| 07. Kapitel |

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Den Schal bis zu meiner Nase hochgezogen, stand ich nur wenige Meter von der buckligen Hexe entfernt. Die Statue war mir noch nie geheuer gewesen, da sie für mich immer den Eindruck gemacht hatte, dass sie unglücklich über ihr Leben gewesen sei. Kein Schüler und kein Lehrer befand sich auf den Fluren, sondern waren stattdessen im Unterricht oder genossen ihre Freistunde in den warmen Gemeinschaftsräumen oder machten ihre Hausaufgaben zusammen mit ihren Freunden in der großen Halle oder in der Bibliothek. Ich war schon fünf Minuten vor unserer eigentlich abgemachten Zeit an der Statue angekommen, weil ich es keine Sekunde länger bei Charly ausgehalten hatte, die schon jetzt die Hochzeit von Fred und mir plante. Ich konnte sie schon irgendwie verstehen, dennoch konnte ich mir unter keinen Umständen vorstellen, wie sie überhaupt auf die Idee gekommen war, sich dieses Gehirngespenst einzubilden. Wir waren ja noch nicht einmal zusammen, noch hatte ich mit mir persönlich geklärt, was die Gefühle in mir für Fred bedeuteten.

Ich vernahm schnelle Schritte, die um die Ecke bogen und kurz darauf stand auch schon ein Rotschopf vor mir. "Du bist früh dran", stellte Fred fest und grinste erfreut, als er mich so allein dastehen sah. "Ich wollte mich nicht noch länger mit Zauberkunst beschäftigen", schwindelte ich ihn hingegen an, und wollte ihm unter keinen Umständen von Charlys Fantasien erzählen. Ich musterte ihn kurz nachdenklich und versuchte, in meinem Kopf ein Bild von George heraufzubeschwören, jedoch fand ich überhaupt keinen Unterschied zwischen den Zwillingen. Fred schien meinen Gedankengang mitbekommen zu haben, und setzte ein feixendes Grinsen auf. "Keine Sorge, George und Lee kümmern sich gerade um die Finanzen unseres kleinen Unternehmens. Außerdem ist er wohl eher an Angelina interessiert, als an dir", sagte Fred und drückte sich an mir vorbei, um sich hinter die Statue der buckligen Hexe zu stellen. "George steht auf Angelina? Die Angelina Johnson aus eurem Quidditch-Team?", fragte ich überrascht und runzelte meine Stirn. Ein Treiber und eine Jägerin würden sicherlich gut zusammenpassen, auch wenn sofort Gerüchte entstehen würden und innerhalb von wenigen Tagen ganz Hogwarts bescheid wüsste. "Ja, Lee hingegen interessiert sich hingegen für deine kleine Freundin. Schade, dass sie schon vergeben ist", sagte Fred und zog seinen Zauberstab aus seiner hinteren Hosentasche hervor. "Was? Lee möchte etwas von Charly?", fragte ich perplex, und wunderte mich, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte. Charly war schon seit der dritten Klasse mit Peter zusammen, und sie machten unter keinen Umständen ein Geheimnis aus ihrer Beziehung.

Fred tippte mit seinem Zauberstab auf den Rücken der Statue und flüsterte: "Dissendium." Kurz darauf war eine Öffnung zu sehen, dort wo vorher noch Beton war. Fred steckte seinen Zauberstab wieder in seine Hosentasche, trat in die Statue hinein und hielt mir anschließend seine Hand entgegen. "Ich verstehe nicht. Wie sollen wir denn jetzt bitteschön nach Hogsmeade kommen? Ist das etwa ein Geheimgang?", fragte ich und sah mich nervös um. Ich hatte überhaupt keine Lust darauf, von einem Lehrer erwischt zu werden, wie ich gerade über einen unbekannten Gang Hogwarts verließ. "Glaubst du etwa, es gibt nur einen einzigen Weg, das Schloss zu verlassen?", sagte Fred und angelte nach meiner Hand. Als er sie zu fassen bekam, umschloss er zärtlich meine Finger und zog mich mit einem kleinen aber sanften Ruck ebenfalls in die Statue hinein. Ich stolperte und klammerte mich an das erst Beste, damit ich nicht gegen den kalten Boden knallte. Und das erst Beste, das ich fand, war natürlich Freds, schon öfters Geflickte, Winterjacke. Peinlich berührt schoss mir das Blut in den Kopf und entschuldigend richtete ich mich auf, sodass ich nur wenige Zentimeter von Freds Gesicht entfernt war. Obwohl es dunkel war, da sich das Loch in der Statue wieder geschlossen hatte, merkte ich, wie Fred wieder sein unwiderstehliches Grinsen aufgesetzt hatte und mich von einem zum anderen Ohr anstrahlte. "Komm mit", sagte er und zog mich an meiner Hand den Gang entlang. Ich angelte aus meinem Ärmel meinen Zauberstab hervor und murmelte: "Lumos." Sofort erhellte mein Zauberstab den Gang und gemeinsam gingen wir den weiten Weg bis nach Hogsmeade, ohne dass ich wusste, wo wir überhaupt rauskamen.

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt