04 | DAS DRITTE RAD

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- MAYA -

Abgelenkt kaue ich auf meinem Bleistift herum und starre auf das Orbitalmodell vor mir.

Ich weiß nicht warum, aber dieser Blödsinn geht einfach nicht in meinen Kopf. Meiner besten Freundin scheint es ähnlich zu gehen, denn sie wirkt die ganze Zeit ziemlich abwesend.

Thea druckst etwas herum und ich schlage mein Chemiebuch zu, weil wir sowieso nicht mehr lernen werden und ich mich auf meine beste Freundin konzentrieren will. »Ich habe eine Frage, weil ich dir das unbedingt noch erzählen will: Ist das jetzt ein schlechter Zeitpunkt, um dir zu sagen, dass Monique und ich endlich zusammen sind? «

Meine Augen weiten sich, ehe ich sie stürmisch in den Arm nehme und einen begeisterten Laut von mir gebe.

Sie vergräbt ihr Gesicht an meiner Schulter und seufzt. »Danke, dass du da bist. «

Auch wenn das im Moment zusammenhanglos scheint hebe ich meine Mundwinkel und löse mich von ihr.

»Ich will alles wissen! «, bestehe ich darauf, weil ich mich auch auf andere Gedanken bringen will. Marius' Bemerkungen über meine Unerfahrenheit sitzen in meinem Kopf. Dabei mache ich das doch überhaupt nicht mit Absicht. Bisher habe ich es einfach nicht geschafft mich auf jemanden voll und ganz einzulassen. Bei Oliver habe ich es versucht, doch er hat die Grenzen überschritten, die ich gezogen habe und mich damit gezwungen mich von ihm abzuwenden.

Doch Dorotheas Erzählung darüber, wie sie schlussendlich einfach ein ernstes Gespräch geführt haben scheint mich noch mehr ins Eck zu treiben. Denn egal wo ich hingehe, fühle ich mich irgendwie wie das dritte Rad am Wagen.

Im Training komme ich mich außen vor vor, weil ich immer noch nicht weiß wie ich damit umgehen soll, dass Oliver und Ruth dabei sind sich ineinander zu verlieben.

Monique und Thea versinken oft in den Augen der anderen und ich ziehe mich deshalb vermehrt zurück, weil ich das Gefühl habe im Weg zu sein.

Zuhause ist Marius, der mir vorhält wie unerfahren ich mit Jungs bin und Nora belächelt das nur. Sie scheint das alles mit Humor nehmen zu können, doch an mir nagt es, auch wenn ich nicht den Anschein mache oder etwas sage.

Generell fühlt sich alles im Moment ziemlich einsam an.

Seufzend betrachte ich die Nachricht, die ich meiner besten Freundin geschickt habe.

15:56_Maya: Können wir vielleicht noch mal zusammen Chemie durchgehen?

Nur mit einer Antwort ist nicht zu rechnen, also sitze ich mit Kopfhörern in den Ohren am Esstisch und starre meine Zusammenfassung an. Sie ist so ordentlich, dass man denken könnte, dass ich wüsste, was ich dort hingeschrieben habe. Doch die Wahrheit ist, dass ich wenigstens etwas Mühe in irgendetwas, was mit Chemie zu tun hat stecken wollte.

Eigentlich schicken Noel und ich uns die ganze Zeit Nachrichten, in denen er das Gesicht verzieht und er sich weigert auch nur das Chemiebuch aufzuschlagen, während ich wenigstens meine Schrift anstarre.

Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass mir meine u nicht gefallen. Sie sitzen immer zwischen zwei Kästchen, statt auf gleicher Höhe mit den anderen.

»Was machst du da? «, fragt meine Schwester und holt sich etwas zu trinken aus dem Kühlschrank.

»Chemie anstarren «, murmle ich, stütze meine Ellenbogen auf den Tisch und lasse mein Gesicht in meine Handflächen fallen.

»Brauchst du Hilfe? Marius ist ein ziemlicher Überflieger gewesen «, setzt mich die Dunkelhaarige in Kenntnis.

Ich schnaube abschätzig und drücke mir meine Handballen in die Wangen. »Von ihm bestimmt nicht. «

drive through some loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt