Chapter 7

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Jimin P.O.V
In meinem Inneren fand ein Kampf statt. Einerseits wollte ich mich nicht einlullen lassen, andererseits zweifelte ich an meinem Standpunkt nach allem, was ich schon gehört und erlebt hatte. Ich biss die Zähne zusammen und seufzte einmal.

Dann wandte ich mich wieder Kihyun zu. ,,Na gut, ich gebe euch eine Chance." Er schien sich darüber zu freuen und antwortete :,,Wie wäre es, wenn ich dir zum Anfang erstmal zeige, wie das Leben hier im Rudel aussieht? Unser Rudelarzt hat schon gesagt, körperlich bist du schon wieder einigermaßen fit, du musst nur noch aufwachen."

Mit einem Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass ich einverstanden war. Er kam zu mir und half mir, mich aufzusetzen und anschließend aufzustehen. Etwas schwindelig war mir noch, außerdem brummte mein Kopf ein wenig und ich fühlte mich noch schwach, aber ansonsten ging es tatsächlich.

Kihyun lief zur Tür und hielt sie mir auf. Dankend nickte ich ihm zu und fand mich in einem Flur wieder. Nachdem er die Tür wieder zugemacht hatte, lief er los in Richtung der Wendeltreppe, die ich erst jetzt am rechten Ende des Ganges bemerkte. Schweigend setzte  ich mich in Bewegung.

Der Werwolf vor mir meinte beim Runterlaufen über seine Schulter :,,Ich hoffe dir macht es nichts aus, dass du wahrscheinlich von allen angestarrt wirst. Ich denke nicht, dass jemand es wagen wird, unhöflich oder gemein zu dir zu sein, da Jungkook dafür schon gesorgt hat, aber niemand wird dir gegenüber momentan positiv gestimmt sein."

Das Gesagte ließ ich durch meinen Kopf gehen, bevor ich antwortete :,,Damit hätte ich irgendwie rechnen müssen. Ich werds überleben." Kihyun schnaubte, dann erreichten wir auch schon das Ende der Treppe.

Vor uns lag ein großes, schlicht gehaltenes Zimmer, dass wahrscheinlich als Wohnzimmer diente. Eine Tür auf der linken Seite führte in eine Küche, eine andere Tür auf der rechten Seite führte in ein Bad. Wir liefen gerade aus durch das Zimmer während ich meine Umgebung musterte. Dort war ebenfalls eine Tür, welche auf einer Art Terrasse endete. ,,Die Fläche aus Holzplanken führt einmal um das ganze Haus. Von dort aus kommt man auch in den Garten", erklärte mir Kihyun.

Ich nickte nur, um zu zeigen, dass ich verstanden hatte. Überall um mich herum liefen Werwölfe herum, es standen ziemlich viele Häuser zwischen den paar Bäumen, die hier verteilt waren und am Ende konnte ich den Waldrand sehen. Kihyun führte mich den breiten Waldweg entlang, während ich Zeit hatte, mich umzusehen.

Das was mir direkt auffiel, war dass die Mitglieder des Rudels deutlich mehr interagierten als die Mitglieder meines Rudels. Kihyun hatte recht behalten, als er mich vor den Blicken der anderen gewarnt hatte. Ich hätte allerdings gedacht, dass sie mich feindselig anschauen würden, doch die meisten hatten einen neutralen Ausdruck in ihren Augen.

Viele schauten auch einfach neugierig. Eines musste ich diesem Rudel lassen, sie hatten Stil. ,,Gefällt es dir? Wir haben all das selbst aufgebaut. Oder besser gesagt die Anderen. Ich war noch nicht da. Dennoch bin ich inzwischen ein Teil des Rudels und genauso integriert wie andere Mitglieder, die schon von Anfang an da waren", erzählte Kihyun mir.

Gedankenverloren nickte ich zum wiederholten Mal und wäre deshalb fast mit jemandem zusammengestoßen. Kihyun bekam mich gerade noch zu packen, bevor dies geschah. Als ich aufblickte, bemerkte ich, dass zwei Männer, die etwas älter als ich wirkten mich musterten und dann begrüßten. Den einen konnte ich als Wonho identifizieren, der andere war mir namentlich unbekannt.

Kurz räusperte ich mich und meinte dann verlegen :,,Tut mir Leid wegen gerade. Ich bin Jimin, aber das wisst ihr wahrscheinlich schon. Ich glaube ich sollte mich noch bei dir bedanken Wonho, dafür, dass du den Höllenhund von mir runtergezogen hast. Dankeschön", stammelte ich vor mich hin. Super gemacht Jimin, sehr gut, jetzt kommst du komplett bescheuert rüber.

Wonho blieb noch kurz stumm, dann seufzte er und lächelte leicht. ,,Kein Ding, ich habs gerne für Jungkook gemacht. Er wäre wahrscheinlich zerbrochen, wenn dir etwas passiert wäre. Das ist übrigens Namjoon, er ist der Beta dieses Rudels", jetzt wusste ich auch wer vor mir steht, schnell senkte ich meinen Kopf als Zeichen des Respekts, was er mit einem Nicken entgegen nahm ,"und damit Jungkooks bester Freund. Falls ihr ihn sucht, er ist zu Hoseok gegangen."

Wir bedankten uns, dann setzten wir uns wieder in Bewegung. Dabei ließ ich meine Gedanken kreisen. Ich konnte nicht verhindern, mir Fragen zu stellen. Wer hatte jemals den angeblichen Plan von Jungkook herausgefunden, uns ins Verderben zu stürzen? Wer hatte Jungkook gut genug gekannt, um ihn so zu beschreiben wie es uns erzählt wurde.

Wer sagte, dass er gleich wie sein Vater war? Auf all diese Sachen fand ich tatsächlich keine Antwort. Es war mir einfach erzählt worden und ich hatte es geglaubt. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich das Lachen kleiner Kinder hörte und somit aufblickte.

Mein Herz machte einen Sprung und wurde ganz warm, bei dem Bild dass sich mir anbot. Dort, einige Meter weiter stand mein Mate und spielte mit mehreren Kindern mit einem sanften Lächeln im Gesicht. Ein anderer Mann war auch dabei, der so ein Sonnenscheingrinsen im Gesicht hatte und dabei mitmachte.

Dieser Anblick hatte etwas, was mich berührte und mir wurde klar, dass ich innerlich schon länger an den Geschichten gezweifelt hatte. Denn welcher Tyrann spielte in seiner Freizeit gerne mit Kindern und hatte dabei so ein ehrliches Lächeln im Gesicht.

Automatisch hoben sich auch meine Mundwinkel an und ich konnte nicht anders, als glücklich zu Lächeln. Dann, als hätte er mich bemerkt, blickte Jungkook zu uns herüber und unsere Blicke trafen sich.

Mate - Warum ist alles so kompliziert?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt