19 - Roses

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"Nimm mich zurück zu der Zeit, die nur wir kennen."
(The Chainsmoker - Roses)

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Als ich aufwachte war es stockdunkel. Der Wecker hatte ziemlich sicher noch nicht geklingelt und Ennie und Finja schliefen noch tief und fest.
Mein Blick ging zum Fenster, aber auch durch die Vorhänge kam kaum Licht. Es schien also noch mitten in der Nacht zu sein. Um die genaue Uhrzeit zu erfahren, schaute ich kurz auf mein Handy.

Halb vier.
Außerdem blinkte die kleine Leuchte an meinem Handy grün auf; ich hatte Nachrichten, wahrscheinlich von Robin.

Ich hatte von ihm geträumt. Wir waren beide in einem Park gewesen und durch das grüne Gras gestreift. Die Kirschbäume neben uns blühten rosa und die Sonne schien angenehm warm auf uns hinab. Auf der Wiese flogen mehrere Schmetterlinge herum und mein Magen hatte gekribbelt, als wären dort noch viele weitere unterwegs gewesen. Wir waren glücklich, hatten gelacht und uns geküsst.
Ich wünschte es wäre keim Traum gewesen. Der gestrige Tag hätte von mir aus einer sein können, ein Alptraum, denn das war er auch so bereits.

Mein Blick fiel auf seinen Pulli den er mir vorgestern gegeben hatte. Er hing am Kleiderständer bei den Jacken und irgendetwas in mir wollte, dass ich zum Pulli ginge, ihn mir hole anziehen und mich darin verstecke. Verstecke vor all dem was hier gerade passierte. Verstecke vor meinen Gefühlen

Ich schaute nachdenklich auf mein Handy, dann entsperrte ich es und klickte auf WhatsApp.
Ich zögerte etwas, aber ich tat es.

Dann schluckte ich.
Robin hatte mir eine Menge Nachrichten geschrieben. Die Anzahl der Zahl war zweistellig.

Ich klickte vorsichtig auf seinen Chat.

Ich las seine erste Nachricht, diese war noch von gestern Mittag, bevor wir zurück ins Hotel gefahren waren.
'Hey, wollen wir, wenn wir mit der Führung durch sind, was zusammen machen?'

Kurze Zeit später hatte er gefragt ob alles gut sei und warum wir so schnell weg waren. Wenn er eins und eins zusammenzählen könnte, dann wüsste er warum.

Dann gab es eine kleine Pause, knappe zwei Stunden in denen er mir nichts geschrieben hatte.

'Svenja?'

Und wieder eine halbe Stunde später kam die nächste.

'Svenja, was ist los? Antworte mir bitte...'

Mir rollte eine kleine Träne herunter, als ich seine Nachrichten las..
Erst jetzt begriff ich, dass ich ihn scheinbar damit verletzt hatte, dass ich mich nicht mehr gemeldet hatte.
Aber er hatte mich auch verletzt und scheinbar schien er gar nicht zu wissen warum genau. Aber sollte ihm das nicht klar sein?

'Svenja, habe ich was falsch gemacht?'

Ich lachte fast leise. Das schien meine Aussage zu bestätigen. War er sich darüber denn wirklich nicht bewusst? Oder wollte er die Mitleidsschiene spielen?

'Es tut mir leid, wenn es so ist, ich wollte das nicht.'
'Melde dich doch bitte.'

Mein Kopf war leer. Ich wusste nicht was ich denken sollte. Ich wollte ihn nie verletzen. Ich wollte nicht, dass es ihm schlecht geht. Aber er schien nicht mal zu wissen was los war und das obwohl er ein anderes Mädchen geküsst hatte.
Beziehungsweise sie ihn.

Ich war verwirrt und verletzt, verärgert aber traurig. Ich war wütend auf ihn und auf mich.

'Svenja... Du bist mir wirklich wichtig.'
'Können wir telefonieren?'

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