Mit einem mulmigen Gefühl schloss ich die Wohnungstür auf. Dass ich Phil im Schlepptau hatte machte das ganze nicht wirklich besser. Er hatte darauf bestanden kurz mitzukommen. Er war bis jetzt nur einmal hier. Ganz am Anfang. Ich konnte mir seine Reaktion schon denken. Ich war den Zustand hier schon gewöhnt, er konnte ihn sich höchstens denken.
Genau wie ich vermutet hatte zog er erstmal scharf die Luft ein, als wir die Wohnung betraten. Durch das übstürzte verlassen sah es hier immernoch aus wie Sau. Ich bin ja nicht zum Aufräumen gekommen. Während mein Onkel jedoch noch ein paar Sekunden fassungslos in der Tür stand und auf die zahlreichen Flaschen, die alleine im Flur standen starrte, ging ich derweil schonmal in mein Zimmer, um mir die nötigsten Sachen einzupacken. Ich gehe nicht davon aus, dass ich länger, als eine Woche bei ihm bleiben werde. Vielleicht hoffe ich das auch nur. Viele andere Optionen bleiben mir nicht übrig. Es ist alles davon abhängig, wie es Mama geht und was danach mit ihr geschieht.
Während ich in Schrank nach Klamotten kramte, hört ich seine Schritte hinter mir.
Er hatte sich wohl endlich aus seiner Schockstarre befreien können und war in meinem Zimmer angelangt. Der einzige Ort in dieser Wohnung, der noch einigermaßen in Ordnung aussah. Zwar war es auch ab und an unordentlich, aber darin konnte nichts den Rest der Wohnung übertreffen. "Also dass es so schlimm ist, hab ich nicht erwartet", sprach er leicht bedrückt und betrachtete die Bilder an meiner Pinnwand.
Schulterzuckend packte ich die restlichen Sachen ein und blieb mit meinem Blick letztendlich ebenso an den Bildern hängen. Auf allen war Papa drauf. Es waren die wenigen, die ich noch hatte. Alle anderen hat Mama. "Das ist ja uralt", bemerkte Phil schmunzelnd und deutete das Foto, auf dem Papa und er zu sehen waren. Beide waren darauf noch Jugendliche und grinsten breit in die Kamera. Die Bildqualität sprach ebenso für das Alter. "Ich hab alles, können wir jetzt gehen?", fragte ich ungeduldig und schulterte meine Taschen. Phil nickte und ging schonmal vorraus. Jetzt verließ ich schon wieder die Wohnung, ohne aufzuräumen. Irgendwann diese Woche werde ich das wohl noch machen müssen. Sonst wird das nie was."Freya?", riss mich plötzlich mein Onkel aus meinen Gedanken. Verwirrt sah ich zu ihm. Mein Auftreten war nach wie vor recht verloren, denn ein erneutes Mal hatten meine Überlegungen überhand genommen. "Alles okay?" Langsam nickte ich und schloss die Wohnungstür ab. Kurze Zeit später befanden wir uns dann auch schon wieder im Auto. Der dauerhaft besorgte Blick von Phil, entging mir nicht und langsam ging dieser mir ziemlich auf die Nerven. Ich hab mit Papas Tod schon viel mehr durchgemacht, da ist das hier eigentlich überhaupt kein Grund zur Sorge. Weder bei mir noch bei Mama. Zudem sie nichtmal in Lebensgefahr schwebt und das hat Phil selbst gesagt. Ich verstehe einfach nicht, wieso er sich jetzt die ganze Zeit Sorgen um mich machen muss. Ich bin alt genug, um alleine damit klarzukommen.
Unmotiviert ging ich hinter Phil ins Haus, ließ mich direkt auf das Sofa fallen und beschäftigte mich mit meinem Handy. Lust auf irgendwelche Gespräche hatte ich gerade absolut nicht. Außerdem würde das einzige Gesprächsthema sowieso nur Mama sein und das wollte ich schon garnicht. Solange ich mich einigermaßen ablenken kann, bin ich schon zufrieden genug. Die ständige Erinnerung an mein, teils echt beschissenes Leben konnte ich echt nicht gebrauchen. "Hast du Hunger?", kam nicht viel später die Frage von Phil.
Nachdenklich sah ich auf und schüttelte den Kopf. Ob ich jetzt überhaupt etwas runterbringen würde ist fragwürdig.
"Sicher?" Erneut nickte ich. Aussehen, als würde er sich damit zufrieden geben, tat er aber nicht. Wieso fragt man dann überhaupt? Wenn er will, dass ich etwas esse, soll er es sagen. "Ich geh nach oben. Ich muss noch was für die Schule machen", änderte ich das Thema und stand auf. Obwohl diese Aussage zum Teil stimmte kam ich mir vor wie eine Lügnerin. Der Grund, dass ich alleine sein möchte wird doch nicht so schlimm sein. Trotzdem hatte ich mich für die andere Variante entschieden. Den Weg in das Gästezimmer, dass schon gefühlt mir gehörte, so oft wie ich hier war, konnte ich blind beschreiten. Kraftlos fiel ich auf das Bett und starrte auf die Decke. All diese ganzen Gedanken von dem heutigen Tag gingen mir, obwohl ich sie gerne weg hätte, nicht mehr aus dem Kopf. Ständig hatte ich das Bild von meiner bewusstlosen Mutter vor den Augen. Wie ein kleiner Film lief der heutige morgen vor meinem inneren Auge ab. Ab meinem Aufwachen durch das Klingeln des Telefons, bis zum enden im Krankenhaus und dann letztendlich hier. Wie soll ich denn die nächsten Tage aushalten, wenn ich schon mit den ersten Stunden, nach dem Erlebniss scheiterte? Es schien, wie nach Papas Tod: Beinahe unmöglich.-----------------------------------------------------------------------
Wie findet ihr die Story bis jetzt?Man liest sich im nächsten Teil<3
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ASDS//Fear of the dark
FanfictionDie 15 Jährige Freya wohnt nach dem Tod ihres Vaters bei ihrer Mutter. Für beide ist der Verlust des Familienmitglieds nicht einfach. Während Freya Hilfe ihres Onkels hat, nimmt ihre Mutter keine Hilfe an. Und genau das wird beiden im Nachhinein zum...