| 10. Kapitel |

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Am Abend vor der Rückreise nach Irland, war ich zum ersten Mal nicht froh darüber nach Hause zu kommen. Die Rückkehr Voldemorts bescherte meinem Vater einen Haufen mehr Arbeit im Ministerium. Er würde vermutlich wieder Überstunden schieben müssen, und würde erst spätabends heim kommen. Ich hatte Angst, dass die Todesser ihm auflauern konnten, da er während der ersten Schreckensherrschaft aber auch danach einige seiner Anhänger bekämpft und nach Askaban geschickt hatte. Seine Angst mich zu verlieren, würde ins Unermessliche steigen, und er würde mich vermutlich nicht mehr allein im Haus lassen, geschweige denn, mich in das kleine Muggeldorf in der Nähe gehen lassen. Vielleicht würde er von zuhause aus arbeiten, und nur bei wichtigen Verhandlungen ins Ministerium reisen. Aber mit ganz großer Sicherheit konnte ich sagen, dass die Schutzzauber um unser Grundstück herum um ein Vielfaches verdoppelt, wenn nicht sogar verdreifacht wurden. Ich war zwar siebzehn, konnte somit zaubern ohne eine Einladung vom Ministerium zu bekommen, und dennoch konnte ich noch nicht alle Zauber perfekt, geschweige denn kannte ich noch lange nicht genau alle Zauber gegen die dunkle Magie. Ich schluckte schwer und legte die letzten Kleidungsstücke in meinen Koffer. Das Leben aller Hexen und Zauberer würde sich ändern, wenn im auch im Moment niemand sagen konnte, inwiefern.

Das Abschlussessen, war dieses Mal nicht von den Farben des Gewinners des Hauspokals gekennzeichnet. Stattdessen hingen zu Ehren Cedrics schwarze Tücher von den Wänden. Mein Herz wurde scher, als ich Cho wenige Stühle neben mir entdeckte, und wie sie ihren Kopf in ihren Händen vergraben hatte. Stumme Tränen rannten ihr über das Gesicht, und ich wusste, dass es im jetzigen Moment besser war, sie allein zu lassen. Zumindest hätte ich das so gewollt. Die Schüler von Beauxbatons hatten sich neben mir niedergelassen, und ich schenkte Fleur ein warmes lächeln. Wir hatten das ganze Jahr über nicht sonderlich viel miteinander gesprochen, es hatte mich jedoch gewundert, dass sie, wenn ich mal am Ravenclaw Tisch gesessen war, sich nicht von mir und Clarke weggehockt hatte, wie alle anderen es getan hatten. Aus unseren anfänglichen Gesprächen war nach einer Zeit, so etwas wie gegenseitiger Respekt geworden und seit der letzten Aufgabe sprachen wir regelmäßig miteinander. Es hatte sich heraus gestellt, dass sie ein Auge auf Bill geworfen hatte, und ich war überrascht, dass sie dies so offen kundgab. Ich versprach mit ihr Briefkontakt zu halten, und eventuell ein gutes Wort für sie einzulegen, damit sie in Englang einen Job annehmen konnte.

Die Gespräche verstummten, als Dumbledore sich am Lehrertisch erhob und eine drückende Stille legte sich über uns Schüler. Cedrics Tod war von vielen noch nicht realisiert worden, erst jetzt, wo sie in der großen Halle saßen und die vielen schwarzen Banner sahen, begannen sie zu verstehen, was eigentlich geschehen war. "Wieder einmal, wieder einmal geht ein Jahr zu Ende. Es gibt viel, was ich euch heute Abend sagen möchte, doch will ich zuerst daran erinnern, dass wir einen großartigen Menschen verloren haben, der hier unter uns sitzen und das Essen mit uns genießen sollte. Ich möchte euch bitten, aufzustehen und die Gläser zu Ehren Cedric Diggorys zu erheben." Ausnahmslos jeder in der Halle stand auf und erhob seinen Kelch. Laut ertönte Cedrics Name in der Halle, aber nicht so fröhlich, wie bei einem Sieg der Hufflepuffs im Quidditch, sondern eher wie ein fernes Donnergrollen, das einen aufziehenden Sturm ankündigte.

Wir ließen uns wieder auf unseren Plätzen nieder, und der Schulleiter fuhr mit seiner Rede fort: "Cedric war ein Mensch, der viele der Tugenden, welche das Haus Hufflepuff auszeichnen, in sich vereinte. Er war ein guter und treuer Freund, ein fleißiger Schüler, ein Mensch, der das Fairplay schätzte. Sein Tod hat euch alle berührt, ob ihr in gut kanntet oder nicht. Deshalb glaube ich, dass ihr das Recht habt, genau zu erfahren, wie es dazu kam." Einige Schüler schnappten erschrocken nach Luft. Ungehindert jedoch sprach Dumbledore: "Cedric Diggory wurde von Lord Voldemort ermordet. Das Zaubereiministerium wünscht nicht, dass ich euch dies sage. Vielleicht werden manche eurer Eltern entsetzt darüber sein - entweder weil sie nicht glauben wollen, dass Lord Voldemort zurückgekehrt ist, oder weil sie meinen, ich sollte es euch nicht sagen, weil ihr noch zu jung seid. Es ist jedoch meine Überzeugung, dass die Wahrheit immer der Lüge vorzuziehen ist und dass jeder Versuch, so zu tun, als wäre Cedric durch einen Unfall gestorben oder durch einen eigenen Fehler, eine Beleidigung seines Andenkens ist." Entsetztes Gemurmel machte sich in der großen Halle breit. Er war wieder da, und jetzt wollte er sicherlich wieder an die Macht kommen, die er vor seinem verschwinden gehabt hatte. Und sicherlich strebte er es an, noch mächtiger zu werden, als zuvor. Ich schluckte schwer. Das Zaubereiministerium wollte nicht, dass wir, dass überhaupt irgendjemand, wusste, dass er dunkle Lord wieder am Leben war. Und sie würden wieder denselben Fehler machen, und nichts dagegen unternehmen, ihn aufzuhalten.

Nun hatten wir voneinander Abschied genommen, und schweigend saßen Fred, George, Lee und ich in unserem Abteil. Ich hatte meinen Kopf gegen die Schulter von Fred gelehnt und blickte mit stumpfen Augen an die gegenüberliegende Seite, wo Lee und George sich hin und wieder einen Papierflieger zuwarfen. Niemand sprach ein Wort, weil wir alle dafür noch viel zu geschockt waren. "Glaubt ihr, dass sich etwas ändern wird?", fragte Lee plötzlich. Er flüsterte kaum, doch jeder zuckte erschrocken zusammen, als seine Stimme den Raum füllte. Ich zuckte mit den Schultern und richtete mich langsam wieder auf. "Mom wird vermutlich durchdrehen", meinte George und streckte seine Hände nach oben und gähnte dabei ausgiebig. Fred nickte zustimmend und es fühlte sich für einen Moment so an, als wäre das Abteil nur durch Lees Worte wieder zum Leben erweckt worden. "Ich will gar nicht wissen, was mein Vater zu all dem Zusagen hat", murmelte ich. "Kommst du in den Ferien vorbei?", fragte Fred und ich zuckte nur mit den Schultern. "Solange mein Vater nicht verrückt spielt, sollte es sicherlich gehen. Ich schicke euch eine Eule, wenn ich ihn überredet habe", sagte ich und grinste traurig. Wieder legte sich eine beklemmende Stille in das Abteil, doch schon nach wenigen Sekunden passierten wir die ersten Häuser Londons. "Wir sind bald da", sagte George und rappelte sich langsam auf.

Noch vor den ganzen Schülermassen drückten wir mit unserem Gepäck an eine Tür und warteten darauf, dass die Türen geöffnet wurden und wir auf den Bahnhof entlassen wurden. Als dies geschah, sprangen wir auf den Bahnsteig und gingen auf Mrs. Weasley zu. Als Molly all ihre Kinder beisammen hatte, verabschiedeten wir uns voneinander und nur Harry, Hermine und ich blieben übrig. Ich grinste selig, als ich der Rothaarigen Horde hinterher sah, und verabschiedete mich mit einer Umarmung von Hermine, die auf ihre Eltern zusprang. Ich stellte mich also neben Harry, der auf seinen Onkel wartete. "Harry, falls du irgendetwas loswerden möchtest, oder dich Dudley mal wieder auf die Palme bringt, dann kannst du mir jederzeit eine Eule schicken und ich werde vorbeikommen", sagte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Das ist nett. Danke Kate", sagte Harry und nickte einen einsamen Stein auf dem Bahngleis in Richtung Schienen. "Ich glaube dir, auch wenn du im Moment vielleicht nicht das Gefühl haben solltest", sagte ich und wippte mit meinen Füßen auf und ab. Potter nickte nur und blickte stur auf den Boden. "Kopf hoch, das wird wieder", sagte ich, boxte ihm auf die Schulter und packte anschließend meinen Koffer. Ich verabschiedete mich von ihm und ging anschließend auf die Kamine zu, die mit dem Flohnetzwerk verbunden waren. Ich nahm eine Handvoll des Pulvers, stellte mich in die grünen Flammen und schloss die Augen. "O'Callaghan Cottage, Irland", sagte ich laut und deutlich und ließ das Pulver in die Flammen fallen.

Kurz darauf, öffnete ich wieder meine Augen und blickte gegen das Innere des Kamins. Das verrußte zeugte davon, dass ich im richtigen Haus angekommen war und ich duckte mich, um aus dem Kamin klettern zu können. Ich stöhnte leise auf, und musste unbedingt meinem Vater davon berichten, dass er die Öffnung größer machen sollte, sodass man sich nicht mehr plagte, wenn man voll gepackt aus dem Kamin stieg. Ich richtete mich wieder auf und blickte durch die Wohnung. Doch nichts war mehr so, wie es einmal war. Kein Stein stand mehr auf dem anderen. Panisch riss ich meine Augen auf und erkannte das komplette Ausmaß.

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt