𝔊𝔢𝔦𝔰𝔱

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Letztes Jahr

New Orleans antwortete nicht mehr. Stattdessen wandte er sich ab, doch bevor er die Treppe in eins der oberen Stockwerke nehmen konnte, hielt Cal ihn zurück.

„Warte. Wenn wir schon hier sind und ich die Aufgabe eines Mitglieds des Kolloquiums erfüllen soll, will ich wenigstens vorbereitet sein. Ich will alles wissen, was man über Paris und seine Beziehungen zur Alchemie, oder zur Hölle, oder was auch immer, wissen kann."

„Äh..."

„Ich kann zwar nicht mit Technik umgehen, aber besorg mir einen Computer. Einen mit Internetzugang."

New Orleans sah nicht besonders begeistert aus.

Cal versuchte ein gewinnendes Lächeln.

„Bitte. Ich brauch deine Hilfe."

„Manchmal glaube ich, ich hätte eine Gehaltserhöhung verdient."

Er ging zur Rezeption und sprach mit einem Mann, der Englisch beherrschte. Wenige Minuten später kehrte er zurück, mit einem geliehenen Laptop.

„Da. Wir setzen uns in die Lobby."

„Warum?"

„Weil der Empfang hier am besten ist. Hat der Kerl mir gesagt."

Cal sortierte sich. Sie suchten sich eine ruhige Ecke und New Orleans schloss das Ladekabel an eine Steckdose an. Von dem kleinen Sofa aus hatten sie Blick auf alles, was in der Lobby des Hotels passierte, vor allem aber auf die große Uhr ober der Rezeption. Ihnen blieben keine zwei Stunden bis zum Treffen mit dem französischen Kolloquium.

„Also. Bevor ich Google bemühe: was kannst du mir über die Zusammenhänge in Paris mit dem Kolloquium erzählen?"

New Orleans wirkte unruhig. Cal runzelte die Stirn.

Was in aller Welt ist los mit dem Kerl?

„Keine Ahnung. Nicholas Flamel?"

„Der war kein Alchemist."

„Ich weiß nur, dass Teile des Kolloquiums über ganz Europa verstreut leben. In Deutschland, Köln, in Frankreich, Paris, in Italien, Rom und Florenz, in London." New Orleans fuhr sich über das blasse Gesicht. „Ich kenne ein paar von den ausländischen Mitgliedern, aber nicht sehr viele. Eine Weile haben sie wohl geglaubt, dass sich in Paris der Eingang zur Hölle befinden könnte. Das war, bevor man Alighieris Inferno anders gedeutet hat."

„Wie gedeutet?"

„Was weiß ich? Im letzten Jahrhundert gab es hundert Deutungsansätze. Ich kenn mich da nicht aus. Such mal was zu Paris Hölle oder so."

Cal tippte die Worte in die Suchleiste ein. Während sie die ersten Artikel durchklickte, kaute sie an ihrem rechten Daumennagel, eine unangenehme Angewohnheit.

„Hm. Hier steht nur was über das Höllentor von Rodin. Nie gehört den Namen."

„Du hast echt nicht viel Bildung abgekriegt, oder? Rodin war ein Bildhauer."

„Du siehst auch nicht gerade aus, als hättest du mehr als drei Gehirnzellen."

„Lies weiter."

„Rodin baute das Tor in langjähriger Arbeit für den französischen Staat, Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Es stellt ... es stellt Dante Alighieris Inferno dar."

Sie suchte weiter. Es gab keine Hinweise auf eine mögliche Verbindung zur Alchemie oder anderen Arbeiten mit der Unterwelt. Enttäuscht schloss sie die Seite.

Vitriol. Der SchakalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt