine Knie, die aus den Löchern meiner schwarzen Jeans blitzen. »Das bedeutet mir wirklich viel, danke. «
Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu und lächelt. »Wir sind alle schon an diesem Punkt gewesen, wo du jetzt bist und da kann es verdammt dunkel und einsam sein. «
Ich habe zwar nicht das Gefühl, dass man das zwingend miteinander vergleichen kann, aber recht hat er dennoch irgendwie.
Erst wirkt der Treff wie ein üblicher Jugendtreff, der sich neben einer Sporthalle angesiedelt hat, aber als wir dem Gemeinschaftsraum näherkommen, werde ich von gefühlt hundert bunten Flaggen begrüßt.
Die Flaggen der Demisexualität und der Asexualität hängen übereinander. Ich bleibe vor ihnen stehen und sehe mir einfach nur die Farben und Formen an.
»Brauchst du noch einen Moment? «, höre ich Paul fragen.
Er hält bereits die große Flügeltür auf, durch die vereinzeltes Stimmengewirr zu uns dringt. Wieso tue ich das hier noch gleich?
Ich schüttle meinen Kopf und schließe zu ihm auf. Sobald wir in das Sichtfeld der Sitzgruppe, die aus drei Sofas besteht, treten, legen sich drei neugierige Augenpaare auf mich.
»Oh, du bist süß. Wie heißt du und wie alt bist du? «, ruft ein Mädchen mit eher dunklem Teint von einem der Sofas aus und streckt ihre Arme in die Luft.
DU LIEST GERADE
drive through some love
General Fiction«Mit dir hat er einfach jemanden gefunden, dem er für den Rest seines Lebens auf die Nerven gehen will.» Einige Menschen sind wie Landkarten, unverständlich in ihrem Ausdruck, unübersichtlich und sorgen manchmal für ungeahnte, negative sowie positiv...