| 05. Kapitel |

1.3K 51 4
                                    

Leises Stimmenwirrwarr riss mich aus meinem tiefen und traumlosen Schlaf. Langsam öffnete ich meine Augen, schloss diese jedoch wieder verwirrt, als ich nicht die Räumlichkeiten meines Schlafsaales erblickte, sondern das Scharlachrot und Gold von Gryffindor. "Also jetzt noch mal für die Langsamen. Du hast sie, Catherine O'Callaghan, bekannt als schlaueste Schülerin in unserem Jahrgang, allein am schwarzen See getroffen und hast ihr dann unsere Scherzartikelsammlung gezeigt?", sagte da eindeutig die Stimme von einem der Zwillinge, vermutlich George. "Ja, das habe ich. Was ist daran so schwer zu verstehen?", fragte vermutlich Fred zurück und klang dabei leicht genervt. "Respekt Bruder, wahrlich Respekt", sagte nun die Stimme von Lee Jordan, einem der besten Freunde der Zwillinge. Man konnte förmlich hören, dass alle drei ein dickes Grinsen auf den Lippen hatten. "Alles klar, aber warum bei Merlins Bart seid ihr hier unten eingeschlafen. Um ehrlich zu sein, wir waren nicht sonderlich leise, als wir hoch gekommen sind", sagte George, was mich dazu zwang, mein Gesicht zu verziehen. Ich war also tatsächlich im Gryffindor-Gemeinschaftsraum eingeschlafen. Vermutlich hatte Fred sich schon länger im Kreuzverhör mit seinem Bruder und Lee befunden, weshalb ich mich dazu entschloss, mich langsam aufzurichten. Das Gespräch zwischen den drei jungen Männern brach ab, und gleichzeitig zogen die drei ihre Lippen zu einem noch breiten Grinsen. "Guten Morgen", trällerten sie vergnügt, während ich meine Lippen nur zu einem gezwungenen Grinsen verzog. "Morgen. Wie viel Uhr haben wir?", fragte ich sie und sofort antwortete Lee mit: "Kurz vor sechs Uhr." Ich nickte nur und blickte fragend zwischen den dreien hin und her. Nicht zu wissen, wer Fred und wer George war brachte mich schier um den Verstand. "Könntet ihr mir sagen, wer von euch wer ist?", fragte ich sie etwas genervt und deutete zwischen den Rothaarigen hin und her. "Theodore Nott und Dean Thomas", sagte der Rechte von beiden und zeigte erst auf sich und dann auf den anderen. Ich spitzte meine Lippen und kombinierte anschließend: "Also bist du Fred?" "Gut geraten", sagte George, nickte jedoch anerkennend. Hätte er doch nur gewusst, dass Fred diesen kleinen, aber ähnlichen Trick gestern Abend schon bei mir gemacht hatte. "Irgendetwas muss man ja können, wenn man in Ravenclaw ist", grinste ich und brachte die Jungs zum Lachen. Als das Lachen verstummte, legte sich eine beklemmende Stille zwischen uns, und ich entschloss mich dazu, dass es nun Zeit wäre, zu verschwinden. Ich stand auf und sagte langsam: "Ich sollte jetzt wohl lieber gehen." "Wohl wahr. Noch einen schönen Tag", sagte George, während Fred mich noch zur Portraitöffnung begleitete. Die Tatsache, dass ich gesehen hatte, wie Lee und George ihre Köpfe zusammen streckten, und unter vorgehaltener Hand laut loskicherten, ignorierte ich gekonnt. "Wenn es dir nichts ausmacht, könnte es zwischen uns bleiben? Und natürlich den beiden?", fragte ich Fred nervös und biss auf meiner Unterlippe herum. "Klar, muss ja niemand wissen, dass du jetzt auch unter die Fittiche des Scherzens genommen worden bist", sagte er mit einem Zwinkern und entließ mich aus dem Gemeinschaftsraum.

Flink kletterte ich durch die Öffnung hinaus, und das Bild der fetten Dame schloss sich hinter mir. Achtsam von niemanden erwischt zu werden, blickte ich den Gang entlang. Doch ein Räuspern zu meiner Rechten brachte mich dazu erschrocken zusammen zu zucken. Überrascht drehte ich mich um und stand direkt Professor McGonagall gegenüber. Ich schluckte schwer. "Professor McGonagall", sagte ich und grinste sie versucht unschuldig an, als könnte ich irgendwie ungeschehen machen, dass ich gerade aus dem falschen Gemeinschaftsraum gekommen war. Meine Lehrerin hingegen kniff nur ihre Augen zusammen und spitzte ihre Lippen. Dann sagte sie jedoch: "Miss O'Callaghan, ich vermute Sie wissen, dass die Sperrstunde erst in gut einer halben Stunde aufgehoben ist, noch dazu, dass das der falsche Gemeinschaftsraum war, aus dem sie gerade gekommen sind. Allerdings muss ich sagen, dass es auch mal schön ist, zu sehen, dass auch die ruhigsten und bravsten Schülerinnen und Schüler die Regeln brechen. Deshalb nur fünf Punkte Abzug für Ravenclaw." McGonagall drehte sich um und verschwand glucksend den Gang. Erstaunt zog ich meine Augenbrauen hoch und sah meiner Lehrerin hinter her. Dann raffte ich jedoch mein Kleid auf und sprintete die Gänge entlang zurück zu meinem richtigen Gemeinschaftsraum. Als ich jedoch an den Saum meines Kleides fasste, spürte ich etwas an meiner Hand. Ich senkte meinen Blick und erkannte, dass ich einen viel zu großen, selbst gestrickten Pullover anhatte. Genervt von mir selbst, biss ich mir auf die Lippen, verdrehte meine Augen und fluchte langsam vor mich hin. Leise, aber dennoch wütend murmelnd, kam ich im Schlafsaal an, zog Freds Pullover aus und verstaute ihn in den hintersten meines Schrankes. Kopfschüttelnd über meine eigene Dummheit, ihm den Pullover nicht sofort zurückgegeben zu haben, schälte ich mich aus dem Ballkleid und legte mich anschließend in das Bett. Ich dachte an gestern Nacht, in der es mir zu kalt geworden war, und Fred mir seinen Pullover gegeben hatte, damit ich nicht fror, wie am schwarzen See.

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt