𝔊𝔢𝔦𝔰𝔱

50 10 79
                                    

𝔊𝔢𝔦𝔰𝔱


Letztes Jahr


„Wie kommst du auf den Unsinn?"

„Wieso verteidigst du ihn so?"

Weil du auch eine Lügnerin bist, Cal.

„Er war gut zu mir."

Diesmal veränderte sich Mrs. Tides Gesichtsausdruck. Er wechselte von unbeteiligt zu verärgert, weil Cal nicht gehorchen wollte. Als wäre sie noch ein Kind.

„In Blakes Kreise zu geraten bedeutet nichts Gutes! Deine Schwester hat es das Leben gekostet."

„Es war ein Unfall."

„Sie hat ihm vertraut, und er hat sie hintergangen. Er wird alle hintergehen, die den dummen Fehler machen, ihm zu glauben. Er ist das Böse, Cal, glaub mir. Er ist das, wovor Gott uns schützen will. Verführung, Versuchung, Unglück."

Cal schüttelte den Kopf und konnte ein ungläubiges Lachen nicht unterdrücken.

„Bist du jetzt völlig übergeschnappt, Mum? Nur, weil er mehr in mir sieht, als du es je getan hast? Komm schon, das musst sogar du verstehen. Deine Versuche, mir das Leben schwer zu machen sind lächerlich."

„Ich wusste es.", murmelte Mrs. Tide und presste die Lippen zusammen. „Du hast dich ihm schon längst hingegeben. Wahrscheinlich hoffst du, dass er dich nimmt, wenn du dich ihm nur lange genug an den Hals wirfst."

„Du bist widerlich."

„Denk an meine Worte, Caroline. Malory hat ihn nicht überlebt, und du wirst es auch nicht tun. Geh fort von hier, solange du noch kannst."

„Ha ha. Und wohin bitte? Zurück auf die Straße, wo er mich praktisch gefunden hat? Komm schon, deine Argumente sind schwach. Du bist nicht hier, um mich vor irgendwas zu warnen, du bist hier, weil du mir mal wieder das Leben schwer machen willst."

Die anfänglichen Sympathien für ihre Mutter schwanden mit jeder Sekunde mehr.

Wie konntest du dir auch nur einbilden, sie hätte sich verändert?

„Und dieser Irre mit den Waffen?", schnappte sie. „Wahrscheinlich lässt du ihn tun, was er will, damit er bei dir bleibt."

„Unglaublich, wie umständlich du ficken beschreiben kannst."

Mrs. Tide stand auf.

„Ich versuche, dir einen Rat zu geben. Hör lieber auf mich, diese Leute sind nicht gut für dich. Weder Blake, noch der Verrückte."

„Raus.", sagte Cal kalt.

Mrs. Tide rührte sich nicht.

Cal hielt ihrem Blick stand, sie konnte den Bourbon im Atem ihrer Mutter selbst auf diese Entfernung noch riechen. Sie würde Ascensen dafür umbringen, dass er sie zu diesem Gespräch überredet hatte.

„Also. Du weißt, wo die Tür ist."

Mrs. Tide schüttelte den Kopf.

„Du weißt nicht, was du tust. Halt dich fern von ihm, Mädchen, er ist der Teufel."

Cal ließ ein freudloses Lächeln sehen.

„Danke für den Rat, Mum. Ich werde mir das hier nicht von dir kaputt machen lassen. Geh zurück in dein leeres Haus und besauf dich, vielleicht erhört Gott dann deine Gebete."

Sie hielt die Luft an, ballte die Hände ungesehen zu Fäusten, bis Mrs Tide die schwere Tür endlich hinter sich ins Schloss fallen ließ.

Cal wurde nicht unbedingt glücklicher, als sie sich in die Tür der Bibliothek lehnte und Ascensen stumme Vorwürfe machte.

Vitriol. Der SchakalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt