| 55. Kapitel |

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Augenblicklich zauberte ich meinen Zauberstab herbei und klammerte mich an Freds Hand. Auch dieser hatte seinen Zauberstab gezogen, und wir bahnten uns einen Weg durch die panische Menge. Bei George angekommen, erkannten wir, dass all die Schutzzauber um den Fuchsbau herum aufgebrochen worden waren und Menschen in Todesserkluft auf das Zelt zumarschierten. „Kämpfen wir oder nicht?", fragte George perplex und hielt seinen Zauberstab bereit. Ich atmete tief durch, erkannte Ginny, die panisch ebenfalls ihren Zauberstab inmitten der Tanzfläche erhoben hatte, und einem Todesser gegenüberstand. „Wir kämpfen", sagte ich, sprang auf die Rothaarige zu und fing an mich mit dem Todesser zu duellieren. Ich packte Ginny am Arm und drückte sie hinter mich. Doch der Todesser war stark, und ohne auch nur darüber nach zu denken, warf ich einen grünen Blitz auf ihn zu. Er sank zu Boden und blieb dort lieben. Für einen Moment hörten die Kämpfe um uns herum auf. Es war eine unausgesprochene Regel gewesen, dass niemand der Ordensmitglieder einen der unverzeihlichen Flüche verwendete. Doch ich hätte es mir niemals verzeihen können, wenn jemand Ginny etwas antat.

Ich packte Ginny am Handgelenk und wir drückten uns unter den vielen Zaubern hindurch. Bei Fred und George angekommen, die Rücken an Rücken kämpften, packten sie uns an den Händen und wir disapparierten.

Wir wurden auf einer einsamen Lichtung ausgespuckt. Panisch sah ich mich um, erkannte jedoch niemanden, der uns gefolgt haben könnte. Ginny drehte sich zu mir um und drückte mich in eine feste Umarmung. „Danke, dass du ihn getötet hast", murmelte sie in meine Halsbeuge hinein. Ich nickte nur und atmete zitternd aus. Ich sah über ihren Rücken hinweg und fing den besorgten und dennoch dankbaren Blick von Fred auf. Kurz darauf kam auch er auf uns zu und umarmte uns. Dasselbe tat George. Dicht umschlungen standen wir auf der Lichtung. Ein lauter Knall ließ uns jedoch auseinander schrecken. Ich hob meinen Zauberstab und blickte einige Meter in die Ferne.

„Die Kinder Arthur! Die Kinder sind da!", rief da unüberhörbar die Stimme von Molly. Keine zwei Sekunden später stand sie auch schon vor uns. Die Rothaarige trat aus den verschiedenen Schutzzaubern heraus und drückte uns kurz darauf in eine Umarmung. Diese dauerte jedoch nicht lange an, dann drückte sie uns auch schon wieder in den Kreis an Schutzzaubern hinein. Dort machte sich anschließend ein kleines Haus breit. Rauch stieg aus dem Kamin auf, und Arthur stand zusammen mit Großtante Muriel am Eingang des Hauses. Der Vater eilte jedoch keinen Moment später auf uns zu und drückte uns ebenfalls in eine Umarmung. „Merlin sei Dank, euch geht es gut", stieß er erleichtert aus und ließ George los. Molly hatte ihren Arm auf Ginnys Schulter gelegt, die nun schluchzte und ihre Tränen kaum mehr zurückhalten konnte. Mütterlich drückte Molly sie in eine weitere Umarmung und strich ihr beruhigend über den Rücken. Hilfesuchend stellte sich Arthur neben seine beiden Frauen und blickte fragend zu uns.

„Ginny hat sich mit einem Todesser duelliert. Kate hat ihr geholfen und ihn getötet. Die Todesser waren wohl ziemlich geschockt darüber, dass jemand vom Orden diesen Zauber verwendet hat, ihr wisst schon. Den Todesfluch", erklärte George und Arthur schluchzte auf. „Kate, das hättest du nicht machen sollen", sagte er stotternd und ging auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen. „Doch. Ich hätte es mir nicht verzeihen können, wenn irgendjemanden, egal wem, etwas geschehen wäre", wehrte ich ab und versuchte selbst meine Tränen zurückzuhalten. Als Arthur mich losließ und sich wieder Molly und Ginny widmete, drückte Fred mich in eine Bärenumarmung und versuchte, so gut es ging mein Zittern vor den anderen zu Verstecken. Tante Muriel humpelte langsam auf uns zu und meinte mit bestimmender Stimme, dass wir jetzt endlich ins Haus gehen und keinen Krach mehr machen sollten. Die Todesser hätten uns trotzdem verfolgen können. Fred drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Alles wird gut", murmelte er mir in meine Haare, doch jeder von uns wusste, dass es erst jetzt so richtig losgehen würde.

***

Mittlerweile war schon knapp ein Monat seit Bill und Fleurs Hochzeit vergangen. Ein langer Monat, den ich jetzt schon zusammen mit Arthur, Molly, Ginny, den Zwillingen und der immer schlecht gelaunten Tante Muriel in deren Haus verbrachte. Die Sitzungen der Todesser waren immer regelmäßiger und häufiger geworden. Mittlerweile trafen wir uns schon fast jeden zweiten Tag und sprachen über die erfreulichen Ziele, die immer wieder und immer schneller erreicht wurden. Viele Muggelstämmige ließen sich registrieren und wurden nach Askaban abgeschoben. Dort befanden sich mittlerweile keine Schwerverbrecher mehr, stattdessen nur noch unschuldige Muggelstämmige. Mir gefiel es nicht, und dennoch konnte ich nichts dagegen machen. Der dunkle Lord besaß nun eine schon fast noch mächtigere Macht, als er es in seiner ersten Regentschaft gehabt hatte.

„Du bist zu spät. Die Sitzung ist schon lange vorbei", begrüßte mich Narzissa mit einem eher traurigen Lächeln. „Tut mir leid, aber ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte", entschuldigte ich mich und trat in das große Herrenhaus ein. Sie schloss die Tür hinter mir und ich ging hinter ihr in die Küche. „Tee?", fragte sie mich und nahm einen schon kochenden Kessel voll Wasser von der Herdplatte. „Sehr gerne", antwortete ich, nachdem ich mich vorsichtig umgesehen hatte. „Er ist nicht hier. Er hat das Haus direkt nach der Sitzung verlassen. Er wird heute wohl nicht mehr zurückkommen", sagte die Mutter, als sie meinen suchenden Blick wohl erkannt hatte. „Danke", sagte ich als sie mir eine dampfende Tasse Kräutertee vor die Nase stellte und wir uns anschließend gegen die Küchenzeile lehnten.

„Der Lord hat uns einen Auftrag gegeben", sagte sie und nahm einen vorsichtigen Schluck aus ihrer Tasse. „Einen Auftrag?", fragte ich alarmiert und richtete mich erschrocken auf. Sie nickte. „Ja, wir sollen bestimmte Gegenstände aus einer Jugend finden und anschließend verstecken beziehungsweise zu ihm bringen. Hier, das ist seine Liste. Aber vor allem sollen wir sie vor Potter finden. Angeblich ist er ebenfalls hinter ihnen her", sagte Narzissa und schob ein Stück Pergament über die Keramikoberfläche. Ich überflog den Zettel, ehe ich um die Küchenzeile herum ging und mich an der Theke auf einem Barhocker fallen ließ. Ich stöhnte vor Kopfschmerzen auf und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. „War er wütend?", fragte ich vorsichtig und sah auf. Narzissa sah unentschlossen zu mir. Sie zog ihre Lippen zu einem schmalen Strich, ehe sie antwortete. „Er war nicht erfreut, das kannst du mir glauben. Aber er hat Gefallen an dir gefunden. Ich weiß, was er damals", sie stockte für einen Moment, „An Weihnachten getan hat. Bei mir wäre es einmal auch fast schon so weit gewesen. Doch er hat sich in letzter Sekunde für Bella entschieden. Sie genoss es. Aber er wird dir nicht alles durchgehen lassen können. Stell dir vor, es lässt dich alles machen, was du tun willst, die anderen aber nicht. Sie würden nach einer Weile wohl genauso wie du handeln." Vorsichtig legte sie ihre Hand auf meinen Arm.

Ich schluckte schwer und nickte. „Mir geht es in letzter Zeit nur nicht sonderlich gut. Ich weiß nicht, was mit mir los ist", murmelte ich erschöpft und lehnte meinen Kopf gegen die kalte Platte. Müde schloss ich meine Augen. Narzissa nahm ihren Arm von meinem und sagte: „Wir beginnen morgen mit der Suche." Ich nickte stumm, ehe ich mich wiederaufrichtete und schnell die Liste überflog. „Sein Tagebuch, ein Ring seiner Vorfahren, das Medaillon von Slytherin, der Trinkpokal von Helga Hufflepuff und das Diadem von Ravenclaw", ich runzelte meine Stirn, „Ich dachte, Potter hat das Tagebuch schon zerstört." Die Blondhaarige wog ihren Kopf hin und her: „So oder so, wir müssen es zu ihm zurückbringen. Wo denkst du, könnte es sein?" Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Vielleicht in Hogwarts?" Diese nickte: „Ja, das habe ich mir auch schon gedacht. Vielleicht finden wir dort auch das Diadem und den Trinkpokal. Treffen wir uns morgen Nachmittag hier. Dann reisen wir per Flohnetzwerk dort hin. Dort sollte sich niemand befinden. Die Unterstützung von Severus haben wir auch. Er ist jetzt zum Schulleiter befördert worden", schlug Narzissa vor. Ich nickte zustimmend: „Ja, ich werde da sein."

Sie begleitete mich noch hinaus, und als ich gerade den Weg zurück zum schmideisernen Tor gehen wollte, sagte sie noch: „Catherine, pass auf dich auf. Ja?" Stumm nickte ich, presste meine Lippen jedoch zu einem schmalen Strich. Dann schloss ich meine Augen und disapparierte. 

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt