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"Schon okay", murmelte ich und setzte mich neben ihn. Ich wollte nicht, dass er sich nur wegen mir schlecht fühlte. "Es ist nur so, ich hab eigentlich noch nie mit jemanden außer Phil darüber gesprochen", beichtete ich und starrte auf meine Hände, die einander nervös umkreisten. "Du musst auch nicht mit mir darüber sprechen, wenn du nicht möchtest. Das ist okay.", erwiderte er und blickte mich mit einem aufmunternden Lächeln an. Unsicher schaute ich hoch und wich seinem Blick dann schnell wieder aus. Ich wusste es nicht. Will ich darüber sprechen? Dass es Alex ist macht eigentlich das kleinste Problem aus. Es ist viel mehr die allgemeine Überwindung, die sich mir noch nicht ganz zeigte. Ich bin noch nicht dafür bereit. Vielleicht irgendwann Mal. Aber nicht heute. Ich wüsste so gesehen auch nichtmal was ich denn über ihn sagen sollte. Er hatte Krebs und ist wegen den unfähigen Ärzten gestorben. Also so sollte ich das nicht ausdrücken. Zumindest nicht vor Fachpersonal, wie Alex selbst. Aber ehrlich gesagt will ich mir darüber jetzt auch keine Gedanken machen. Eben hatte sich nämlich die Mikrowelle gemeldet. Das Essen ist fertig. Und Hunger hatte ich auch schon ein bisschen.

Nachdem ich gegessen hatte und mich mit Alex fertig angeschwiegen hab ging ich nach oben. Zwar hatten wir heute nur recht wenig an Hausaufgaben, aber trotzdem war ich absolut unmotiviert diese zu machen. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei der Frage vorhin. Obwohl ich kaum Konzentration hatte schaffte ich es letztendlich doch irgendwann die Aufgaben zu erledigen. Immernoch genauso unmotiviert, wie vorhin, ging ich wieder nach unten. Ursprünglich wollte ich schauen womit Alex so seine Zeit vertreibt aber diesen fand ich nirgends vor. Stattdessen einen kleinen Zettel, auf dem er geschrieben hat, dass er zur Arbeit musste. Jetzt fällt es mir auch wieder ein, dass er das vorhin ja schon erwähnt hatte. Na dann muss ich mich eben selbst Beschäftigen. Seufzend ließ ich mich auf das Sofa plumpsen und starrte auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers. Ich überlegte, was ich tun könnte, denn wirklich Lust auf irgendwas hab ich nicht.
Tief in Gedanken versunken bemerkte ich erst nach ein paar Sekunden Reaktionszeit, den Handyklingelton, der das Wohnzimmer erhellte. Obwohl ich genau wusste, dass mein Handy auf lautlos war, warf ich dennoch einen kurzen Blick auf meins. Wie vermutete war es nicht das, was klingelte. Kurzerhand stand ich auf und folgte dem Geräusch. Als ich das Telefon kurz darauf gefunden hatte gab der Name auf dem Display Auskunft darüber, wessen Handy vor mir liegt. Anna ruft an. Alex hat es wohl liegen gelassen. Nach kurzem hin und her meiner Gedanken entschied ich mich letztendlich den Anruf anzunehmen. Es könnte ja etwas wichtiges sein. Bevor ich mich überhaupt entpuppen konnte, als nicht Alex, kam schon ein verzweifelt schluchzen aus dem Hörer, was mir eine Gänsehaut bescherte. "Alex. Ich kann das nicht mehr.". Sie weinte. Mir jedoch kam ein großes Fragezeichen auf. Meint sie jetzt die Beziehung der beiden? Der zweite Versuch mich als Freya vorzustellen, scheiterte wiedermal kläglich. "Bitte verzeih mir und sei nicht sauer. Du sollst mich gut in Erinnerung behalten", der letzte Satz war nur noch ein flüstern. Dann legte sie auf. Mit zitternden Händen starrte ich auf das Mobiltelefon. Ich habe eine ganz komische Vermutung, die mich noch unsicherer machte. Ich sollte bei ihr vorbeischauen. Aus reiner Vorsicht. Wenn nichts ist, dann ist ja alles gut. Vorsicht ist besser als Nachsicht, oder wie heißt es so schön? Ich wusste zwar wiederrum nur grob, wo genau Anna wohnte, aber das Haus werd ich schon finden. Wie es ungefähr aussieht wusste ich nämlich noch. Beeilen musste ich mich trotzdem. Mit meiner Vermutung, dass sie sich eventuell das Leben nehmen möchte, ist keine Zeit zu verlieren. Also stand ich innerhalb weniger Minuten schon an der Bushaltestelle. Die Zeiten hatte ich auf dem Weg dorthin gecheckt und das Glück war auf meiner Seite, denn in nichtmal zwei Minuten kam der nächste Bus. Während des Wartens schaute ich auf mein Handy. Ich sollte jemanden informieren. Mein erster Gedanke fiel auf Phil. Alex würde sich viel zu viele Sorgen machen. Bevor ich jedoch diesen Anruf tätigen konnte, sah ich auch schon den Bus. Schlechtes Timing. Dann werde ich das wohl nach der Fahrt machen müssen. Denn im Bus über so ein Thema zu telefonieren, find ich persönlich nicht so passend.

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♪Jingle Bells, Jingle Bells, Jingle all the way...♪

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Fear of the darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt