Seit dem Tod Dumbledores hatte sich viel verändert. Zusammen mit Familie Weasley hatte ich seine Beerdigung auf dem Schulgelände besucht. Harry warf mir zusammen mit Ron und Hermine böse Blicke zu. Selbstverständlich hatte er ihnen erzählt, dass ich dabei gewesen war, als Draco ihn hätte töten sollen. Ihn sogar ermutigt hatte. Doch er verstand nicht, warum ich all das getan hatte. Das konnte er auch gar nicht wissen, immerhin wusste selbst Fred nicht, was ich tatsächlich für den Orden tat. Ich würde ihm wohl bald davon erzählen müssen, wenn ich Potter und seinen Freunden zuvorkommen wollte.
Es war ein wunderschöner Sommertag, und es tat gut, wieder in Hogwarts zu sein. Auch wenn die Umstände etwas anders hätten sein können. Mir fiel es leicht, von Dumbledore Abschied zu nehmen. Immerhin war ich nie sonderlich begeistert von ihm gewesen und dennoch war mir klar, dass sich jetzt alles ändern würde. Der dunkle Lord war auf dem Vormarsch und würde wohl in wenigen Tagen das Ministerium stürzen können, wenn noch weitere Hexen und Zauberer ihm gegenüber einknicken würden. Es würde sich nur noch um Tage, wenn nicht Stunden handeln.
Ich setzte mich neben Fred und Angelina auf den Stuhl. Diese lächelte mich vorsichtig an. Offiziell war sie noch nicht mit George zusammen, wenn ich sie auch schon einige Male bei uns hatte erwischt, wie sie bei uns duschte und anschließend in das Zimmer des besagten Bruders verschwand. Ich sah zu Fred und nahm seine Hand an mich. Hagrid schritt durch die Reihen und legte vorsichtig die Leiche auf den Tisch. Er schnäuzte laut, und ich musste mich dazu zwingen, mich ihm nicht gleich anzuschließen. Stumme Tränen brannten in meinen Augenwinkeln. Es hatte etwas Endgültiges an sich, ihn jetzt so liegen zu sehen. Zu wissen, dass er nicht mehr wieder zurückkehren würde. Und ein bisschen starb auch meine Hoffnung mit ihm. Jetzt würde es wohl niemals mehr normal werden. Der Pastor fing zu sprechen an, doch ich blendete diesen lieber aus. Ich drückte Freds Hand, was er mit derselben Geste erwiderte. Fred wusste, dass Kate nicht traurig darüber war, dass der ehemalige Schulleiter tot war, stattdessen wusste er genau, dass sie Angst hatte. Wie es weitergehen würde und was mit ihnen allen geschehen würde. Er wollte, dass es ihr gut ging. Doch selbst Fred wusste, dass es im Moment niemanden mehr gut ging.
***
Ehrfürchtig blickte ich auf die wenigen Kratzer im Tisch der Malfoys. Es war nun die erste Sitzung nach dem Tod Dumbledores, und die triumphierende Stimmung war kaum zu ignorieren. Bellatrix unterhielt sich schnatternd mit den beiden Todessern Carrow und Dolohow, während Familie Malfoy ihren Mund hielt und ebenfalls ihren Blick auf den Tisch gesenkt hatte. Severus neben mir regte sich keinen Zentimeter, während Nagini zu unseren Füßen bedrohlich zischte. Der dunkle Lord genoss die Freude, die sich über den Raum gelegt hatte, durchbrach diese jedoch, als er mit seinem Zauberstab auf den Tisch klopfte. Mir fuhr ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter und kaum merklich zuckte ich zusammen. Alle anderen hingegen beendeten sofort ihre Gespräche und blickten erwartungsvoll zu ihrem Gebieter auf.
Seine roten Augen musterten die anwesenden Personen und er zeigte ein ziemlich schiefes Lächeln auf seinen kaum vorhandenen Lippen. Er sprach: „Dumbledores Tod ist ein großer Triumph für unsere Seite. Viele haben nun die Hoffnung verloren und schließend sich unserer Seite an. Der Plan, das Ministerium unter unsere Gewalt zu bekommen, schreitet somit besser voran als gedacht. In wenigen Tagen werden wir wohl soweit sein, um dieses stürzen zu können und es unter unsere Kontrolle zu bringen." Er lächelte noch breiter, während die anderen zustimmend murmelten und teilweise auf den Tisch klopften. Er drehte sich leicht zu Severus und mir und sagte: „Catherine, Severus. Was gibt es Neues auf den Seiten des Ordens. Haben sie die Hoffnung auch schon verloren? Was macht Potter?" Ich kniff mir meinen Fingernagel in die Hand, als Nagini sich um meine Beine schlängelte und bedrohlich zischte. Für einen Moment verlor ich die Gewalt über meine Gedanken, bekam sie jedoch keinen Augenblick später zurück. „Nein, mein Lord. Der Orden weiß nicht, was er als nächstes Planen soll. Dumbledore war die führende Kraft. Vermutlich wird ein Auror jetzt das Ruder übernehmen", antwortete Severus und ich nickte zustimmend.
Der Herr legte jedoch nur seinen Kopf schief und musterte mich gespannt. „Was gibt es Neues von den Weasleys, Catherine?", fragte er mich und ich blickte auf. Starr sah ich ihm in die Augen und sagte: „Nicht viel. Der Älteste arbeitet noch immer als Fluchbrecher bei Gringotts, der andere in einem Drachenreservat, der eine im Ministerium, die Zwillinge in ihrem Laden. Die beiden Jüngsten sind Zuhause. Sie haben Sommerferien." Er nickte, legte jedoch seinen Kopf in einen noch schieferen Winkel und stocherte weiter: „Und sonst?" Sofort kippte die Stimmung im Raum. Bellatrix lehnte sich neugierig über den Tisch, während Narzissa und Draco ihre Augen weit aufgerissen hatten und ängstlich zu mir herübersahen. Ich schluckte schwer und sagte: „Nein, mein Herr. Sonst gibt es nichts." Der bleiche Mann nickte, stellte seinen Kopf wieder gerade, kniff jedoch seine Augenbraun zusammen.
Mir rutschte mein Herz in die Hose. Er wusste ganz genau, dass ich log. In weniger als einer Woche würden Bill und Fleur heiraten, und die meisten der geladenen Gäste, vor allem Familienmitglieder, befanden sich bereits im Fuchsbau. Die ganze Familie von Fleur war aus Südfrankreich angereist, während Charlie aus Rumänien geflüchtet war. Eine Woche Urlaub hatte er gerade so genehmigt bekommen. Sie waren unterbesetzt und hatten nicht das Personal. Angeblich war jetzt nur noch die Notversorgung der Drachen gewährleistet. Würde einer von ihnen ausbrechen und aus Versehen ein Muggeldorf niederbrennen, so wäre die Kacke ganz schön am Dampfen.
„Und Sie lügen mich auch nicht an?", fragte er und starrte mich, ohne auch nur einmal zu blinzeln an. Ich tat so, als wäre ich darüber verwirrt. Wie er denn auf die Idee käme, dass ich ihn, den wohl mächtigsten Zauberer aller Zeiten, zu belügen. „Ich würde Sie niemals anlügen, mein Herr." – „Sind Sie sich denn darüber im Klaren, wer Ihnen gegenübersteht?", fragte er mich und hielt sich den Zauberstab an die Brust. Ich schluckte und versuchte zu ignorieren, wie sich Nagini an meinen Beinen hochschlängelte und mir anschließend ins Gesicht blickte. Ich lehnte meinen Kopf leicht nach hinten. Ich hatte Schlangen noch nie gemocht, doch diese hasste ich wirklich abgrundtief. Sie zischte und der Lord antwortete ihr. „Ja, ich kann es auch riechen, meine Liebste. Aber wir wollen Sie doch nicht verlieren", sprach er mit ihr.
Er blickte fast liebevoll auf den Elderstab hinunter, ehe er ihn elegant in seinen Händen drehte und ihn anschließend auf mich richtete. Panisch riss ich meine Augen auf und wollte zurückweichen, doch da hatte er schon den unverzeihlichen Fluch ausgesprochen. Ich rutschte vom Stuhl und knallte auf den eisigen Steinboden. Meine Hände verkrampften sich in einem unnatürlichen Winkel, während sich mein Oberkörper so anfühlte, als würden Tausende von kleinen Nadeln darin einstechen. Peitschen würden auf meinen Rücken geschlagen werden, und meine Zehen verkrampften sich so stark, dass man hätte meinen können, mir würde diese jemand amputierten. Als würde jedes einzelne Haar in meinem Körper herausgerissen werden und als würden meine Gedärme aufgeschlitzt werden, darauf herumgetrampelt werden und sie anschließend wieder in mich zurück gestopft werden. Es kostete mich große Überwindung, meine Gedanken ihm gegenüber verborgen zu halten, doch mittlerweile war ich eine Meisterin darin. Hilfesuchend sah ich zu Severus auf, doch dieser musste ebenfalls seinen Schein waren, und blickte angeekelt auf mich hinunter. Er konnte mir nicht helfen, und das wusste dich.
Als der Fluch endlich stoppte, holte ich schnappend nach Luft. Langsam wollten sich meine Glieder entspannen, doch kurz darauf machten sich die gleichen Gefühle wieder in mir breit. Er folterte mich ein weiteres Mal. Ich schloss meine Augen und ergab mich meinem Schicksal.
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Königsblau | Fred Weasley
FanfictionGeboren als Halbblut und verstoßen von ihrer eigenen Mutter lebt Catherine O'Callaghan zusammen mit ihrem Vater an der irischen Westküste und genießt ihr Hexendasein in vollen Zügen. Das fünfte Schuljahr in Hogwarts abgeschlossen und schon eine Kar...