"Gib mir etwas zum Fühlen,
etwas das real ist,
etwas, dass ich für immer behalten kann."
(Anki - Just A Game)_________________________
In diesem Raum schienen die schwarzen Fliesen besonders zu glitzern und die rot angestrahlte Backsteinmauer ließ den Raum genauso gemütlich wirken, wie in dem mit der Dartscheibe. Der in dem wir uns nun befanden war allerdings kleiner und in der Mitte stand ein schwarzer Billardtisch auf dem die bunten Billardkugeln und zwei Queues lagen.In einer Ecke stand eine Pflanze und in einer anderen Ecke war eine runde Ablagefläche für Getränke und sowas.
Im Gegensatz zu dem Raum, in dem wir gerade eben waren, gab es hier keine Sitzgelegenheiten.„Du hast wirklich noch nie Billard gespielt?“
Robin ließ meine Hand los und nahm die Queues. Er schaute sich die beiden an und gab mir dann einen in die Hand. Er legte die Kugel zurecht und räumte das Dreieck und den kleinen blauen Würfel, der auf der Fläche lag, auf die runde Ablage. Ich wusste nicht Mal wofür der blaue Würfel sein sollte, aber scheinbar brauchten wir ihn auch nicht.„Nicht wirklich.“
Ich antwortete ihm unsicher.Er lächelte, mit diesem Lächeln welches ich so sehr an ihm mochte.
„Na dann wirds höchste Zeit. Weißt du denn in etwa wie das geht?“„Ein bisschen vielleicht.“
Ich war nervös. Einerseits wollte ich mich auf keinen Fall vor ihm blamieren. Andererseits stieg meine Nervosität alleine dadurch, dass ich das erste Mal ganz alleine mit Robin in einem Raum war. Ich wäre wahrscheinlich auch nervös, wenn ich total gut in Billiard wäre.Robin nahm sich ein wenig Zeit und erkläre mir alles Wichtige was ich wissen musste. Als er mir alles erklärt hatte nahm er seinen Queue und setzte für den ersten Zug an. Wenn das beim Billiard so hieß.
Er traf die weiße Kugel die daraufhin alle anderen Kugeln berührte und diese sich überall auf dem Tisch verteilten. Eine gelbe Kugel fiel ins Loch, also machte er einen weiteren Zug, bei dem er aber dieses Mal aber keine Kugel versengte.
„Hast du zugeschaut?“Ich nickte vorsichtig.
„Dann probiere es einfach aus, du hast die halben Kugeln!“Ich bewegte mich auf die linke Seite des Tisches zu, wo die weiße Kugel lag, mit der ich spielen musste. Ich schaute kurz wo die halben Kugeln lagen. Was ein blöder Begriff, die Kugeln waren trotzdem normale Kugeln und nur anders gefärbt.
Ich versuchte seine Bewegung von eben nachzuahmen. Also nahm ich den Queue irgendwie in die Hand und lehnte mich über den Tisch zur weißen Kugel. Ich konzentrierte mich um die dahinter liegende rote Kugel irgendwie ins Loch zu schaffen oder wenigstens zu berühren.
Grade als ich den Queue zur Kugel bewegen wollte, sah ich im Augenwinkel, dass Robin sich bewegte und zu mir kam.„Pass auf, ich helfe dir beim ersten Mal.“
Er lehnte sich von hinten an mich an, nahm meine Hand und legte sie ein kleines bisschen anders neben den Queue. Er legte seine Hand leicht auf meine und setzte an um den Queue zur weißen Kugel hinzubewegen.Normalerweise wäre mir die Situation unheimlich unangenehm gewesen aber irgendwie war es keineswegs befremdlich. Er war mir so nah wie noch nie und da er sich über mich gebeugt hatte, spürte ich seinen Atem in meinem Nacken. Meine Nackenhärchen stellten sich auf und ich hatte eine leichte Gänsehaut.
„So, jetzt kannst du, wir machen das zusammen.“
Er nahm meine beiden Hände und bewegte sie so, dass ich mit dem Queue die weiße Kugel berührte und diese die dahinter liegende ins Loch beförderte. Ich lächelte als die rote, halbe Kugel vom Tisch verschwand.Robin hatte sich bereits wieder von mir entfernt und setzte zum nächsten Spielzug an, bei dem er eine weitere Kugel versenkte.
„Probiere es doch mal alleine.“
Er lächelte mir ermutigend zu, als ich wieder am Zug war.Ich stellte mich an den Tisch und bewegte mich dann in die Position in die mich Robin gerade eben geführt hatte. Da er nichts sagte, schien er zufrieden zu sein. Ich konzentrierte mich also und spielte den Zug und tatsächlich verschwand eine Kugel im Loch.
Innerlich war ich wirklich stolz auf mich, aber ich war schlichtweg zu schüchtern um meine Emotionen zu zeigen. Ich schaute zu Robin um seine Reaktion zu sehen.
Er lächelte und es schien, als sei er ebenfalls stolz auf mich.
„Super, geht doch!“Ich lächelte unsicher.
„Seit wann bist du so schüchtern?“
Robin kam auf mich zu. Er lächelte immer noch und als er direkt vor mir stand nahm er eine Haarsträhne, die mir im Gesicht hing, und strich diese hinter mein Ohr.Ich antwortete ihm nicht, denn die einzig richtige Antwort wäre seine Anwesenheit gewesen, aber das konnte ich ja schlecht vor ihm zugeben.
Ich musterte ihn also. Er schaute mir in meine Augen. Seine blauen Augen funkelten, als wären dort tausende Sterne gefangen.
Dann schaute ich seine Lippen an. Sie glänzten leuchtend rot durch das Licht in diesem Raum. In diesem Moment hätte ich ihn so gerne geküsst, immerhin waren wir alleine und der Moment war perfekt, aber ich traute es mich nicht.Ich hatte Angst, dass er nicht das gleiche empfand wie ich und mich nicht küssen wollte. Ich hatte Angst enttäuscht und verletzt zu werden. Ich hatte Angst, dass mein Herz brechen würde, denn Robin füllte mein Herz täglich ein Stückchen mehr.
Unsicher biss ich mir auf meiner Lippe rum und bewegte meinen Blick wieder von seinen Lippen weg und zu seinen Augen hinauf. Er schaute mich noch immer an.
Robin kam noch ein Stückchen näher und ich wollte reflexartig einen Schritt nach hinten machen, aber ich stand bereits direkt am Billardtisch.
Er griff mit einer Hand sanft an meine Taille und zog mich näher zu sich, so dass kaum noch Platz zwischen uns war. Ich hörte ihn atmen und beinahe konnte ich seinen Herzschlag hören.
Mein Herz schlug immer schneller und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.Die Haarsträhne, die Robin mir eben hinters Ohr gesteckt hatte fiel mir wieder ins Gesicht, so dass Robin sie erneut nahm und wieder hinter mein Ohr strich. Dann legte er seine Hand in meinen Nacken und strich mit seinem Daumen sanft über meine Wange.
„Svenja, was machst du nur mit mir...“
Robin sprach leise aber bedacht. Er lächelte und ich liebte die Weise wie er meinen Namen aussprach. Es war das erste Mal, dass er meinen Namen gesagt hatte.
Langsam zog er mich noch näher zu sich hin, er war vorsichtig und ich glaubte einen kleinen Funken Angst in seinen Augen zu sehen. Angst davor, dass ich zurückzucken könnte. Aber das tat ich nicht denn noch nie zuvor fühlte ich mich geborgener und wohler als ihm gerade bei ihm.Wir näherten uns weiter, bis unsere Lippen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Mein Herz schlug so schnell, dass ich Angst hatte, dass es sich überschlagen könnte und ich war mir nicht sicher ob ich zitterte, weil ich so nervös war. Ich merkte wie mein Puls stieg und war mir sicher, dass mein Herz so schnell und laut schlug, dass er es hören konnte.
Als unsere Lippen dann fast aufeinander lagen nahm mir Robin den Blick auf seine funkelnden Augen in dem er sie schloss. Ich schloss meine Augen ebenfalls. Wir beide wussten, was nun passieren würde. Ich freute mich unbeschreiblich dolle auf diesen Moment, in dem ich ihm endlich so nah sein konnte, wie ich es mir die letzten beiden Tage gewünscht hatte.
„Svenja, Robin wir...oh...“
Gerade in dem Moment in dem sich unsere Lippen berührten platze Ennie durch die Tür rein.
Robin zuckte weg und machte einen Schritt zurück. Ich erkannte die Enttäuschung in seinen Augen.„Ich wollte euch nicht stören, ich wusste ja nicht…“
Ennie brach ihren Satz ab und startete neu.
„Wir müssen jetzt zurück zu unserem Hotel, sonst kommen wir zu spät.“

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dieci giorni
RomanceSvenja und ihre Freundinnen fliegen Mitte September für zehn Tage nach Neapel auf Abschlussfahrt. Kurz vor der stressigen Zeit des Abiturs können sie dem Alltag entfliehen, feiern und neue Leute kennenlernen. Svenjas Lehrerin scheint das jedoch and...