| 12. Kapitel |

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Meine Hände zitterten. Noch immer waren sie blutverschmiert. Salzige Tränen brannten in meinen Augenwinkeln und bahnten sich nach und nach ihren Weg über meine Wangen hinunter, ehe sie sich von meinem Kinn lösten und auf meinen Schoß tropften. Ziemlich genau drei Stunden waren nach dem Tod meines Vaters nun vergangen und noch immer konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Es konnte doch einfach nicht wahr sein, dass mein Vater jetzt nicht gleich durch diese Tür spazieren würde, mich in den Arm nehmen würde und mir sagen würde, dass jetzt alles wieder gut werden würde. Dass er für mich da sei, und das alles nur ein Irrwicht gewesen sei. Clarke hatte es sich auf dem Nachtkästchen neben dem Bett auf dem ich saß, gemütlich gemacht und musterte mich mit schief gedrehtem Kopf. Sie war es nicht gewohnt mich in diesem Zustand zu sehen, äußerst selten trauerte ich meiner Mutter und meinen kleinen Zwillingsbrüdern nach. Ich vermisste sie, und hoffte inständig, dass der dunkle Lord seine Leute nicht auch noch auf sie scheuchen würde. Sie waren nun nur noch die einzige Familie die ich hatte.

Ich zuckte merklich zusammen, als die Tür zu dem Zimmer aufgerissen wurde und ein ziemlich erschöpft aussehender Mann in den Raum stürmte. Ich sah auf, konnte durch meinen Tränenschleier jedoch nicht erkennen um wen es sich handelte. Es hätte sich um Fenrir Greyback oder sogar um Bellatrix Lestrange handeln können, doch ich war froh, als sich Remus Lupin neben mich setzte, mich in den Arm nahm und mir beruhigend durch meine zerzausten Haare fuhr. Er murmelte mir einige beruhigende Worte zu und wog mich sanft hin und her. Diese Geste, die mein Vater immer bei mir gemacht hatte, als ich noch jünger gewesen war und meine Mutter vermisst hatte, zwang mich dazu noch mehr zu weinen anzufangen, sodass alle Dämme bei mir brachen und ich Rotz und Wasser heulte. Ich merkte, wie Remus sich selbst am Riemen reißen musste um nicht selbst zum weinen anzufangen. Patrick war, wie Remus zumindest behauptete, ein ziemlich guter Freund von ihm gewesen, und sicherlich war es auch für ihn schwer, einen Freund gehen zu lassen. Remus strich mir weiterhin beruhigend über den Rücken und hielt mich in seinen Armen fest.

Als ich mich langsam beruhigt hatte, löste ich mich aus der unbequemen, aber dennoch tröstenden, Stellung und wischte mir die letzten Tränen aus den Augen. Mein Gesicht war geschwollen, dennoch sah ich zu Remus auf und wartete auf die nächsten Worte die er zu sagen hatte. Er seufzte, blickte niedergeschlagen auf den Boden ehe er sich räusperte und leise sagte: "Kingsley, Mad-Eye und noch ein paar andere haben deinen Vater ein paar Hundert Meter von eurem Cottage begraben. Das Grab haben Sie mit einem Kreuz aus Treibholz gekennzeichnet. Sie sagten, sie konnten Fluchnarben auf seinem Körper finden, die er bei der ersten Schlacht gegen der, dessen Name nicht genannt werden darf, noch nicht hatte. Sie müssen es ihm heute zugefügt haben. Sie haben ihn vermutlich zu Tode gefoltert, als er ihnen nicht das gesagt hat, was sie wissen wollten. Es tut mir so unendlich Leid Kate." Ich schluckte schwer und nickte. "Danke", brachte ich mit brüchiger Stimme hervor und senkte meinen Blick wieder auf meinen Schoß. "Dumbledore und ein paar der Mitglieder des Ordens sind unten, und würden gerne mit dir reden. Du musst aber nicht, wenn du dich nicht dazu in der Lage fühlst. Jeder würde das verstehen", sagte Lupin, doch ich schüttelte meinen Kopf. "Nein, schon in Ordnung. Wenn Dumbledore hier ist, kann mir nicht sonderlich viel passieren", erwiderte ich und zauberte Remus ein schwaches Lächeln auf sein Gesicht.

Wir erhoben uns und ich ging hinter Remus die schwarzen Treppen hinunter in das Erdgeschoss. "Du musst leise sein, sonst weckst du Sirius' Mutter auf. Sie ist hinter diesem Bild, und wenn etwas zu laut ist, macht sie sich lauthals bemerkbar", wies mein alter Professor mich hin, als wir an einem mit Tüchern bedeckten Portrait vorbei gingen. Ich nickte wortlos und schlich ihm weiter hinterher. Im Erdgeschoss angekommen, traten wir durch einen dunklen Flur, ehe Remus eine Tür öffnete und wir in den Raum eintraten. Das Licht war angenehm, sodass es mich nicht komplett blendete, stattdessen konnte ich sofort einen langen Tisch erkennen, an dem sich der berühmt berüchtigte Massenmörder Sirius Black gesetzt hatte. Wie angewurzelt blieb ich im Türrahmen stehen und blickte dem Mann entgegen. Dieser jedoch musterte mich nur von oben bis unten und widmete sich anschließend wieder dem Tagespropheten. Tonks saß einige Stühle von Black entfernt und lächelte mich mitleidig an. Dumbledore und McGonagall hingegen unterbrachen ihr Gespräch und drehten ihre Körper zu mir herum. McGonagall ging auf mich zu und drückte mich überraschenderweise in eine kurze Umarmung. "Ihr Vater war ein begnadeter Mann und ein sehr begabter und starker Zauberer. Es tut mir so unendlich Leid, was geschehen ist", sagte sie, als sie mich wieder losließ und grinste mich bedauernd an. Ich nahm ihr Beileid an und blickte verlegen auf den Boden. Ich war noch zu jung, um solche Bekundungen anzunehmen. Dumbledore hingegen legte seinen Kopf schief und musterte mich aufmerksam, ehe er sagte: "Ihnen geht es sicherlich grauenhaft. Ich will Sie gar nicht fragen, wie es Ihnen geht, deshalb frage ich Sie, ob Ihnen etwas aufgefallen ist, als Sie das Ableben Ihres Vater begleitet haben?"

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt