| 54. Kapitel |

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Potters siebzehnter Geburtstag war nicht ohne Spuren vorbei gegangen. Scrimgeour war vorbeigekommen und hatte ihm den Erlass von Dumbledore vorbeigebracht. Zur Verwunderung vieler jedoch waren es keine besonderen Gegenstände, die der alte Schulleiter Ron, Hermine und Harry vererbte. Als Potter jedoch sagte, dass Dumbledore ihm das Schwert von Gryffindor vermacht hatte, horchte ich auf. Mir war bekannt, dass dieses Schwert die verschiedensten Kräfte hervorrufen konnte. Geschmiedet von Kobolden war es einiges Wert, und dennoch würde es nur würdigen Gryffindors gehorchen, nicht Potter selbst, so zumindest die verschiedensten Legenden über das mit Rubinen besetzte Schwert, mit dem so viele Kriege gewonnen wurden.

Als die Nacht schon lange über uns hereingebrochen war, beschlossen wir, zu Bett zu gehen. Ich unterhielt mich noch einen Moment mit Fleur. Sie war jetzt schon so nervös, dass sie hibbelig vor mir stand und ihre Augen in alle möglichen Richtungen flogen. Ich versuchte ihr gut zuzureden und verabschiedete mich kurz darauf in Fred und Georges Zimmer. Ich kuschelte mich neben Fred auf das Bett am Fenster und spürte kurz darauf, wie er seine starken Arme um mich schlang und mir leise ins Ohr murmelte: „Entspann dich. Morgen wird ein wunderschöner Tag. Wir werden so lange Tanzen, bis uns unsere Füße wehtun, und wir so betrunken sind, dass wir nicht mehr geradeaus laufen können." Ich lächelte, als er dies sagte. „Das hört sich nach einem Plan an", meinte ich und drückte mich gegen Fred. Ich spürte, wie dieser grinste und mir anschließend einen federleichten Kuss auf den Nacken drückte. „Ich liebe dich." – „Ich dich auch."

Die Nacht verging schnell, und früher als gedacht befand ich mich in Fleurs Zimmer. Madam Delacour, Gabrielle, Molly und ich standen um Fleur herum und versuchten ihr all ihre Wünsche zu erfüllen. Doch das wunderschöne Kleid drückte ihr in die Seite, und Gabrielle konnte vor lauter Aufregung nicht still sitzen, sodass Madam Delacour ihr hin und wieder ihren Zauberstab auf die Kopfhaut rammte, was Gabrielle noch lauter zum Aufschreien brachte. Ich hingegen lockerte Fleurs Kleid ein wenig, und die komplette Lage entspannte sich ein wenig. Doch nur so lange, als Fleur auf die Uhr blickte und erkannte, dass sie in weniger als einer Stunde heiraten würde. Sie verfiel in eine Art Schockstarre, während ihre Lippen zu zittern anfingen. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, und schnell drückte ich ihr ein Taschentuch in die Hand. Sie sollte jetzt bloß nicht ihr wunderschönes Make-up ruinieren.

„Was wenn er misch stehen lässt?", fragte sie unsicher und tupfte sich vorsichtig die Tränen aus den Augenwinkeln. Ich lächelte sie an und schüttelte meinen Kopf. „Das würde er sich nicht trauen. Molly würde ihm den Kopf abreißen" – „Ja, Schätzchen. Da mach dir mal keine Sorgen. Wenn er das tun würde, würde er heute nicht mehr lebend den Fuchsbau verlassen", stimmte Molly mir zu und drückte die Blondhaarige in eine Umarmung. Kurz darauf wurde sie auch von Madam Delacour und Gabrielle umarmt. Ich lächelte und sagte: „Wenn du willst, kann ich mal nach ihm sehen und sicherstellen, dass er nicht verschwindet." Dankend nickte Fleur und ich trat aus dem Zimmer hinaus. Auf dem Flur traf ich auf Charlie, doch als ich ihn fragte, wo Bill sei, zuckte er nur mit seinen Schultern. Er würde auch schon nach ihm suchen. Ich schüttelte meinen Kopf und bahnte mir meinen Weg hinaus in den Garten.

Und tatsächlich fand ich Bill im Festzelt, als er sich gerade mit einer etwas älteren Dame unterhielt. „William Weasley! Du heiratest in weniger als einer Stunde und hast noch nicht einmal deinen Anzug an! Fleur dreht am Rad und du hältst ein Kaffeekränzchen mit ... keine Ahnung, ich kenne Sie nicht!", rief ich durch das komplette Festzelt und marschierte auf den Rothaarigen zu. Dieser lächelte nur und sagte: „Kate, darf ich dir Großtante Muriel vorstellen? Großtante Muriel, das ist Catherine O'Callaghan, Freds Freundin." Mir wich alle Farbe aus dem Gesicht, als Bill dies sagte. „Oh verzeihen Sie. Das habe ich nicht gewusst", entschuldigte ich mich sofort bei der alten Dame, doch diese hob nur ihre Nase an und musterte mich. „Eine O'Callaghan. Nun gut, wenigstens hat sie einigermaßen gutes Blut. Trotzdem, irisch. Ist ja widerlich", murmelte sie vor sich hin und humpelte anschließend mit Bills Begleitung auf ihren Sitzplatz. Perplex blieb ich zurück. „Na, schon Bekanntschaft mit Muriel gemacht?", fragte Fred mich und legte seine Hand auf meine Taille. „Ja, sie ist anders", formulierte ich möglichst höflich und sah anschließend zu ihm hoch. „Ja, sie ist ein bisschen altmodisch eingestellt. Aber hey, das soll jetzt mal nicht unsere Sorge sein. Außerdem, du bist auch noch nicht umgezogen", sagte Fred und blickte an mir herunter. Auch ich hatte mein Kleid noch nicht angezogen. Nur meine Haare waren einigermaßen gemacht, auch wenn sich schon die ersten Strähnen schon wieder lösten. „Ja, ich weiß", murmelte ich und sah dabei auf den Boden. „So, ich kümmere mich jetzt um die Veela-Cousinen, und du ziehst dich fertig um, verstanden? Sonst muss ich mich wirklich mit einer Veela zufriedengeben" – „Hey, wehe du wagst es", drohte ich ihm und brachte ihm zu lachen. „Keine Sorge, niemals würde ich dich versetzen", sagte er und schickte mich mit einer Handbewegung von sich vor. Ich hingegen drückte ihm noch vor den Augen von Tante Muriel einen Kuss auf die Lippen. Diese verzog angeekelt ihr Gesicht, was mich nur zum Grinsen brachte.

Wieder in Fleurs Zimmer angekommen, schlüpfte ich in ihr Kleid und wurde anschließend von der Braut umarmt. „Du siehst wunderschön aus", sagte sie, und ich rückte ein Stück von ihr ab. „Und du erst", antwortete ich, und wir lächelten uns an. Wir umarmten uns ein weiteres Mal, und irgendwie fühlte es sich wie ein Abschied an. Molly forderte mich dazu auf, hinaus in das Zelt zu gehen und dafür zu sorgen, dass jeder auf seinen Plätzen war. Ich nickte, drückte Fleur ein letztes Mal an mich, ehe ich hinunter ging und dort auf Bill und Charlie traf. Auch sie machten sich gerade auf den Weg zum Zelt. Bill schien bei jedem Schritt nervöser zu werden, was Charlie nur dazu brachte, sich über ihn lustig zu machen. Ich ging mit ihnen ins Zelt und ließ mich anschließend neben Fred und George nieder. „Du siehst atemberaubend aus", flüsterte Fred mir in das Ohr und brachte mich zum Erröten. „Das Gleiche kann ich nur zurückgeben", sagte ich und lächelte ihn an.

Als die Band anfing zu spielen, drehten sich alle Gäste erwartungsvoll um und versuchten einen Blick auf Fleur zu erhaschen. Anmutig schritt diese neben ihrem Vater her, der eher vor sich hin hüpfte und mit der Sonne um die Wette strahlte. Ginny und Gabrielle trugen goldene Kleider und es schien so, als würden alle im Umfeld von Fleur noch hübscher erstrahlen, als sie es sonst waren. Fleur kam bei Bill und Charlie an, und es schien so, als wäre Bill niemals vom Werwolf Fenrir Greyback angegriffen worden, und Charlie hätte niemals mit Drachen gearbeitet. Nirgends sah man Narben, stattdessen schienen alle makellos.

Der Zauberer, der auch Dumbledore beerdigt hatte, eröffnete mit seiner leicht einschläfernden Stimme die Hochzeit. Molly und Madam Delacour fingen zu schluchzen an, während Hagrid im hinteren Teil des Zeltes wieder in ein riesiges Tuch trompetete. Ich lächelte, lehnte erschöpft meinen Kopf gegen Fred und beobachtete gerührt die mir gebotene Szene. Der Zauberer hob seinen Zauberstab an und über den umschlungenen Gestallten von Bill und Fleur machte sich ein silberner Sternenschauer breit. Fred und George klatschten als Erstes los, während stürmender Beifall kurz darauffolgte.

„Meine Damen und Herren! Wenn Sie sich bitte erheben würden!", rief der Zeremonienmeister und alle kamen seiner Aufforderung nach. Ich jedoch knickte um, knallte wieder auf den Stuhl zurück, der sich aber gerade erhob und durch den Raum tanzte, ehe er sich nicht weit entfernt von der Tanzfläche wieder an einen Tisch stellte. Ich lachte, hob meine Hand und rief quer durch das Zelt: „Fred! George! Lee! Wir sitzen hier." Kopfschüttelnd bahnten sich die drei einen Weg durch die lachende Menge. „Du bist doch verrückt", sagte Fred und küsste mich. „Ich weiß. Und deswegen liebst du mich", antwortete ich leise, was ihn nur dazu brachte, mich ein weiteres Mal zu küssen und gegen meine Lippen zu knurren. „Wenn du wüsstest, was ich heute noch alles mit dir anstellen würde", er brach ab, als die Band ein weiteres Mal zu spielen begann. Bill und Fleur eröffneten den ersten Tanz und kurz darauf folgten ihnen einige auf die Tanzfläche.

Stunden später fanden auch Fred und ich uns auf der Tanzfläche wieder. Wir hatten ausgiebig gegessen, uns nochmals mit Tantchen Muriel unterhalten und Bill und Fleur unsere Glückwünsche überbracht. Fred hatte seine Hand an meiner Taille, während ich meine Hände um seinen Hals geschlungen hatte. Wir sahen uns in die Augen, und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich rund um wohl. Ich entspannte mich und genoss den Augenblick. „Vielleicht können wir irgendwann auch mal so entspannt feiern", murmelte ich, während Fred mir zustimmte. „Ja, stell dir das alles Mal an deinem Geburtstag vor. Es ist Winter, Schnee liegt", er brach ab und wir stoppten zu tanzen. „Ich liebe dich, Kate. Von ganzem Herzen", hauchte Fred, was mir nur ein kleines Zucken meiner Mundwinkel erbrachte. Er hatte diese Worte so sanft und ernst ausgesprochen, dass mir schlagartig bewusst wurde, dass dies alles innerhalb von wenigen Momenten vorbei sein könnte. „Ich liebe dich auch. Mehr als alles andere in der Welt", flüsterte ich ebenfalls, und wir küssten uns so wie wir uns noch nie geküsst hatten. Wir legten all unsere Emotionen hinein, so als würden wir uns nie wiedersehen.

Als ein silberfarbener Luchs durch das Dach des Zeltes sprang, erstarrten wir inmitten unserer Bewegung. Mir rutschte das Herz in die Hose, als der Luchs mit der Stimme von Kingsley Shacklebolt sagte: „Das Ministerium ist gefallen. Scrimgeour ist tot. Sie kommen" 

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt