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"Freya?", war das erste, was Phil sagte, als ich es hin anrief. Nebenher ging ich mit schnellen Schritten in das Viertel, in dem Anna wohnhaft war. "Folgendes. Alex hat sein Handy liegen gelassen und Anna hat vorhin angerufen und ich bin rangegangen. Sie hat irgendwas geredet mit sie kann das nicht mehr und er soll nicht sauer sein, er soll sie gut in Erinnerung behalten und ich mach mir irgendwie ziemlich sorgen, dass sie du weißt schon was vorhat", berichtete ich ihm in Kurzfassung und bog in die nächste Straße ein. Mein Atem war deutlich hörbar und das nicht nur durch mein halbes Joggen. "Ganz ruhig, Freya. Bist du dir sicher?" Was ist das denn für eine Frage? Wäre ich mir sicher, dann hätte ich gesagt, sie will sich umbringen. Es deutete aber alles daraufhin. "Nein, ich. Sie. Mann, es deutet doch alles daraufhin.",  stotterte ich verzweifelt in den Hörer. "Okay, okay. Wo bist du gerade?", stellte er die nächste Frage. Gerade als er ausgesprochen hatte bog ich in die finale Straße ein. Mit meinem Blick musterte ich ein Pärchen, welches schokiert nach oben blickte. Ich folgte dem Blick der beiden.
Es war genau das Mehrfamilienhaus, in dem Anna wohnte.  Und genau diese stand auf dem Dach, dem Abgrund gefährlich nahe.
"Vor ihrem Haus. Sie steht auf dem Dach. Du musst herkommen", schrie ich schon fast in den Hörer und rannte los. Ich musste sie irgendwie aufhalten. Auch wenn sie mich so gut wie garnicht kannte. "Gut wir beeilen uns. Du machst nichts unüberlegtes verstanden?" Ich kann nicht einschätzen, wie lang er und sein Team brauchen wird, bis sie hier sind, aber es wird definitiv zu lange sein, um abzuwarten. Ohne eine Antwort legte ich auf und ging mit schnellem Tempo ins Treppenhaus. Fahrstuhl defekt, empfing mich ein Schild vor dem Aufzug. Na super. Adrenalin geladen sprintete ich die Treppen nach oben. Da zahlt sich der Sportunterricht endlich Mal aus. Ein bisschen jedenfalls. Auf so viele Treppen lolwar nämlich kein normaler Mensch trainiert. Das Treppenhaus schien endlos. Und jedes Mal, als ich dachte, jetzt müsste ich oben sein, kam nochmal eine Treppe. Zumindest kann mir das so vor. Endlich erreichte ich die Tür, die aufs Dach führte. Vollkommen außer Atem drückte ich die  Türe auf und sah mich um. Anna war kaum zu übersehen. Genauso wenig war ihre Aufregung zu übersehen. Ihre Hände zitterten und ihr Blick wanderte nervös durch die Gegend. Mich hatte sie noch nicht entdeckt. Kein Wunder. Hinter ihr war ich ja auch nicht in ihrem Sichtfeld. Leise machte ich eine paar Schritte nach vorne. Ein leises vibrieren in der Tasche zog mekne Aufmerksamkeit auf mein Handy. Ein Anruf von Phil. "Freya? Wo bist du gerade?", konfrontierte mein Onkel mich direkt. Unsicher sah ich zu Anna. Ich wollte sie nicht erschrecken durch mein plötzliches Reden. "Auf dem Dach. Sie steht an der Kante", flüsterte ich leise in den Hörer und ging ein paar Schritte zurück. Ich war nach wie vor unbemerkt geblieben. "Okay wir sind in wenigen Minuten da. Wie würdest du ihren Zustand beschreiben?", folgte die nächste Frage. Erneut musterte ich die Frau. Es waren immernoch die soeben Auffälligkeiten, die ich vorhin auch schon bemerkt hatte. "Sie ist nervös und schaut sich die ganze Zeit um. Außerdem zittert sie. Ich hab das Gefühl, dass sie am zweifeln ist.", gab ich meine Diagnose. Meinen Blick hatte ich nicht abgewandt. Falls sie sich in den Tod stürzen wollte könnte ich nichts mehr tun. Sie stand viel zu weit weg. Einen solchen Fall würde ich mir nie verzeihen. "Ach übrigens der Fahrstuhl ist kaputt, ihr müsst dann die Treppen nehmen.", fiel mir noch ein, ehe ich den Anruf beendete. Zwar probierte er wenige Sekunden danach noch Mal anzurufen, dies kommentierte ich jedoch nur mit dem Stummschalten des Geräts. Entschlossen und mit vorsichtigen Schritten ging ich langsam auf die Freundin von Alex zu. Das war dann der Moment, an dem sie mich bemerkte. "Geh weg. Lass mich in Ruhe", schrie sie verzweifelt und ließ ihren Blick zwischen mir und dem Abgrund hin und her schweifen. "Anna, ich will dir helfen.", probierte ich sie zu beruhigen und machte noch einen Schritt nach vorne. Bei dem Blick auf die Straße, konnte ich schon die Blaulichter erkennen. Es waren nicht wenige. War aber auch irgendwie klar. "Wenn du näher kommst, spring ich.", drohte sie und sah mich mit verweinten Augen an. Unsicher machte ich einen Schritt zur Seite und schaute nochmal nach unten. Ich stand wie sie, ziemlich nah an der Hauskante. Nur dass es ihr allen anscheins nach nicht wirklich etwas ausmachte. Mir jedoch schon, wie ich langsam bemerkte. Dieses mulmige  Gefühl war mir neu. So gesehen war aber auch die Situation auf diesem Hochhaus zu stehen neu, also keib Wunder. Hoffentlich beeilen sich Phil und seine Kollegen. Viel länger halte ich das nämlich nicht mehr aus.

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Habt ihr Höhenangst?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Fear of the darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt