𝔊𝔢𝔦𝔰𝔱

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𝔊𝔢𝔦𝔰𝔱


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Dieses Kapitel widme ich @SVdeNoir , weil sie es, mal wieder, erraten hat :D

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Letztes Jahr


Cal stand auf.

Sie trat ans Fenster, nur, um sich an irgendetwas festhalten zu können, und spürte Blakes Blick im Rücken wie bohrende, heiße Nadeln.

Sie war ihnen in die Falle gegangen.

Und dabei hatte sie es die ganze Zeit geahnt.

„Du bist das wichtigste Mitglied des Kolloquiums."

„Das soll das Mädchen sein, dass uns so gefährlich werden kann?"

„In gewisser Weise bist du für diese Aufgabe sogar besser geeignet, als Malory."

Sie hatten es vorbereitet. Die ganze Zeit. So, wie sie die Köder für Ascensen mit New Orleans Spielsucht ausgelegt hatten, war ihr Eintritt ins Kolloquium vorbereitet worden.

Es war kein Geistesblitz von Blake gewesen, Cal auszuwählen, nachdem Malory gestorben war.

Es war kein Zufall, dass ausgerechnet sie in die gelehrten Fußstapfen ihrer göttlichen Schwester treten sollte.

Es war kein dummer Fehler, dass das Kolloquium den Abstieg all die Jahre nicht einmal versucht hatte.

Dante Alighieris Weg in die Hölle war das Resultat einer Reihe tragischer, prägender Ereignisse gewesen. Er war gebrochen worden, immer und immer wieder, bis er nichts mehr zu verlieren hatte. Keine Freunde, keine Berufung, keine Familie. Er war allein gewesen.

Genau wie Cal. Und nur so war ihm der Abstieg ermöglicht worden.

Es war, wie man es ihr bereits erklärt hatte. Das Tor zur Hölle war kein Portal, das sich öffnete und schloss. Dasselbe musste auch auf metaphysischer Ebene passieren, sonst hatte man keine Chance.

Ihr wurde übel.

„Der Drogenhandeln von Ascensen ... ihr habt gewusst, dass er sein Geld damit verdiente, oder? Ihr wusstet das. Er war gar nicht hauptberuflich Anwalt. Er war nur der, der Leute wie Less mit den richtigen Waren versorgt hat, damit sie in meine Nähe kommen."

Blake antwortete nicht, Cal beobachtete die reglose Spiegelung seines Gesichts in der Glasscheibe.

„Und meine Vergangenheit. Der Mord, den ich begangen habe, die Misshandlungen durch meinen Erzeuger. Das war keine Verkettung unglücklicher Zufälle, oder? Ich war kein Pechvogel. Ihr hattet eure Finger im Spiel. Deswegen wusstest du davon. Deswegen konntest du mir sagen, wie ich es in den Griff bekomme."

Blake hob die Hände, die Handflächen nach oben gedreht.

Ich will dir nichts Böses, Caroline. Komm zu mir. Du bist ohnehin meine Beute.

Bitter verzog sie die Lippen. Der Hass, der sie überkam, war kaum in Worte zu fassen.

„Aus allen Quellen, die uns vorliegen, geht vor allem eine Sache hervor.", sagte er. „Das Tor zur Unterwelt kann nur durchschritten werden, wenn man gebrochen wurde. Das wussten schon die alten Griechen. Orpheus und Eurydike. Mit den Taten deines Vaters haben wir nichts zu tun. Wir ... wir suchten uns lediglich Kinder, die unter solchen Umständen leben mussten."

Vitriol. Der SchakalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt