23 - Through The Night

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"Ich werde dich durch die Nacht führen,
dir alle Lichter der Stadt zeigen."
(Keltek - Through The Night)

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Ich brauchte gar nicht lange warten bis Robin mich anrief und ich nahm seinen Anruf noch in dem Moment entgegen, in dem er auf meinem Handydisplay erschien.
„Heyy Svenja!"
Ich lächelte als ich seine Stimme am anderen Ende der Leitung hörte.
„Heyy."

Um Ennie und Finja nicht zu stören ging ich auf den Balkon und setzte mich dann auf die Decke, die wir die letzten Tage hierher hatten.
Es war draußen relativ warm. Der Himmel war leicht bewölkt, aber stellenweise funkelten ein paar Sterne am Himmel und der Vollmond erhellte die Häuser von Neapel.

„Haben eure Lehrer das eigentlich mitbekommen, als du aus dem Fenster rufen musstest?"
Ich schüttelte den Kopf bis mir einfiel, dass er mich ja gar nicht sehen konnte.
„Nein, alles gut, aber ich hoffe ich habe nicht alle Anwohner wieder aufgeweckt."

„Dann ist ja gut, ich wollte nicht, dass du schon wieder wegen uns Probleme bekommst."
Ich lächelte vorsichtig. Ich fand es süß, dass er sich um mich sorgte.
„Wollen wir vielleicht über Videoanruf telefonieren?"

„Können wir gerne machen."
Es freute mich, dass Robin meinen Vorschlag annahm und keine Sekunde später tauchte er auf meinem Bildschirm auf.
Er saß am Fenster auf der Fensterbank vom Hotelzimmer. In der Scheibe spiegelte sich sein Gesicht. Seine Haare waren leicht durcheinander, wie eigentlich immer, und seine Augen leuchteten im Mondlicht.

„Du bist so hübsch."
Ich lächelte, einerseits wegen seinem Kompliment und andererseits, weil er leicht angetrunken sein musste. Sowas sagte er sonst selten und bisher eigentlich immer nur wenn wir abends etwas länger unterwegs waren und es immer später wurde. Dementsprechend wenn er etwas Alkohol im Blut hatte.
Theoretisch wäre es mir lieber gewesen, wenn er bei diesem Telefonat komplett nüchtern gewesen wäre. Ich wusste nicht ob das für unser Gespräch vielleicht besser gewesen wäre, aber ich blendete diesen Fakt in diesem Moment einfach aus. Ich war einfach nur glücklich, dass wir die Zeit nutzen konnten und reden konnten, abseits von den anderen, die mittlerweile bestimmt schon schliefen.

„Es tut mir..."
Er setzte an um sich erneut zu entschuldigen, aber ich unterbrach ihn. Ich wollte nicht, dass unser Gespräch wieder einen negativen Beigeschmack hatte. Die letzten beiden Tage waren schlecht genug und ich wollte endlich wieder mit ihm reden ohne an die vergangenen Tage zu denken.

„Psst."
Er schaute mich an und wollte etwas sagen, aber ich kam ihm zuvor.
„Du brauchst dich nicht entschuldigen, was passiert ist, ist passiert. Wollen wir das nicht einfach vergessen? Ich möchte dieses Negative zwischen uns loswerden, es bringt doch nichts."
Robin nickte. Er schien zwar ein bisschen verwundert über meine Reaktion, aber er verstand sehr gut, was ich damit meinte.
„Stimmt. Ich habe vorhin mit Paola gesprochen, sie schien das einzusehen. Ich weiß nicht ob sie es jetzt für immer sein lassen wird, aber ich hoffe es. Ich möchte nicht, dass sie uns das zerstört, was wir haben."

Ich nickte als Antwort und er fuhr fort.
„Ich hatte gestern wirklich Angst. Angst dich zu verlieren. Ich habe mich so leer gefühlt als du nicht geantwortet hattest und ich keine Möglichkeit hatte dich zu sehen oder mit dir zu sprechen."
Er pausierte kurz und er sah überrascht aus, als hätte er nicht erwartet das vor mir zuzugeben.
„Danke."

„Wofür?"
Robin beantwortete leicht zurückhaltend meine Frage:
„Dass du mir noch eine Chance gibst..."

„Ich wäre doch blöd dich deswegen gehen zu lassen."
Und genau wie ich es sagte, dachte ich es auch. So wie er für mich empfindet, hat noch nie jemand zuvor es getan. Vielleicht brauchten wir diese Erfahrung, um wert zu schätzen, was wir aneinander hatten.
„Wärst du das?"

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