| 67. Kapitel |

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Ich hatte Fred einen letzten, entschuldigenden Blick zugeworfen, ehe ich meine Augen geschlossen hatte und anschließend mit der gleichen Verwandlung wie Severus durch sein entstandenes Loch verschwand. Ich flog an den Rand des Verbotenen Waldes, und als ich eine Leichenblasse Gestallt erfasste, ging ich nieder und verwandelte mich direkt, zu seiner Linken in meine ursprüngliche Gestallt zurück.

„Catherine", sagte er überrascht und drehte sich zu mir um. Ein breites Lächeln hatte sich auf seine dünnen Lippen gesetzt, während mir ein böser Blick von Bellatrix von seiner rechten zugeworfen wurde. „Mein Lord", sagte ich und verbeugte mich vor ihm. „Die Zeit in Hogwarts ist nun vorbei. Seht, wie klein sie sich doch fühlen und versuchen, das Schloss mit ihren jämmerlichen Schutzzaubern zu schützen. Wie viele von ihnen wohl kämpfen werden?", fragte er und drehte sich mit einem erwartenden Gesichtsausdruck zu mir. „Der Orden des Phönix ist anwesend, ebenso wie einige ehemalige Schüler und Schülerinnen. Ich vermute, dass das Lehrpersonal, sowie alle Erwachsenen Zauberer und Hexen sich am Kampf beteiligen dürfen. Professor McGonagall leitet dort alles. Ich bin so lange geblieben, wie ich es konnte, mein Herr", sagte ich und senkte meinen Blick. „Sehr gut. Meine Liebste, würdest du den ersten Schritt machen? Greif sie an!", forderte er mich auf und deutete auf das Schloss. Ich schluckte schwer, nickte jedoch und richtete meinen Zauberstab auf die vielen Schutzzauber, die nun das Schloss wie eine Kuppel umgaben. „Tu es!", flüsterte der Lord in mein Ohr. Ich zuckte zusammen, nickte jedoch und warf einen stummen Zauber auf meine alte Schule.

Die Todesser hinter mir lachten auf und warfen ebenfalls ihre Zauber auf das Schloss. Bellatrix nerviges Lachen dröhnte mir schon wieder in den Ohren, doch dann erhoben sie sich in die Lüfte und flogen auf Hogwarts zu. Die Schlacht hatte begonnen.

Ich stand neben dem Lord, ebenso wie Lucius Malfoy, dem ich es zu verdanken hatte, jetzt auf dieser Seite zu stehen. „Gebt mir eure Hände", forderte er uns auf, während Nagini sich um seine Schultern legte. Nur langsam kamen wir seiner Aufforderung nach, doch kaum hatten unsere Handflächen sich berührt, so apparierten wir Seite an Seite mit dem dunklen Lord in die heulende Hütte. Diese knarrte beachtlich unter unserem Gewicht, hielt jedoch stand. Malfoy kauerte sich in das hintere Eck. Er sah gar nicht gut aus. Sein linkes Auge war geschwollen, während ihm seine langen blonden Haare verfilzt in das Gesicht hingen. Er fragte, ob er nach Draco suchen durfte. Doch der Herr verbot es ihm, stattdessen gab er ihm den Auftrag nach Severus zu suchen. Er verschwand.

„Herr, soll ich der Schlacht nicht beiwohnen? Soll ich nach Potter suchen?", fragte ich ihn, doch der blasse Mann schüttelte seinen Kopf. „Nein, bleibe bei mir. Severus vertraut dir doch, oder etwa nicht?", bestimmte er, und ich bejahte seine Frage. Kurz darauf konnte man das schwere Getrampel von Lucius und Severus hören. Sie traten in den Raum ein. Lucius sollte wieder gehen. Sofort machte er sich auf die Suche nach seinem Sohn. Severus hingegen blickte emotionslos dem Herrn entgegen. Nagini schlängelte sich zu unseren Füßen.

„Herr, ihr Widerstand bröckelt", sagte Severus leise, doch du-weißt-schon-wer schnitt ihm das Wort ab: „- und das ohne deine Hilfe. Du bist zwar ein fähiger Zauberer, Severus, aber ich denke nicht, dass du jetzt noch von großer Bedeutung sein wirst. Wir sind fast am Ziel ... fast." „Lasst mich den Jungen finden. Lasst mich Potter zu Euch bringen. Ich weiß, dass ich ihn finden kann, Herr. Bitte", flehte Snape. Der Lord erwiderte nichts darauf, stattdessen sagte er leise: „Ich habe ein Problem, Severus" – „Herr?" – „Warum arbeitet er nicht für mich, Severus?", er hielt den Elderstab in seinen Händen. „H-Herr? Ich verstehe nicht. Ihr – Ihr habt außergewöhnliche Zauber mit diesem Stab vollbracht", antwortete Snape und zog seine Stirn kraus. „Nein, ich habe meine üblichen Zauber vollbracht. Ich bin außergewöhnlich, aber dieser Zauberstab ... nein. Er hat die Wunder nicht offenbart, die er verheißen hat. Ich spüre keinen Unterschied zwischen diesem Zauberstab und dem, den ich vor all den Jahren bei Ollivander erworben habe", widersprach der Herr ruhig, fast schon zu ruhig. Ich stand still in der Ecke. Es war so, als hätten mich die beiden Herren ausgeblendet. „Keinen Unterschied", wiederholte der Herr. Severus erwiderte nichts darauf. Der Lord begann im Raum auf und ab zu gehen.

„Ich habe lange und scharf nachgedacht, Severus. Weißt du, weshalb ich dich aus der Schlacht zurückgerufen habe?", fragte der Lord. „Nein, Herr, aber ich bitte Euch, lasst mich zurückkehren. Lasst mich Potter finden", sagte Severus und klang dabei noch immer so entspannt. „Du klingst wie Lucius!", brüllte er, „Keiner versteht Potter, wie ich es tue! Es ist nicht nötig, ihn zu finden. Potter wird zu mir kommen. Ich kenne seine Schwäche, musst du wissen, seinen einzigen großen Fehler. Er wird es verabscheuen, zusehen zu müssen, wie die anderen um ihn herum niedergestreckt werden, wohl wissend, dass es seinetwegen geschieht. Er wird um jeden Preis Einhalt gebieten wollen. Er wird kommen." – „Aber, Herr, er könnte versehentlich von einem anderen statt von Euch getötet werden" – „Meine Anweisungen an meine Todesser waren vollkommen klar. Nehmt Potter gefangen. Tötet seine Freunde – je mehr desto besser -, aber ihn tötet nicht. Doch ich wollte über dich sprechen, Severus, nicht über Harry Potter. Du warst sehr nützlich für mich. Sehr nützlich." „Mein Herr weiß, dass ich nur danach strebe, ihm zu dienen. Aber – lasst mich gehen und den Jungen finden, Herr. Ich will ihn zu euch bringen. Ich weiß, ich kann es – ", sagte Snape, doch zornig wurde er unterbrochen: „Ich habe bereits gesagt, nein! Meine Sorge im Augenblick ist, was geschehen wird, Severus, wenn ich endlich auf den Jungen treffe!" – „Herr, es ist doch gewiss keine Frage –?" „Aber es gibt eine Frage, Severus. Es gibt eine. Warum haben beide Zauberstäbe versagt, als ich sie gegen Harry Potter richtete. Mein Zauberstab aus Eibenholz, tat alles was ich von ihm verlange, Severus, außer Harry Potter zu töten. Zwei Mal versagte er. Ollivander sagte mir unter Folter von den Zwillingskernen, er riet mir, den Zauberstab eines anderen zu nehmen. Das tat ich, aber Lucius Zauberstabs zerbrach, als ich ihn gegen den von Potter richtete." – „Ich – ich kann es nicht erklären, Herr" – „Ich suche einen dritten Zauberstab, Severus. Den Elderstab, den Zauberstab des Schicksals, den Todesstab. Ich nahm ihn seinem vorherigen Besitzer ab. Ich holte ihn aus dem Grab von Albus Dumbledore."

Ich zuckte zusammen. Er hatte Dumbledores Grab betreten. Hatte die Totenruhe unterbrochen und einem verstorbenen Zauberer einfach sein wichtigstes Gut genommen. Niemand nahm einfach so den Zauberstab eines Verstorbenen an sich. Doch der dunkle Lord hatte davor keine Angst. Es hätten unzählige Flüche auf dem Grab liegen können, und dennoch hatte er es unbeschadet geschafft, sich das zu nehmen, was er schon so lange haben wollte. Deswegen hatte er also Ollivander und Gregorowitch aufgesucht und gefoltert und auch fast umgebracht. Er wollte eine Erklärung dafür haben, warum kein Zauberstab Harry Potter hatte töten können. Er wollte Antworten. Ich stieg aus. Das Gespräch zog an mir vorbei, erst als der dunkle Lord auf Parsel sprach, zuckte ich zurück in die Gegenwart.

Severus schrie fürchterlich auf. Nagini bohrte sich in den Hals von Severus. Deine schwarzen Augen weiteten sich, als ihm alle Farbe aus dem Gesicht wich und er gegen die Wand knallte und langsam auf den Boden rutschte. Noch zwei weitere Male ging Nagini auf den Mann nieder, ehe der Lord sagte: „Ich bedaure es." Er rauschte aus dem Raum und Nagini schwebte ihm hinterher.

Ich stürzte auf Snape zu. Fasste ihn an den Hals und versuchte, die Wunden zuzudrücken. Doch dieser schüttelte nur seinen Kopf. „Lass es gut sein, Kate", murmelte er und schenkte mir ein letztes Lächeln. „Geh, und suche nach Fred. Sag ihm, dass er ein Vater geworden ist. Es wird ihn sicherlich freuen" – „Aber Severus. Ich kann dich doch nicht", er schnitt mir das Wort ab. „Geh, ich werde meinen Frieden schon finden", er strich mit seiner blutigen Hand noch über meine Wange, ehe er laut aufstöhnte. Ich schluckte schwer und nickte. „Danke für alles. Ich hätte ohne dich nicht überlebt"

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt