𝔊𝔢𝔦𝔰𝔱

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𝔊𝔢𝔦𝔰𝔱


Letztes Jahr

Ein Taxi hielt vor ihr und sie stieg ein.

Der Fahrer nickte die Adresse ab, auch wenn Cal nicht gerade so aussah, als würde sie in Kensington leben. Diesmal klappte das mit dem Anschreiben besser, allmählich bekam sie den Dreh raus, Blake war in London bekannt. 

Cal lief ein Schauer über den Rücken.

Sie war Teil von etwas Großem. Sie hatte vielleicht ihren Vater umgebracht und war Teil von etwas Großem. Keine Drogen, keine schmutzigen Geschäfte in Hinterhöfen, Geld spielte für das Kolloquium keine Rolle.

Wer hätte gedacht, dass sie nach Irewrist dieses Leben erwartete?

Sie stieg in Kensington aus. 

Klingeln erübrigte sich. In der Haustür stand New Orleans und er sah sehr, sehr wütend aus. Cals Hochgefühl verpuffte mit einem Schlag.

„Guten Morgen.", sagte er.

„Hallo." Cal klang etwas kleinlaut. Eigentlich nicht ihr Ding. Schließlich hatte sie das Recht dazu, ihre eigenen Dämonen zu bekämpfen.

„Und? Spaß gehabt?"

„Vielleicht."

„Wo bist du gewesen?"

Sie gingen in den zweiten Stock und New Orleans warf die Wohnungstür hinter sich ins Schloss. Mit verschränkten Armen stellte er sich ihr in den Weg, Cals Versuch, das unangenehme Gespräch zu umgehen, wurde vereitelt.

„Gehe niemals in einen Raum, der keinen zweiten Ausgang hat, wenn du mit New Orleans unterwegs bist.", sagte Cal bissig.

„Bist du eigentlich bescheuert? Blake hat mich nicht engagiert, damit du dich heimlich aus dem Haus stiehlst. Wo warst du? Saufen? Mit nem Kerl unterwegs?"

Oh, das war unfair. New Orleans wusste, wie man Menschen am besten verletzte. Es versetzte ihr einen Stich und sie wünschte sich, sie könnte ihn ebenso treffen, wie er sie.

„Weißt du was? Fick dich, New Orleans."

Sie drückte sich an ihm vorbei und schlug die Schlafzimmertür hinter sich zu, aber New Orleans schob den Fuß dazwischen.

„Ich kann meinen Job nicht machen, wenn du mir nicht vertraust."

„Du hörst dich schon selber reden, oder? Wie soll ich dir denn vertrauen? Du bist fast noch weniger vertrauenswürdig als Blake."

Cal wich nicht zurück, obwohl New Orleans keine handbreit von ihr entfernt stand. Er roch herb. Nach sauberen Kleidern, ein wenig Schweiß und Leder. Manchmal war Cal sich nicht sicher, ob er überhaupt aus ihrer Zeit stammte.

Sie hielt die Luft an.

„Du baust nur Scheiße, Cal. Entweder, du lässt mich mitmachen, oder ich sorge dafür, dass du keinen Fuß mehr vor die Tür setzt."

Seine Augen blitzten vor Zorn. Sie konnte sehen, dass er mit sich selbst zu kämpfen hatte. Etwas in ihm war wild. Cal erfuhr gerade mehr über ihren Begleiter, als es in jedem freundlichen Gespräch möglich gewesen wäre.

„Ich war bei meinem Vater."

New Orleans Kiefer spannten sich an.

„Du warst bei diesem Arschloch? Alleine?"

„Das musste ich alleine tun."

„Sag wenigstens vorher Bescheid."

„Du hättest mich nicht gehen lassen."

Vitriol. Der SchakalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt