06 - Closer

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"Du siehst so gut aus wie an dem Tag, an dem ich dich getroffen habe,
ich vergesse einfach, warum ich dich verlassen habe, ich war verrückt."
(The Chainsmokers - Closer)

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Als wir später wieder im Hotel angekommen waren, hatten wir noch etwa eine Stunde bevor wir losgehen mussten.

In der Zwischenzeit duschte ich mich kurz.
Noch während meine Haare im Handtuchturban steckten suchte ich mir ein Outfit raus. Ich nahm eine kurze, helle Jeanshose und ein schlichtes, weißes T-Shirt.
Danach föhnte ich meine Haare trocken und machte mich fertig.
Auch Ennie und Finja waren nach mir kurz nochmal im Badezimmer verschwunden und als alle fertig waren gingen wir los.

Das Hotel von Robin und seinen Freunden war nur zwei Stationen mit der Straßenbahn entfernt und daher waren wir schnell da.
Als wir aus der Straßenbahn stiegen erkannte ich Robin und die drei anderen Jungs die am Ende des Bahnsteigs auf uns warteten.
Und erst dann fiel mir ein Problem ein; wie sollte ich ihn begrüßen?

Gestern vor der Bar war es eine einfache wörtliche Begrüßung gewesen ohne irgendwas anderes. Die Hand zu geben wäre wahrscheinlich zu ernst. Ein Handschlag? Nein, das machten eher Jungs untereinander. Eigentlich hätte ich ihn gern umarmen wollen, aber ich wusste nicht ob das vielleicht zu aufdringlich rüberkommen würde. Also beschloss ich, dass es wohl einfach wie gestern ablaufen würde.

Also ging ich, mehr oder weniger, selbstbewusst auf ihn zu und wollte ihn begrüßen, als er mich in eine Umarmung zog. Ich war etwas überfordert und mein Selbstbewusstsein verflog mit jedem weiteren Moment, in dem wir uns umarmten. Trotzdem genoss ich es in seinen Armen zu sein und seine Nähe zu spüren. Ich atmete tief ein und lächelte glücklich.
Mein Lächeln blieb auch nachdem wir uns aus der Umarmung lösten.

Die anderen drei Jungs warfen lediglich ein "Hey" in die Runde. Wir taten es ihnen gleich und machten uns dann auf den Weg ins Hotel.

Das Hotel spielte zumindest von außen in einer anderen Liga als unseres und auch von innen blieb dieser Eindruck behalten.
Es wirkte sehr modern und es hatte sogar einen Aufzug.
Je weiter wir durch die Gänge des Hotels wanderten, desto sicherer wurde ich mir, dass dieses Hotel eher eins für normale Urlaube war. Es entsprach keineswegs dem Standard für eine Abschlussfahrt mit einer Schulklasse.

Auf dem Weg kam uns zwei Mädchen entgegen. Eine, sie war groß, hatte lange, honigblonde Haare und sonnengebräunte Haut, lächelte uns an.
Die andere war etwas kleiner und hatte platinblonde Haare, aber sie schaute nicht zu uns.
Beide kamen mir nicht bekannt vor. Vielleicht war sie ja aus dem Kurs von den Jungs, sie war etwa so alt wie wir. Aber hätten die Jungs dann nicht anders reagiert und sie gegrüßt?

Während ich noch über das Mädchen nachdachte standen wir schon vor dem vermeintlichen Zimmer von den Jungs. Robin war gerade dabei aufzuschließen und deutete uns dann reinzugehen.
Auch das Hotelzimmer war deutlich größer als unseres und es war genug Platz für sieben Leute. Wenn wir uns bei uns im Hotel getroffen hätten, wäre es ziemlich voll auf dem kleinen Zimmer gewesen.

Ennie, Finja und ich nahmen auf einem der vier Betten Platz, während die Jungen es sich auf den anderen drei Betten gemütlich machten.
Wir begannen uns drüber zu unterhalten was wir heute gemacht hatten. Doch als jeder etwas von heute erzählt hatte kehrte Stille ein.

„Was wollen wir jetzt machen?"
Chris war der erste der die Stille brach und bevor jemand anderes etwas sagen konnte, war es Ennie die eine Idee vorschlug.
„Also ich bin ganz klassisch für Flaschendrehen mit Aufgaben."

Ich warf ihr einen bösen Blick zu, denn sie wusste genau, dass ich alles, wirklich alles, lieber machen würde als Flaschen drehen.
Es gab jedoch keine andere Gegenstimme, so dass wir uns auf den Boden in einen Kreis setzten.

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